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Abzocke im Online-Chat

Abzocke im Online-Chat

Titel: Abzocke im Online-Chat
Autoren: Stefan Wolf
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öffnete sich automatisch. Karl stoppte vor einer
Informationstafel. Er war total hibbelig, nahm andauernd die Brille ab und
setzte sie wieder auf. Endlich fand er, was er suchte.
    »Wir müssen in die dritte
Etage«, sagte er mit einer Leichenmiene und lief voran. Zwei Rolltreppen später
waren sie am Ziel. Klößchen, Gaby und Tim drückten ihrem Freund insgeheim die
Daumen, dass der Laptop noch nicht ausverkauft war, damit die Nerverei endlich
ein Ende hatte.
    Das Angebot war verwirrend, die
Abteilung größer als vier Klassenzimmer nebeneinander. Dutzende von Notebooks
standen zur Auswahl und bereit, von den Kunden getestet zu werden.
    »Und? Welcher davon ist dein
neuer Laptop?«, wollte Gaby wissen.
    »Komisch«, sagte Karl. »Der ist
gar nicht dabei. Weg, einfach weg. Ich fasse es nicht!«
    »Vielleicht sind wir im
falschen Elektromarkt«, unkte Klößchen. »Eine Etage höher gibt es übrigens eine
Cafeteria. Die haben diese Woche dänisches Eis im Angebot.«
    »Blödmann«, zischte Karl und
schaute sich suchend um. Dann ging er schnurstracks auf einen Verkäufer zu. Der
junge Mann in dem schicken rosafarbenen T-Shirt sortierte gerade
Druckerpatronen in ein Regal ein.
    »Sorry«, sagte Karl. »Ich suche
den Laptop XXL-Supra.«
    »Den haben heute schon viele
gesucht«, sagte der Verkäufer, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.
    »Ausverkauft?« Karl traten
Tränen in die Augen.
    »Noch lange nicht«, sagte der
junge Mann. »Wir von SUPER-ELEKTRO sind ja schließlich keine Betrüger. Bei anderen
Elektrohändlern läuft das vielleicht so. Die locken Leute mit einem
Supersonderangebot in ihren Laden. Und dann gibt es nur zehn oder zwanzig Stück
von dem Schnäppchen zu kaufen. Nach zehn Minuten ist das Teil ausverkauft.
Nicht bei uns. Im Erdgeschoß hinten bei den Haushaltsgeräten haben wir einen
Sondertisch aufgebaut. Da stehen noch Dutzende von dem XXL- Supra rum. Ist
wirklich ein tolles Teil. Habe mir auch einen gekauft.«
    »Danke, vielen, vielen
herzlichen Dank.« Karl wusste gar nicht wohin mit seiner Freude. Es hätte nicht
viel gefehlt und er hätte den netten Verkäufer umarmt und abgeknutscht.
    Aber dafür musste dann Klößchen
herhalten, der gar nicht wusste, wie ihm geschah. Ehe er schützend die Hände
vors Gesicht halten konnte, drückte Karl ihm einen Kuss auf die Lippen. Und
weil es so schön war, küsste er ihn gleich noch einmal.
    »Iiiiiiiiiiih « Klößchen
wischte sich mit der flachen Hand über den Mund. »Bist du jetzt völlig
durchgeknallt? Was fällt dir ein?«
    »Beruhig dich, Klößchen«, sagte
Gaby lachend. »War doch nur ein Kuss unter Freunden.«
    »Ihr habt ja alle ein Rad ab«,
maulte Klößchen und wischte noch immer an seinen Lippen herum. »Wisst ihr was,
ich teste jetzt, wie hier das dänische Eis schmeckt. Ihr könnte ja später
nachkommen.
    Und tschüss.« Ratzfatz war er
verschwunden und winkte von der Rolltreppe.
    »Wer hat eigentlich die 50 Euro
eingesteckt?«, fragte Gaby.
    »Klößchen!«, sagte Tim.
    »Voll krass! Die sehen wir nie
wieder!«
    Sie fuhren ins Erdgeschoss, folgten
Karl zu den Haushaltsgeräten und sahen schon von Weitem das große Schild, das
an der Decke über dem Verkaufstisch baumelte: DER LAPTOP DES JAHRES ZUM
SENSATIONSPREIS! JETZT ZUGREIFEN!
    Karl rannte die letzten Meter.
Dabei schlenkerte er die langen Arme. Von hinten ähnelte er einer Comic-Figur.

    »Einmal den XXL-Supra, bitte«,
sagte er atemlos.
    »Immer mit der Ruhe, junger
Mann«, sagte die kleine, rundliche Verkäuferin. »Wir haben so viele davon, dass
wir sie sogar verkaufen.«
    »Ja, verkaufen«, sagte Karl.
»Das wollte ich doch damit sagen.«
    »Er ist heute ein bisschen
durch den Wind«, entschuldigte Tim seinen Freund und zwinkerte der Verkäuferin
zu.
    »Verstehe«, sagte sie und griff
nach einem der Kartons auf dem Tisch. »Originalverpackt. Drei Jahre Garantie.
Den Kassenzettel aufheben. Sollte etwas fehlen oder nicht funktionieren,
tauschen wir anstandslos um. Das Betriebssystem ist bereits...«
    »...installiert«, vollendete
Tim den Satz. »Ist uns alles bekannt.«
    »Alles bekannt«, wiederholte
Karl und drückte den Karton an seine Brust.
    »Scheint Liebe auf den ersten
Blick zu sein zwischen Karl und seinem neuen XXL-SUPRA«, sagte Gaby.
    Karl blätterte die Geldscheine
auf die Kassentheke, nahm das Wechselgeld entgegen, ohne es nachzuzählen, und
hätte sein neues Notebook am liebsten sofort ausgepackt und getestet. Aber ein
bisschen musste er sich noch gedulden.
    »Jetzt
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