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Abzocker

Abzocker

Titel: Abzocker
Autoren: Lawrence Block
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meinen anderen. Ich spürte selbst in dem kalten Wasser ihre süße animalische Wärme.
    »So richtig?«
    Ich sagte, sie mache es ausgezeichnet.
    »Was muss ich jetzt tun?«
    »Bewegen Sie Ihre Arme.«
    Sie bewegte mehr als ihre Arme; es war eine Art Kraulstil. Ihre Brüste hüpften dabei auf meinem Arm. Sie schlug leicht mit ihren langen Beinen aus, und ihre Hüften rotierten über dem anderen Arm.
    Ich fragte mich, wer hier bei wem Stunden nahm.
    So alberten wir noch eine Weile herum. Sie sagte, sie heiße Mona, und ich sagte, mein Name sei Lennie. Sie sah aus wie eine Sexgöttin und hatte dazu auch noch richtig Humor. Ein paarmal vergaß ich direkt, dass sie die Frau eines anderen war, jemand, der mir die nächsten Monate finanzieren würde. Ich stellte mir vor, wir wären einfach zwei nette Menschen, die sich am Strand vergnügten.
    Dann erinnerte ich mich wieder daran, wer sie war und wer ich war, und die nette Illusion schwand dahin.
    »Lennie …«
    Wir waren wieder am Strand, und ich trocknete ihr den Rücken mit einem großen, gestreiften Handtuch ab.
    »Ich muss jetzt auf mein Zimmer zurück, Lennie. Er wartet bestimmt schon auf mich. Es ist schon ziemlich spät.«
    Ich wusste genau, wen sie mit er meinte.
    »Wann kann ich Sie wieder sehen, Mona?«
    »Heute Abend.«
    »Können Sie denn weg?«
    »Natürlich.«
    »Wo und wann?«
    Sie dachte nach, ganze drei Sekunden lang. »Hier«, sagte sie. »Um Mitternacht.«
    »Ist der Strand nachts nicht geschlossen?«
    Sie lächelte mich an. »Sie sind doch ein kluger Mann«, sagte sie. »Sie finden bestimmt einen Weg, wie Sie hier alleine auf den Strand kommen. Meinen Sie nicht?«
    Das meinte ich schon.
    »Mitternacht«, sagte sie. »Hoffentlich scheint heute Nacht der Mond. Ich mag es, wenn der Mond scheint.«
    Sie drehte sich um und ging. Ich sah ihr nach. Ihr Gang war atemberaubend, gerade so, dass man nicht sofort an eine Hure dachte, und mit dem Maß an Provokation, das sich eine Frau noch leisten konnte, die nicht als billiges Flittchen gelten will. Ich fragte mich, wie lange sie wohl gebraucht hatte, um diesen Gang einzustudieren. Doch vielleicht war sie auch ein Naturtalent.
     
    Ich ließ mich von der Sonne abtrocknen. Dann ging ich über den heißen Sand zu dem Tunnel unter der Uferpromenade und zum Hoteleingang für Badegäste. Ich warf dem Angestellten mein Handtuch zu und lächelte ihn an. Dann fuhr ich im Lift bis ins oberste Stockwerk und ging zu meinem Zimmer. Den Zimmerschlüssel hatte ich in die Tasche meiner Badehose gesteckt. Ich nahm ihn heraus, feucht wie er war, und schloss auf.
    Wieder duschte ich, um das Salzwasser loszuwerden. Diesmal dauerte es etwas länger, denn das Hotel hatte eine nette Einrichtung: Man konnte eine Salzwasserdusche oder eine normale nehmen, je nachdem, wie man sich gerade fühlte. Beim ersten Mal passte ich nicht auf. Es war recht angenehm, aber ich blieb natürlich so salzig wie zuvor. Dann kam ich hinter die Kniffe des Systems und duschte mit normalem Wasser.
    Als ich endlich aus der Dusche stieg, war es Zeit zum Abendessen. Die Vorstellung, denselben Anzug tragen zu müssen, den ich schon im Zug angehabt hatte, sagte mir nicht besonders zu, also beschloss ich, mir die Spende von Mr. L.K.B. etwas näher anzusehen. Wenn ich Glück hatte, passten mir seine Anzüge. Und wenn ich noch mehr Glück hatte, dann hatte er etwas Bargeld in die Koffer gepackt. Manche Leute tun das, auch wenn Sie es nicht glauben wollen.
    Die Koffer waren abgeschlossen. Aber mit Kofferschlössern ist es genauso wie mit Schrankschlössern: Sie sind alle gleich. Ich fand einen Schlüssel, der in das Schloss des kleinen Koffers passte, und sperrte auf.
    Wer auch immer dieser L.K.B. war, er hatte die falsche Größe. Seine Hosen waren zu kurz und um die Taille zu weit. Ich versank in seiner Unterwäsche. Aber Gott sei Dank hatten wenigstens seine Füße die richtige Größe. In dem kleinen Koffer befanden sich zwei Paar teure Schuhe, die mir passten. Ich entdeckte zehn Paar Socken, aber ich machte mir gar nicht erst die Mühe, sie alle anzuprobieren; wenn die Schuhe passten, passten auch die Socken. Es sei denn, der Bursche hatte wirklich ungewöhnliche Füße.
    Soweit der kleinere Koffer. Ich stopfte das Zeug in meine Schubladen und stellte ihn in den Schrank zurück. Dann nahm ich mir den großen Koffer vor, legte ihn auf das Bett und öffnete ihn mit dem Schlüssel.
    Die Jacketts hängte ich ohne einen weiteren Blick in den Schrank. Ich war
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