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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition)
Autoren: Kwei Quartey
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schütten den Rest weg.«
    »Ganz und gar nicht. Sie sollten ihre Gesichter sehen, Inspector, und miterleben, wie dankbar sie sind, dass jemand ihnen Aufmerksamkeit schenkt, sie verwöhnt. Das ist ein Erlebnis, von dem sie ein Leben lang zehren. Und ich sage ihnen immerzu, dass man all die Dinge durch Arbeit und Bildung erreicht. Auf diese Weise ermuntere ich sie, die Unterrichtsangebote zu nutzen, die SCOAR und andere Organisationen bieten.«
    Dawson sah Botswe an. »Das ist mit das Seltsamste, was ich jemals gehört habe.«
    »Weil Sie ein Zyniker sind, wie die meisten Menschen, Inspector. Sie glauben nicht, dass Leute, die viel besitzen, denjenigen, die nichts haben, Freundlichkeit entgegenbringen können. Wollen Sie mir erzählen, Sie hätten noch nie etwas Vergleichbares getan?«
    Plötzlich dachte Dawson an Sly und daran, wie er gehofft hatte, den Jungen in einer Schule unterzubringen. Aber das war etwas anderes, oder nicht? Schulbildung würde ihn im Leben vermutlich weiterbringen. Wie aber konnte eine Nacht in einem schicken Haus helfen?
    »Wie viele Kinder sind schon in den Genuss dieser Gegenleistung gekommen?«, fragte Dawson.
    »Zwischen zwanzig und dreißig.«
    »Wo waren Sie am Samstagabend, dem fünften Juni, Doctor?«
    »Fünfter Juni?« Botswe dachte nach. »Ah, da war ich in Kumasi, wo ich meine Schwester übers Wochenende besucht habe. Ist das nicht das Datum von Musa Zakaris Ermordung?«
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis. Wann kamen Sie in Kumasi an?«
    »Am Samstagnachmittag gegen drei ungefähr.«
    »Wer kann das bezeugen?«
    »Meine Schwester Eloise, versteht sich. Und Austin Ansah auch.«
    »Warum? Ist er mit Ihnen gefahren?«
    »Nein, aber er hat das Haus an dem Wochenende gehütet. Ich gab Obi frei, und ich habe es nicht gern, wenn niemand hier ist. Es wurde schon versucht, hier einzubrechen.«
    »Austin ist ein ehemaliger Student von Ihnen und hütet Ihr Haus? Wie ungewöhnlich. Gibt es noch eine andere Verbindung zwischen Ihnen beiden?«
    Botswes Augen wurden unruhig. »Nur weil ich gut situiert bin, bin ich nicht automatisch unfreundlich.«
    »Aber das ist etwas anderes«, entgegnete Dawson fest. »Nein, hier geht es nicht um Freundlichkeit. Ich glaube, die Verbindung zwischen Ihnen beiden ist Genevieve.«
    »Tja, er ist ihr Bruder. Ich weiß nicht, worauf Sie sonst hinauswollen, Inspector.«
    »Ich will darauf hinaus, dass Sie und Genevieve keine rein berufliche Beziehung unterhalten.«
    »Was bringt Sie auf diese absurde Idee?«
    »Zum einen hält sie sich mitten in der Nacht in Ihrem Haus auf. Zum anderen erzählte sie mir, das Wiz-Kudowor-Gemälde in ihrem Büro wäre ein Geschenk. Die Preise für seine Kunst bewegen sich im fünfstelligen Dollarbereich, folglich muss der Schenkende wohlhabend sein.«
    »Und ich bin der einzige wohlhabende Mann in diesem Land?« Botswe lächelte.
    »Nein, aber auch Sie haben ein Bild von Wiz bei sich zu Hause. Dieser Zufall scheint mir zu groß, um rein zufällig zu sein, falls Sie wissen, was ich meine.«
    »Okay, Sie haben recht.« Botswe schloss für einen Moment die Augen. »Bitte, ich möchte nicht, dass es öffentlich wird, Inspector. Um ihretwillen.«
    »Dafür habe ich Verständnis. Darf ich Sie noch fragen, wo Sie am Montagabend, dem einundzwanzigsten Juni waren? Das war der Tag, an dem wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Am nächsten Morgen wurde Ebenezers Leiche gefunden.«
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich in meinen Kalender sehe?«
    »Nein, nur zu.«
    Botswe tippte ein paar Mal auf sein Handy. »Ach, du liebe Güte«, murmelte er verlegen.
    Dawson hätte beinahe gegrinst. »Waren Sie mit Genevieve zusammen?«
    »Ja.«
    »Na gut. Ich lasse mir das von ihr bestätigen. Was ist mit der Nacht darauf?«
    »Ähm, da habe ich eine Dinnerparty gegeben. Ich kann Ihnen die Namen der Gäste nennen.«
    »Wie lange sind Ihre Gäste geblieben?«
    »Die meisten sind gegen Mitternacht gegangen, aber ein paar sehr enge Freunde blieben noch einige Stunden länger – Sie wissen schon, zu Brandy und Zigarren. War das nicht die Nacht, in der Comfort ermordet wurde und Sie mich zwischendurch zum Tatort riefen?«
    »Stimmt.«
    »Ich sage das ungern, Inspector, aber ich bin nicht der Mörder, nach dem Sie suchen. Sie verschwenden Ihre Zeit mit mir.«
    »Das entscheide ich. Ihre Alibis müssen überprüft werden. Ich brauche die Telefonnummern Ihrer Schwester Eloise und aller Gäste, die am zweiundzwanzigsten Juni hier waren.«
    »Ja, die kann ich Ihnen
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