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Abgetaucht

Abgetaucht

Titel: Abgetaucht
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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passte. Ob er ihr immer noch
     das Schwimmen verbieten würde, wenn er sähe, wie talentiert sie war?
    Zufrieden mit den Verbesserungen bei Thuy und Jabali sprang Ilka nun selbst ins Wasser und begann mit ihrem eigenen Trainingsprogramm.
     Ein bisschen quälte sie deswegen das schlechte Gewissen. Das Sondertraining für Jabali und Thuy kostetesie Zeit, die ihr für ihr eigenes Training fehlte. Einmal hatte ihr Trainer sie auch schon darauf angesprochen. Ilka hatte
     sich mit Lernen für Klassenarbeiten rausgeredet. Aber ihr war klar, dass sie damit nicht allzu lange durchkommen würde. Und
     natürlich musste sie beim Schulvergleichskampf topfit sein. Zum Glück hatte ihr Trainer noch nicht erfahren, dass sie selbst
     eine Aufgabe als Trainerin übernommen hatte. Ilka hatte immer ein bisschen Angst, dass Frauke sie verpetzen würde. Aber eigentlich
     passte es Frauke ja bestens in den Kram, wenn Ilka nicht regelmäßig zum Training erschien.
    Als sie wieder auftauchte, schaute sie sich noch mal um. Von Frauke war heute nichts zu sehen. Endlich mal Training ohne sie
     in der Nähe, stellte Ilka erleichtert fest.
    Sie glitt ganz ins Wasser und begann mit den ersten Zügen.
    Einatmen.
    Ilka sah in diese Grenzfläche zwischen Luft und Wasser. Sie liebte diese Welt zwischen Wirklichkeit und Traum. Aber diesmal
     blieben ihre Gedanken sehr in der Wirklichkeit. Die Diebstähle und besondersdie Vorwürfe, die gegen sie gerichtet waren, ließen ihr keine Ruhe.
    Ausatmen.
    In diesem Moment wusste sie nicht, was sie tun sollte. Sollte sie ihre Unschuld beschwören oder sich damit zufriedengeben,
     dass wenigstens ihre Freunde zu ihr hielten?
    Einatmen.
    Aber taten sie das überhaupt? Beim letzten Zusammensein war eine Diskussion entbrannt, die bei Ilka einen bitteren Nachgeschmack
     hinterlassen hatte. Michael, der immer wieder darauf hingewiesen hatte, dass sie tatsächlich bei jedem Diebstahl in der Nähe
     gewesen war. Linh, von der Ilka den Eindruck gewonnen hatte, ihr war es wichtiger, Thuys Unschuld zu beteuern als Ilkas.
    Ausatmen.
    Und niemand ihrer Freunde hatte sich ernsthaft Gedanken darüber gemacht, wer der Täter sein könnte. Fast, als wäre der Täter
     bereits gefunden worden: sie!
    Einatmen.
    Ilka hingegen hegte einen stillen Verdacht.
    Ausatmen.
    Vorerst verriet sie ihn jedoch niemandem.
    »Hast du gesehen?« Thuy kreuzte Ilkas Bahn. Freudestrahlend hob sie den Kopf aus dem Wasser und riss Ilka aus ihren Gedanken.
     »Das lief doch schon viel besser, oder?«
    Ilka stoppte. »Ja, super!«, lobte sie Thuy, obwohl sie die letzten Bahnen von ihr gar nicht mehr beobachtet hatte.
    »Und ich?« Von hinten kam Jabali angeschwommen.
    Ilka drehte sich zu ihm um. »Auch super!«, bestätigte sie ihm. »Macht diese Übungen, die ich euch gezeigt habe, immer wieder.
     Am besten dreimal die Woche.«
    »Dreimal?«, fragte Jabali. »Irgendwann muss ich ja auch noch mal laufen!«
    »Ich mache sie mindestens viermal«, versprach Thuy, schränkte aber sofort ein: »Wenn ich es schaffe, so oft hierherzukommen,
     ohne dass meine Eltern etwas merken.« Ihr Blick flog zur großen Uhr, die an der Stirnseite der Halle hing. Erschrocken weiteten
     sich ihre Augen. »Oh, verdammt, ich muss los!«
    Bevor Ilka noch etwas hätte sagen können, kraulteThuy im Endspurttempo zum Beckenrand und stieg aus dem Wasser.
    »Bis zum nächsten Spiel!«, rief Thuy Ilka noch mit einem Augenzwinkern zu und verschwand dann endgültig in den Umkleideräumen.
    »Vergiss den Schläger nicht!«, rief ihr Ilka hinterher. Aber das hörte Thuy schon nicht mehr.
    Beim letzten Mal hatten Thuys Eltern Verdacht geschöpft, nachdem Thuy ohne Schläger zum »Bad mintontraining « gegangen war. Nur mit Mühe hatte sie sich aus der Situation winden können, indem sie behauptete, dass Ilka zwei Schläger
     besaß und sie an diesem Tag beide mit dem gleichen Modell spielen wollten.
    Jabali blieb. Er hielt sich in den letzten Tagen auch über das Training hinaus in der Halle auf. Er wollte Ilka mit seiner
     Anwesenheit zeigen, dass er hinter ihr stand. Viel mehr konnte er nicht für sie tun. »Ich mache noch ein paar meiner Übungen«,
     versprach er und ließ Ilka weiter ihre eigenen Bahnen ziehen.
    Doch Ilka konnte sich nicht richtig auf ihr Training konzentrieren. Auch nach zehn Minuten hatte sie ihren Rhythmus noch nicht
     gefunden. Seit FraukesVorwürfen und dem Misstrauen ihrer Freunde war alles anders. Der Strom ihrer Schwimmzüge beflügelte sie nicht wie sonst.
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