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Abitreff (German Edition)

Abitreff (German Edition)

Titel: Abitreff (German Edition)
Autoren: Darius von Benin
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Ansicht nach machen?“
     
    „Du solltest deinen Eltern sagen, was du fühlst, was du empfindest, wie
du tickst!“
     
    „Ich soll mich also outen und den Rauswurf riskieren?“ Cem blickte den
Controller ungläubig an.
     
    „Betrachte die Gegebenheiten und ziehe die richtigen Schlüsse daraus.“
Der Brillenträger stöhnte, der junge Türke war störrischer als ein bockiger
Esel. „Dein Outing kann nur positiv verlaufen, denn für deine Mutter wirst du
immer ihr kleiner, geliebter Sohn bleiben, egal was du machst. Sie wird dich
immer lieben, egal ob du liebender Familienvater oder brutaler Massenmörder
wirst, denn eine Mutter ist immer – na ja, jedenfalls meistens – auf der Seite
ihres Kükens! Gut, bei Vätern sieht es etwas anders aus, aber erstens zahlt
sich Aufrichtigkeit immer aus und zweitens würde dein Rauswurf gleichzeitig
auch das Aus seiner politischen Karriere bedeuten.“
     
    Cem wirkte irritiert. „Wie kommst du jetzt auf diesen Trichter?“
     
    „Dass man der Jugend auch immer alles erklären muss!“ Matthias
seufzte. „Logik! Simple Logik!“
     
    „Sorry, Habibi, aber so ganz kann ich dir im Moment auch nicht folgen.“
     
    „Also, Cems Vater sitzt in der Bezirksvertretung, ist somit politischer
Mandatsträger, wenn auch nur ein ganz kleines Rädchen im Getriebe, aber
immerhin ein Rädchen. Um vom Volk gewählt werden zu können, muss man zuerst von
einer Partei aufgestellt werden und dazu muss man Deutscher sein.“ Der
kommunale Beamte schenkte sich nach und blickte den jungen Türken intensiv an.
„Um hier politische Verantwortung übernehmen zu können, riskierte dein Vater
den Bruch mit der Familie. Es hat sich ausgezahlt, er wurde erst nominiert und
dann gewählt. Er hat sich seinen lang gehegten Traum verwirklicht, die Qualen
waren also nicht umsonst. Jetzt aber kommt es! Er will diesen Schritt ja auch
zukünftig nicht bereuen, will weiterhin – vor sich selber und seiner Familie –
gut dastehen, also muss er wiedergewählt werden! Dazu muss er allerdings aber
erst wieder aufgestellt werden.“ Der Brillenträger trank einen Schluck. „Auch
wenn – subjektiv gesprochen – kein Mitglied des Aufstellungsgremiums einen
schwulen Sohn haben möchte, so stellt doch der Rauswurf eines schwulen Sohnes –
objektiv gesprochen – einen Akt der nicht tolerierbaren Intoleranz dar. Und nun
frage ich euch: Welche Partei, die um Wählerstimmen buhlt, kann es sich heute
noch leisten, einen objektiv intoleranten Kandidaten für irgendeine Wahl
aufzustellen?“
     
    „Keine!?“ Cem hatte augenscheinlich verstanden.
     
    Matthias gluckste . „By George! You got it!“
     
    „Aber … aber was passiert, wenn er doch … anders reagiert?“
Unsicherheit war wieder zu spüren.
     
    Der Beamte grinste. „Dann solltest du einige Hilfstruppen an deiner
Seite haben, die ihn wieder auf den richtigen Pfad der Tugend führen. Sprich
also erst einmal mit deiner Schwester, dann mit deinem Bruder. Wissen die
beiden Bescheid, kannst du es deiner Mutter sagen und zusammen dann dem
vermeintlichen Familienoberhaupt.“
     
    „Nesrin weiß es seit zwei Jahren.“ Cem wirkte gelöst. „Sie drängt mich
auch schon lange.“
     
    „Dann passt es ja! Kleine Brüder stellen normalerweise keine große
Gefahr dar, also ist der nächste Schritt Operation Mama.“ Matze lachte. „Und?
Du bist erwachsen, verdienst dein eigenes Geld. Mehr als rauswerfen können sie
dich nicht und für den Fall hätte ich noch eine kleine Einliegerwohnung im
Angebot. Also? Wo ist jetzt das große Problem? Nötigenfalls könntest du auch
eine kleine Notlüge gebrauchen, allerdings … müssten dazu die Voraussetzungen
vorliegen.“
     
    „Die wie aussehen sollen?“ Die Laune des Bankers stieg.
     
    „Tja, dazu müsste ich erstens wissen, was du wirklich in der Hose hast
und zweitens, ob du eher a oder p beim Ficken bist.“ Der Beamte grinste Cem
frech an. „Von Servet weiß ich nämlich, dass bei den Türken auch ein Schwuler
als Mann gelten kann, wenn er der aktive Part beim AV ist; nur der Gefickte ist
– im wahrsten Sinne des Wortes – in den Arsch gekniffen. Also? Wie sieht es
aus?“
     
    Cem wurde leicht rot. „Naja, ich habe XL und …“
     
    „Ist der in der Zwischenzeit gewachsen?“ Cihad konnte sich ein Grinsen
nicht verkneifen. „Du hattest zwar unter der Dusche eine Unterhose an, aber
deiner dürfte nicht größer als meiner sein und ich habe knappe 19 Zentimeter,
also maximal L!“
     
    Der
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