Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abzocke im Online-Chat

Abzocke im Online-Chat

Titel: Abzocke im Online-Chat
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
vor«, sagte Klößchen.
    »Man lernt nie aus«, meinte
Gaby. »Behauptet jedenfalls mein Papa. Deshalb trifft er sich mit anderen
Kommissaren aus ganz Europa in London. Sie reden eine Woche lang über
Verbrechen im Internet und was man dagegen unternehmen kann.«
    »Verbrechen im Internet? Wie
soll das denn gehen?« Klößchen war anscheinend völlig ahnungslos. Dabei blieb
es vorerst auch. Für Erklärungen war keine Zeit mehr.
    Tim warf Gaby noch einen
Handkuss zu und schwang sich aufs Rad. Dann düsten sie endlich los.
    »Bis bald!«, rief Gaby und
schaute ihnen nach, bis sie hinter einer Kurve verschwunden waren.

 
     
    Gaby überlegte, was sie mit dem
angebrochenen Nachmittag
anfangen sollte. Die Hausaufgaben hatte sie gleich nach dem Mittagessen erledigt.
Gerne hätte sie noch Zeit mit Tim verbracht, aber das ging ja leider nicht.
    Sie hatte keine Lust, allein in
der Stadt herumzukurven. Und zu Hause wartete ja einer, der bestimmt schon
große Sehnsucht hatte und sich auf sie freute: der gute Oskar. Mit ihm konnte
sie ja noch eine Runde drehen. Bewegung schadete nie. Sie hatte sowieso das
Gefühl, dass Oskar ein paar Pfunde zugenommen hatte.
    Bald hatte sie die Innenstadt
erreicht. Sie hielt an einem Kiosk und kaufte sich eine Musikzeitschrift.
Gerade wollte sie weiterfahren, da fiel ihr auf der gegenüberliegenden
Straßenseite ein Junge auf. Es war Patrick Schneider. Gebeugt wie ein alter
Mann trottete er über den Bürgersteig. In der rechten Hand trug er eine
Plastiktüte mit der Aufschrift: SUPER-ELEKTRO. Ob er die auch in dem
Elektromarkt hatte mitgehen lassen? Wer so dreist war, zwei Handys zu klauen,
der schreckte erst recht nicht vor einer billigen Einkaufstüte zurück.
    Alle paar Schritte blieb
Patrick Schneider stehen und schaute sich um. Vermutete er, dass er verfolgt
wurde? SUPER-ELEKTRO war ungefähr fünf Kilometer Luftlinie von der Innenstadt
entfernt. Wenn er den Laden ohne Probleme verlassen konnte, brauchte er sich
jetzt keine Sorgen mehr zu machen. Der Diebstahl war geglückt.
    Gaby schob ihr Rad bis vor zur
Fußgängerampel, die gerade von Grün auf Rot sprang. Sie legte einen Zahn zu und
gelangte auf die andere Seite, ehe das erste Auto anfuhr. Und nun? Ihr Blick
war auf Patrick Schneider gerichtet. Trotz der vielen Passanten verlor sie ihn
nicht aus den Augen. Wenn er stehen blieb und sich umdrehte, blieb sie auch
stehen und schaute schnell in eine andere Richtung.
    Kommissar Glockner wäre stolz
auf seine Tochter gewesen. Gaby beschattete Patrick Schneider wie ein Profi.
Sollte er sie doch bemerken, konnte sie sich leicht rausreden. Dann war es eben
ein rein zufälliges Zusammentreffen.
    Wohin führte sein Weg? Nach
Hause? Wenn sie nicht total danebenlag, wohnte er mit seinen Eltern in einer
Reihenhaus Siedlung am nordwestlichen Stadtrand.
    Gaby schob die Zeitschrift in
den Bund ihrer Jeans, damit sie beide Hände frei hatte. Mit jedem Schritt
schlug ihr Herz schneller. Wenn sie in der Vergangenheit jemand verfolgt hatte,
war mindestens einer ihrer Freunde vom TKKG dabei gewesen. Heute war sie auf
sich allein gestellt.
    Aber Patrick war ja kein
gemeingefährlicher Verbrecher. Bei dem musste man nicht um sein Leben fürchten.
Da war die TKKG-Bande schon ganz anderen Typen auf den Fersen gewesen.
Vielleicht war alles ganz harmlos. Und Patrick Schneider besuchte nur seinen
kranken Großvater oder eine Tante oder einen Freund, wobei sie natürlich keine
Ahnung hatte, ob es in seinem Leben überhaupt einen Opa, eine Tante oder
Freunde gab.
    Ihre Hand tastete nach dem
Handy in der Hosentasche. Sie zögerte. Wie sah das denn aus, wenn sie jetzt Tim
um Hilfe bat? Unmöglich! Sie war schließlich kein hilfloses kleines Mädchen.
Außerdem hatte Tim sein Handy während der Arbeitsstunde wahrscheinlich
ausgeschaltet.
    Was tun? Patrick Schneider bog
nach links in die Bahnhofstraße ein. Wollte er zum Hauptbahnhof? Der war nur
noch circa 800 Meter entfernt. Besonders schick war die Gegend rund um den
Bahnhof nicht: ein paar Ramschläden, Spielhallen, billige Kneipen und Bars.
Schäbige Wohnhäuser, die mit Graffiti bemalt waren.
    Gaby blieb an Patrick Schneider
dran und spürte auf einmal ein eigenartiges Kribbeln im Bauch. Eine seltsame
Spannung packte sie. Vielleicht konnte man es auch Jagdfieber nennen. Tim hatte
schon öfter von diesem einzigartigen Gefühl gesprochen, wenn sie die Spur eines
Verbrechers verfolgten.
    Der Junge mit der Plastiktüte
von SUPER-ELEKTRO bog nach links in eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher