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Abzocke im Online-Chat

Abzocke im Online-Chat

Titel: Abzocke im Online-Chat
Autoren: Stefan Wolf
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seinem Brillengestell.
    »Nachsehen? Soso...« Leihmer
schaute von einem zum anderen. Sein Blick blieb an Karl haften. »Und ihr? Habt
ihr denn nachgesehen?«
    Klößchen schüttelte heftig den
Kopf. Karl zuckte die Achseln. Gaby sperrte den Mund auf. Und Tim senkte den
Blick. Dann besann er sich. Warum sollte er Leihmer etwas vorspielen? Jeder
andere hätte auch die Aktenmappe geöffnet. Das war ja nicht verboten. Drinnen
hätte sich ja auch die Telefonnummer oder die Anschrift des Besitzers befinden
können.
    »Logisch«, sagte Tim und hob
den Kopf, so hoch er nur konnte. »Was dagegen? Außer einem roten Notizbuch
haben wir nichts gefunden. Hoffentlich behaupten sie jetzt nicht, dass sich
darin außerdem ein Notebook befand oder sonst etwas Wertvolles, das wir Ihnen
geklaut haben sollen.«
    »Aber, aber, nichts davon habe
ich euch unterstellt«, sagte Johann Leihmer und wirkte sehr selbstsicher. »Und
das Notizbuch ist auch kein Staatsgeheimnis. Da stehen nur ein paar Zahlen
drin. Telefonnummern von Freunden und Bekannten.« Damit verabschiedete er sich.
    Tim schaute ihm kopfschüttelnd
hinterher. »Telefonnummern, das ich nicht lache. Jede Wette, der hat uns gerade
angelogen. Aber warum nur? Und er hätte uns auch nicht sagen müssen, was in dem
bescheuerten Heft steht. Blickt ihr da durch?«
    Darauf wusste niemand eine
Antwort. Und es war nicht einmal klar, ob die Aktenmappe wirklich Johann
Leihmer gehörte. Tim hatte das dumpfe Gefühl, dass der Typ sie gerade
angeschmiert hatte.
    Klößchen dachte nur daran, den
Finderlohn umgehend in Eis umzusetzen. Aber Karl war dagegen. Er wollte jetzt
endlich bei SUPER-ELEKTRO seinen neuen Laptop kaufen.
    Wenn es nicht schon zu spät
war...

 
     
    Sie jagten durch die Stadt.
Karl fuhr an der Spitze und
gab ein mörderisches Tempo vor. Er zog die anderen mit. Auch Klößchen legte
sich mächtig ins Zeug und hatte höchstens zwanzig Meter Rückstand. Selbst Tim
musste sich anstrengen, um nicht den Anschluss zu verlieren.
    Ab und zu schweiften seine
Gedanken ab und landeten bei dem komischen Mann im roten Anzug. Was bedeuteten
die Abkürzungen und Zahlen in dem roten Notizbuch? Tim neigte manchmal dazu,
hinter allem ein Verbrechen zu wittern.
    Abgehetzt und durchgeschwitzt
erreichten sie das Industriegebiet am südlichen Stadtrand. Lagerhäuser,
Niederlassungen von verschiedenen Speditionen, zwei große
Lebensmittelgroßhändler, eine Menge Bürohäuser und SUPER-ELEKTRO. Die Filiale
war erst vor einem halben Jahr eröffnet worden. Woche für Woche wurden die
Kunden mit sensationellen Schnäppchen angelockt: Flachbildfernseher, Handys,
Waschmaschinen und Kühlschränke waren ebenso im Angebot wie Staubsauger,
Kaffeemaschinen, Computer, Drucker und Laptops in allen Größen und
Preisklassen.
    Karl hatte sich ausführlich
informiert und sich schließlich für ein Multimedia-Notebook entschieden. Nach
seinen Worten war das Gerät der absolute Hammer, ein Spitzengerät, das bei
allen Tests in verschiedenen Fachzeitschriften die Höchstnote bekommen hatte.
    Die interne Festplatte konnte
80 Gigabyte speichern und locker mit einer zusätzlichen Festplatte erweitert
werden. Mit einem eingebauten Modem konnte die Verbindung zum Internet
hergestellt werden. Lautsprecher, Webcam und Grafikkarte gehörten natürlich
auch zu dem Wunderwerk, dessen Monitor diagonal 17 Zoll groß war. Ein
super-modernes Betriebssystem war bereits installiert. Ein Knopfdruck genügte,
und Karl konnte sofort loslegen.
    Seit Wochen nervte er seine
Freunde mit seinem gesammelten Fachwissen. Wenn sie nicht irgendwann die Ohren
auf Durchzug gestellt hätten, wären sie wahrscheinlich durchgedreht. Oder sie
könnten jetzt mit ihren Kenntnissen bei SUPER-ELEKTRO einen Job als
Fachverkäufer ergattern.
    Der Parkplatz hinter dem
Elektroladen war so groß wie ein Fußballfeld und nicht einmal zur Hälfte
gefüllt.
    »Ist ja gar nix los hier«,
meinte Klößchen. »Wahrscheinlich ist dein Superschnäppchenlaptop längst aus
verkauft.«
    Es sollte ein Spaß sein, mit
dem er Karl aufziehen wollte. Aber er erwischte Karl auf dem falschen Fuß.
    Für Späße dieser Art hatte er
im Augenblick keine Antenne.
    »Deine Schuld, wenn es so ist«,
sagte er und musterte Klößchen mit einem Mörderblick.
    Klößchen antwortete mit einem
Lächeln. Es war jetzt besser, Karl nicht weiter zu ärgern.
    Sie parkten ihre Räder neben
einem Müllcontainer am vorderen Rand des Parkplatzes und eilten zum Eingang.
Die gläserne Tür
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