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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)
Autoren: Federico Baccomo
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beschließt.
    »Und jetzt?«, fragt sie und klingt leicht panisch. »Wer soll nun unterschreiben?«

Auf einen Kaffee
    »Zerschmettert.«
    »Weiß man denn, wie es passiert ist?«
    »Man weiß nur, dass er auf dem Weg zum Flughafen war. Offenbar war er spät dran. Der Vorgang muss noch geklärt werden, da sind sie gerade bei. Man hat ihn in seinem Porsche gefunden. Komplett von Blech umwickelt. Das ist schon bezeichnend für jemanden, der so an seinem Auto gehangen hat. Als hätte er sich nicht trennen können.«
    »Wo die Leidenschaft regiert, kann man nicht viel machen. Das muss man gar nicht erst zu verstehen versuchen.«
    »Hier in Italien sagen die Leute immer pòrsc – Porsch –, aber eigentlich heißt es Porsche. Mit einem e am Ende.«

48
    Auf dem Tisch liegen in doppelter Ausfertigung Vertrag und Anlagen zur Unterschrift bereit. Um den Tisch herum ist Hektik ausgebrochen. Giuseppes Miene ist eisig. Er kratzt sich im Nacken, leckt sich die Mundwinkel, dann kratzt er sich wieder im Nacken. Cardellini klopft mit den Knöcheln auf den Tisch und versucht, jemanden ans Telefon zu bekommen. Tiziano steht mit einem Stapel Papiere da und blättert wild darin herum.
    Die Delegation von Meyon & Tolsen schaut uns verstört zu. Boraletti flüstert Emily etwas ins Ohr, worauf sie ihm einen missbilligenden Blick zuwirft. Nathan fummelt mit seinem Blackberry herum und schüttelt nervös den Kopf. Der Ingenieur Carugato fragt unentwegt, wie er sich nützlich machen könne.
    Langsam gewinnen die Stimmen an Eindringlichkeit. Irgendjemand wirft eine Kanne um. Handys klingeln. Im Raum herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, atemlose Hektik. Unbekannte erscheinen, denen irgendjemand irgendwelche Anweisungen erteilt. Die Blätter auf dem Tisch werden neu zusammengestellt, man erwägt mögliche Lösungen, auf dem Teewagen sind die Vitello-Tonnato-Schnittchen aus, die Nacht ist finster, man schaut, man tritt näher, man wechselt ein paar Worte, dann gewinnt wieder das Chaos die Oberhand, und alles ist zwecklos, zwecklos, zwecklos. Alle scheinen zu zittern, und als Rashid, der sich bis zu diesem Moment abseits gehalten hat, plötzlich auf seinem Stuhl herumfährt und den Raum ins Visier nimmt, erwartet man die nächste Explosion. Er legt einen Finger an die Lippen und sagt: » Schschsch. «
    Dann holt er ein Handy aus der Innentasche seines Jacketts, klappt es auf, spricht ein paar abgehackte Worte hinein, klappt es wieder zu und legt es hin.
    » One moment «, sagt er und hebt und senkt ein paar Mal die Hände, bevor er sie im Schoß zusammenfaltet und endgültig verstummt.
    In den nächsten Minuten halten alle den Atem an und schauen ratlos in der Gegend herum. Draußen vor dem Fenster ziehen die blinkenden Lichter eines Flugzeugs über den Himmel. Ich sehe mein Spiegelbild im Fenster und frage mich, seit wann ich so dasitze, seit wann ich in diesem Sitzungssaal bin, seit wann in dieser Stadt. Plötzlich hört man Schläge an der verschlossenen Tür, das Schnappen eines Riegels, ein leichtes Quietschen. Die Türflügel öffnen sich auf den Flur.
    Von zwei Personen eskortiert, erscheint die Gestalt eines Mannes in einem langen goldenen Kaftan. Auf dem Kopf trägt er eine Art weiße Kefije, die von einer doppelten schwarzen Kordel gehalten wird. Ein dunkler Bartschleier zieht sich über seine Wangen. Er tritt ein, gefolgt von seinem Begleitzug, der schräg hinter ihm Aufstellung nimmt. Nach einer vagen Geste in Richtung Rashids, der aufgestanden ist und sich leicht verbeugt, schreitet er mit seinem Gefolge zum Tisch mit den Papieren.
    Rashid nähert sich dem Mann, einen großen roten Stift in der Hand. Der Mann greift danach, und im vollen Glanze seiner Erscheinung beginnt er, sein Zeichen auf die Seiten zu setzen, die der eine seiner Begleiter ihm reicht und der andere seiner Begleiter ihm wieder abnimmt und zu neuen Haufen zusammenlegt. Die Zeit scheint stillzustehen, während der Mann sämtliche Seiten von sämtlichen Papieren zeichnet und auf der letzten Seite seinen Namen in voller Länge hinterlässt. Dann reicht er Rashid den Stift und macht sich wieder auf den Weg zur Tür. Die Eskorte folgt in schräger Aufstellung hinter ihm.
    Irgendjemand flüstert: »Der Emir.« Ein anderer sagt: »Höchstpersönlich.« Mittlerweile ist der Mann schon fast an der Tür angelangt, schreitet an Rashid vorbei, der eine ehrerbietige Position neben der Schwelle eingenommen hat, dann am Ingenieur, der »Seine Heiligkeit« flüstert und sich
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