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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy
Autoren: Nick Hornby
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sie zornig an, und die Polizistin starrte zornig zurück. Viel mehr gab es anscheinend nicht zu sagen. Sie kannten das Verbrechen und die Identität des Verbrechers; besagter Verbrecher war festgenommen und in Polizeigewahrsam, also

    saßen sie rum und warteten schweigend.

    Als Erste kreuzten sein Vater und Lindsey auf. Lindsey hatte fahren müssen, wegen des gebrochenen Schlüsselbeins, und sie hasste Autofahren, daher waren beide etwas gereizt: Lindsey war müde und nervös, sein Vater war grantig und hatte Schmerzen. Er sah nicht wie ein Mann in der großen Sinnkrise aus, und erst recht nicht wie ein Mann, der sich bis vor kurzem noch danach verzehrt hatte, seinen einzigen Sohn zu sehen. Die Polizistin ließ sie allein, Clive ließ sich auf eine Bank fallen, die an einer Wand des Raums entlanglief, und Lindsey setzte sich neben ihn und musterte ihn besorgt.
    »Das hat mir gerade noch gefehlt. Herzlichen Dank, Marcus.« Marcus sah seinen Vater unglücklich an.
    »Er hat doch gar nichts getan«, sagt e Ellie ungeduldig. »Er hat
versucht, mir zu helfen.«
»Und wer genau bist du eigentlich?«
    »Wer genau?« Ellie mokierte sich über seinen Vater. Marcus hielt das für keine besonders gute Idee, aber er war es leid, sich mit Ellie herumzuschlagen. »Wer genau? Ich bin Eleanor Toyah Gray, fünfzehn Jahre und sieben Monate alt. Ich wohne Hausnummer dreiundzwanzig … « »Und in was ziehst du Marcus da herein?«
    »Ich ziehe ihn in gar nichts rein. Er ist mein Freund.« Das war neu für Marcus. Er hatte, seit sie in den Zug gestiegen waren, nicht mehr den Eindruck gehabt, Ellie wäre seine Freundin. »Er hat mich gebeten, mit nach Cambridge zu kommen, weil er von der Aussicht auf ein offenes Gespräch mit seinem Vater, von dem er sich unverstanden fühlt und der ihn zu einer Zeit verlassen hat, in der er ihn am meisten brauchte, nicht gerade begeistert war. Männer sind schon was Tolles. Da hat man eine Mutter, die sich umbringen will, und es interessiert sie nicht. Aber wenn sie mal von einem beschissenen Fensterbrett fallen, wird

    man plötzlich zu einem guten Gespräch über den Sinn des Lebens eingeladen.«

    Marcus sackte am Tisch zusammen und legte den Kopf auf die Arme. Er war plötzlich fürchterlich müde, er konnte niemanden hier mehr sehen. Das Leben war schwer genug, ohne dass Ellie das Maul aufriss.
    »Wessen Mutter will sich umbringen?«, fragte Clive. »Ellies«,
sagte Marcus in entschiedenem Ton.
Clive sah Ellie interessiert an.
    »Tut mir Leid, das zu hören«, sagte er, aber es klang nicht so, als täte es ihm besonders Leid, und auch nicht sehr interessiert. »Ist schon gut«, sagte Ellie. Sie hatte den Wink verstanden und sagte eine Weile nichts mehr.
    »Ich vermute, du gibst mir an dem allem die Schuld«, sagte sein Vater. »Ich vermute, du meinst, dass du nicht auf die schiefe Bahn geraten wärst, wenn ich bei deiner Mutter geblieben wäre. Und vermutlich hast du da Recht.« Er seufzte, und Lindsey nahm seine Hand und tätschelte sie mitfühlend. Marcus setzte sich kerzengerade auf. »Wovon redest du da?« »Ich habe dein Leben verpfuscht.«
    »Ich habe nichts weiter getan, als aus einem Zug auszusteigen«, sagte Marcus. Seine Müdigkeit war jetzt verflogen. Sie war einer Art von Zorn gewichen, wie er ihn nur selten spürte, einem Zorn, der ihm die Kraft gab, es mit jedem, ganz gleich wie alt, aufzunehmen. Er wünschte, man könnte dieses Zeug in Flaschen kaufen, dann hätte er es in seiner Schulbank aufbewahren und tagsüber davon nippen können. »Was hat ›auf die schiefe Bahn kommen‹ mit ›aus einem Zug steigen‹ zu tun? Ellie ist auf der schiefen Bahn. Sie spinnt. Sie hat mit dem Stiefel eine Scheibe eingeschlagen, bloß weil ein Foto von einem Popstar dahinter war. Aber ich habe überhaupt nichts getan. Und es ist mir egal, ob du uns sitzen gelassen hast oder nicht. Für mich macht das keinen Unterschied. Ich wäre auch aus dem Zug ausgestiegen, wenn du noch mit Mum zusammen wärst, denn ich habe versucht, einer Freundin zu helfen.« Das war allerdings nicht ganz die Wahrheit, denn wären seine Mutter und sein Vater noch zusammen, hätte er überhaupt nicht im Zug gesessen, es sei denn, er hätte mit Ellie aus einem anderen Grund, den er sich aber nicht vorstellen konnte, nach Cambridge fahren wollen. »Ich schätze, als Vater bist du ein Versager, und das ist für ein Kind keine große Hilfe, aber du wärst als Vater immer ein Versager, egal, wo du lebst, daher sehe ich nicht, wo
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