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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Autoren: Karin Auditor
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als alle anderen Gefühle. Es war schlichtweg Trauer. Unendliche, verzehrende und alles ertränkende Trauer darüber, dass er Tenkara fort geschickt hatte.
    Tenkara?, fragte er versuchsweise mit seiner inneren Stimme.
    Ich bin hier bei dir. Ich bin immer hier, antwortete sie sofort und Jack spürte eine sanfte Wärme in sich aufsteigen. Wie hatte er nur denken können, er hätte sie verloren?
    Ich habe ein paar Fragen an dich, begann er vorsichtig.
    Sie lächelte wissend. Ich weiß. Frag ruhig, auch wenn ich dir nicht alles, was ich weiß, offenbaren darf.
    »Was heißt das?«, erkundigte er sich achtsam.
    Uns wird hier Wissen enthüllt, das im Herzen der Menschen wächst. Wir müssen sorgsam auswählen, was wir sagen, um niemanden zu schaden.
    »Kannst du mir das genauer erklären?«
    Dein Herz ist traurig, Jack. So traurig, dass es auch mich schmerzt. Doch das gibt mir noch nicht das Recht, deine Trauer einem anderen Menschen zu offenbaren! Auch wenn ich es könnte, zum Beispiel im Traum, in einer Vision oder einfach, indem ich den Blick eines Menschen auf dich lenke. Es könnte dir helfen, doch es könnte dich auch zerstören. Ich habe keine Erfahrung damit. Und weil uns die Erfahrungen fehlen, müssen wir schweigen, um uns nicht zu sehr in euer Leben einzumischen, außer ihr verlangt danach.
    »Das klingt …weise.«
    Weise ist ein großes Wort. Wir sind davon weit entfernt. Wir lernen noch, doch es ist nicht leicht, denn wir gehören nicht wirklich hierher.
    »Seid ihr etwa in Gefahr? Bedroht man euch?«
    Nein, hier ist alles so licht und hell. Viel strahlender und reiner, als wir es je sein können. Sie, die Geister der Friedfertigkeit und die Wesen des Lichtes, sie helfen uns. Auch lassen sie uns die Zeit, die wir brauchen und sie leiden mit uns, denn sie wissen, wir sind Gestrandete, die den Weg der Menschen gehen müssen, bevor sie verstehen und begreifen, was sie wirklich sind.
    »Aber ich habe euch im Totenreich gesehen! Ihr habt mich begleitet und dabei geholfen, Sylan das Leben zurück zu geben.«
    Das war ein großes Wagnis. Wir wurden erkannt und werden es nie wieder tun können. Zwar haben wir die Fähigkeit, den Grenzfluss, der die Toten von den Lebenden trennt, mühelos zu überschreiten, doch es gibt auch dort Gesetze, die wir achten müssen.
    Jack schluckte betroffen und hing eine Weile seinen eigenen Gedanken nach. Tenkara und Estevan waren Engel mit nur einem Flügel. Nicht zu Ende gedacht und noch nicht bereit, das Licht zu sehen und doch gesendet, um ihnen beizustehen, indem sie wahrnahmen, was sie fühlten. Doch wenn sie die Gefühle anderer Menschen wahrnehmen konnten, mussten sie doch auch selbst fühlen können…
    »Du fühlst wirklich etwas?«, fragte er ungläubig. Tenkara lachte und es klang so glockenrein, als würde eine Elfe an gläsernen Tautropfen läuten.
    Ich fühle, ja!, antwortete sie kopfschüttelnd. Wie ich es noch nie zuvor getan habe. Dann verstummte sie plötzlich und wurde wieder ernst. Ich fühle deine Sehnsucht und deine Stärke, dem Verlangen nach Glück zu widerstehen. Ich spüre deine Freude über die Menschwerdung von Torfun und Korkoran und deine Erleichterung und Seligkeit, Sylan ins Leben zurückgeführt zu haben. Ich spüre deine Anspannung und Angst, wir könnten versagen und die anderen Lichtkerne für immer verlieren. – Doch vor allem spüre ich deine Liebe. Sie ist das Band, das mich immer wieder zu dir führt, wenn ich nicht mehr weiß, wo ich bin oder wer ich bin. Sie durchflutet mich wie warmes Sonnenlicht und erfüllt mich mit Glück und Seligkeit. Nur durch deine Liebe kann ich hier verharren, obwohl es mich fast zerreißt.
    Ich wünsche mir oft, Estevan hätte diese Nahrung auch. Ich mache mir Sorgen um ihn. Er schwindet mehr und mehr. Oft muss ich ihn lange suchen, bevor er mir Antwort gibt. Auch jetzt spüre ich kaum seine Präsenz. Ich fürchte, er wird sich bald verlieren.
    »Dann musst du zu mir kommen und ihn mit deiner Liebe und deinem Mitgefühl speisen, damit er sich wieder findet. Als Mensch kannst du das tun, Tenkara!« Jacks Stimme klang hoffnungsvoll und Tenkara spürte ein Gefühl der Zuversicht von ihm ausströmen.
    Das wäre zu schön. Doch damit allein wäre ihm nicht geholfen. Denn noch fehlt sein Lichtkern in dieser Welt. Sie schwieg eine Weile und in ihrem Blick spiegelten sich Trauer, Sehnsucht und Erkenntnis wider. Du musst wissen, wir haben einen Blick auf Vanderwal erhascht. Sie ist nun im Besitz von vier Sonjen. Jetzt, da
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