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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy
Autoren: Nick Hornby
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der DJ in diesem eigenartig gedämpften Tonfall sprach.
    »Was ist mit ihm passiert?«, fragte Will den Taxifahrer.
»Mit wem?«
»Kurt Cobain.«
»Ist das dieser Nirvana-Typ? Hat sich in den Kopf geschossen.
Rumms.«
»Tot?«
    »Nein, nur leichte Kopfschmerzen. Klar, natürlich ist er tot.«
    Will war nicht sehr überrascht und zu alt, um geschockt zu sein. Seit Marvin Gaye gestorben war, hatte ihn der Tod eines Popstars nicht mehr geschockt. Da war er … wie alt gewesen? Er rechnete zurück. Der erste April 1984 … Mann o Mann, zehn Jahre her, fast auf den Tag genau. Also war er sechsundzwanzig und damit noch in einem Alter gewesen, in dem einem solche Dinge etwas bedeuteten: Wahrscheinlich hat er sogar mit geschlossenen Augen Marvin-Gaye-Songs gesungen, als er sechsundzwanzig war. Heute wusste er, dass Selbstmorde von Popstars nur Wasser auf die Mühlen der Plattenindustrie waren, und was ihn anbelangte, war die einzige Konsequenz aus Kurt Cobains Tod die, dass Ne vermind viel cooler klingen würde. Doch Ellie und Marcus waren noch nicht alt genug, um das zu begreifen. Ihnen würde es etwas bedeuten, und das machte ihm Sorge.
    »Ist das nicht der Sänger, den Marcus gut fand?«, fragte ihn
Fiona.
»Ja.«
»Ach je.«
    Plötzlich bekam Will Angst. Er hatte noch nie im Leben so etwas wie plötzliche Eingebungen, unbewusste Ahnungen oder Gedankenverbindungen gehabt, aber jetzt war es so. Typisch, dachte er, dass so etwas ausgerechnet von Marcus ausgelöst wurde und nicht von Rachel oder jemandem, der wie Uma Thurman aussah. »Ich will nicht albern sein, aber kann ich mit reinkommen und Marcus’ Nachricht auf dem Anrufbeantworter mithören? Ich will bloß hören, ob mit ihm alles in Ordnung ist.«
    Aber nichts war in Ordnung. Marcus rief aus der Polizeiwache eines Orts namens Royston an und klang sehr kleinlaut, verängstigt und verloren.

    33

    Anfangs sprachen sie während der Zugfahrt nicht; gelegentlich schluchzte Ellie leise auf oder drohte, die Notbremse zu ziehen oder Leuten etwas anzutun, die sie anstarrten, wenn sie fluchte oder einen Schluck aus ihrer Wodkaflasche nahm. Marcus fühlte sich erschöpft. Es war ihm jetzt absolut klar, dass er Ellie, so toll er sie fand, so sehr er sich immer freute, sie in der Schule zu treffen, und so lustig, schön und klug sie auch war, nicht zur Freundin haben wollte. Sie war einfach nicht die Richtige für ihn. Er brauchte wirklich jemanden, der ruhiger war, der gerne las und Computerspiele machte, und Ellie brauchte jemanden, der gerne Wodka trank, vor anderen Leuten herumpöbelte und damit drohte, die Notbremse zu ziehen.
    Seine Mutter hatte ihm einmal gesagt (möglicherweise, während sie mit Roger ging, der überhaupt nicht so war wie sie), dass Menschen manchmal Gegensätze brauchten, und Marcus konnte sich denken, wie das funktionierte: Bei näherer Überlegung brauchte Ellie jetzt gerade eher jemanden, der sie daran hindern würde, die Notbremse zu ziehen, als jemanden, der wahnsinnig gerne Notbremsen zog, denn wäre jetzt jemand bei ihr, der wahnsinnig gerne Notbremsen zog, dann hätten die beiden sie mittlerweile gezogen und wären auf dem Weg ins Gefängnis. Der Ärger mit dieser Theorie war allerdings, dass es kein besonders großes Vergnügen war, Ellies Gegensatz zu sein. Es war ma nchmal ein Vergnügen gewesen, in der Schule, wo Ellies … El lieartigkeit beherrschbar war. Aber draußen in der Welt war es überhaupt kein Vergnügen. Es war besorgnis erregend und peinlich.
    »Warum ist das so schlimm?«, fragte er sie ruhig. »Ich meine, ich weiß ja, dass du seine Platten und so mochtest, und ich weiß, dass es traurig ist wegen Frances Bean, aber …« »Ich habe ihn geliebt.« »Du kanntest ihn doch gar nicht.«
    »Natürlich kannte ich ihn. Ich höre mir jeden Tag seine Songs an. Ich trage ihn jeden Tag am Körper. Das, worüber er singt, das ist er. Ich kenne ihn besser, als ich dich kenne. Er hat mich verstanden.«
    »Er hat dich verstanden?« Wie funktionierte das denn? Wie konnte einen jemand, dem man nie begegnet war, verstehen? »Er wusste, was ich fühlte, und hat darüber gesungen.« Marcus versuchte sich an ein paar Textstellen von der Nirvana-Platte zu erinnern, die Will ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Er hatte immer nur kleine Fetzchen verstehen können: »Ich fühle mich dumm und aussätzig«, »Ein Moskito«, »Ich habe keine Waffe«. Damit konnte er nicht viel anfangen. »Und was hast du gefühlt?« »Zorn.« »Worauf« »Nichts. Aufs
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