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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt
Autoren: Simon Wood
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hielten einen gewissen Abstand zu dem Feuer und dem Hausherrn mit dem Revolver. Der Himmel wusste, welche Gefahren auf jeden lauerten, der der Unglücksstelle zu nahe kam.
    Nicht imstande, sich mit der Katastrophe abzufinden, kniete Josh auf dem versengten Rasen.
    Die Menschen, die ihm am meisten bedeuteten, Kate und Abby, waren durch seine Schuld gestorben. Egal, wie er seine Probleme versucht hatte zu lösen – jetzt traf ihn die schlimmste Strafe. Hätte er es zugelassen, dass Kelso ihn umbrachte, dann wäre seine Familie womöglich noch am Leben. Womöglich wären dann viele noch am Leben. Was ihm das Liebste gewesen war – alles tot. Josh setzte sich die Pistole an den Kopf.
    Die Gaffer hielten die Luft an, als ihr Nachbar die Waffe an seine Schläfe drückte. Ging allmählich ihr ganzes Viertel vor die Hunde?
    Mit quietschenden Reifen hielt hinter Josh ein Wagen an.
    »Josh! Runter mit der Kanone!« Bob Deuce stieg aus dem Auto.
    Josh ignorierte den Ruf und drückte die Augen zu. Das Feuer war so stark, dass er sogar mit geschlossenen Lidern rote und gelbe Formen vor sich tanzen sah. Er atmete tief ein und hielt die Luft an. Sein Finger krümmte sich über dem Abzug.
    Bob schlug ihm die Waffe von der Stirn weg. Die Kugel schlug krachend in den Rasen. Beide Männer landeten bäuchlings neben dem brennenden Haus, so dass sie die Glut des Feuers spürten. Ihre Körper drohten in Flammen aufzugehen. Bob entwand Josh die Pistole und riss ihn dann vom Boden hoch. Er schubste Josh auf die Nachbarn zu.
    Beim Anblick der Waffe teilte sich die Menge.
    »Ich muss dich hier wegbringen.«
    Alles, was ihm in die Finger kam – ein Arm, der Hemdkragen –, packte Bob, um seinen Freund vorwärtszuzerren.
    Josh war willenlos und gefügig wie eine Puppe, aber schwer wie ein wandelnder Leichnam. Doch es gelang Bob, ihn von den lodernden Flammen wegzuschaffen.
    »Was, zum Teufel, denkst du dir eigentlich?«
    Josh starrte auf die brennende Hausruine. Das war
sein
Haus.
    Bob betrachtete erst den Revolver, dann seinen Freund. Entschlossen steckte er sich die Waffe hinten in den Hosenbund und sagte: »Die brauchst du nicht – nicht die Bohne.«
    »Sie sind tot, Bob«, flüsterte Josh.
    Bob packte ihn mit beiden Händen am T-Shirt. »Ja, aber du lebst noch, und nur darauf kommt es jetzt an. Pinnacle Investments wird dir dein Leben zurückverkaufen.«
    »Das spielt alles keine Rolle mehr.« Josh war innerlich tot; seine Worte waren völlig emotionslos.
    »Fahr zur Hölle, Josh! Das hier soll nicht umsonst gewesen sein. Kate und Abby sind nicht umsonst gestorben.«
    Er übernahm die Führung und zerrte Josh zu seinem Toyota, lief um den Wagen herum, zog die Pistole aus dem Hosenbund und stieg ein.
    Die Zuschauer beobachteten, wie die Limousine in der Nacht verschwand.
     
    Bob raste genauso durch die Vorortstraßen wie Josh bereits zwei Mal an diesem Abend. Ohne auf rote Ampeln und Stoppschilder zu achten, folgte er nur dem Gesetz der freien Wildbahn, als drei Feuerwehrwagen über eine Kreuzung auf Joshs brennendes Haus zubrausten.
    Die Stimmung im Toyota war gespannt: kein Laut außer dem Jaulen des bis zum Äußersten strapazierten Motors und Bobs gemurmelten Flüchen gegen andere Verkehrsteilnehmer. Joshs Schweigen beunruhigte ihn. Immer wieder warf er verstohlene Blicke auf seinen Freund.
    Er schnippte mit den Fingern vor Joshs Gesicht. »Los, komm, Josh. Ich brauche dich.«
    Josh registrierte Bobs Anwesenheit und sah zu seinem Freund.
    »Wo bist du gewesen? Ich habe dich überall gesucht«, sagte Bob.
    »Als ich nach Hause kam, wollte mich Kate nicht reinlassen. Sie sagte, sie hätte die Geschichte mit Bell herausgefunden.«
    »Wie das denn?«
    »Bell hat ihr im Einkaufszentrum alles erzählt.«
    »So ein Miststück!«, sagte Bob.
    »Ich habe Bell zur Rede gestellt, da kriegte ich plötzlich eins übergebraten. Als ich wieder zu mir kam, hatte sie ein Messer in der Brust. Das Blut da ist ihres.« Josh hob seine Hände hoch.
    »Ist sie tot?«
    »Ja. John Kelso hat sie ermordet.«
    »Wer?«
    »James Mitchell. Kelso ist sein richtiger Name. Er wollte mich auch umbringen, damit es aussähe wie ein Racheakt.«
    »Großer Gott!« Bob ging das alles kaum in den Kopf. So etwas passierte nicht jeden Tag. Ihr normales Leben, falls sie je wieder dorthin zurückkehrten, wäre nie mehr dasselbe. »Die ganze Scheiße mit Bell wurde also nur deshalb aufgerührt, um dich mit einem Mord beziehungsweise Selbstmord in Verbindung zu
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