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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)
Autoren: Federico Baccomo
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… ähm … Grandini.«
    Ich ziehe ihn zur Seite.
    »Giovannino, was zum Teufel erzählst du da?«
    »Wieso?«, fragt er und bedenkt die Umstehenden großzügig mit seinem Lächeln.
    »Giovanni Barilla . Was soll das? Du heißt Scaricabarozzi. Giovannino Scaricabarozzi.«
    »Klar, André, aber was kümmert dich das? Hast du diese Leute gesehen? Das sind alles Idioten, karrieregeile Arschlöcher. Schau dich doch um. Die haben alle massenhaft Geld und Namen. Jetzt amüsiere ich mich auch, verdammter Mist, und suche mir meine Namen selbst aus.«
    Er drückt mir einen mit Parmaschinken umwickelten Spargel in die Hand und verschwindet. Ich verzichte auf eine Antwort und mache mich auf die Suche nach einem Bier. Eine Flasche Heineken in der einen und den Spargel in der anderen Hand. (»Das Catering habe ich von diesem französischen Feinkostservice machen lassen, die sind unglaublich. Es hat mich eine Unsumme gekostet, aber das war es mir wert.«) flüchte ich vor den Massen.
    Auf der Suche nach Ruhe trete ich auf den Balkon.
    Wenige Schritte von mir entfernt, außerhalb des Lichtscheins, der aus dem Zimmer fällt, lehnt ein langhaariges Mädchen in einem dunkelblauen Schlauchkleid am Geländer. Sie raucht eine Zigarette und schaut gedankenverloren auf einen Müllwagen hinab.
    »Anwalt, so ein Mist. Immer nur Anwälte. Nein, komm schon, war ein Scherz. Ich heiße Giada und bin mit meinen Anwaltsfreunden hier. Die muss ich dir unbedingt vorstellen. Und woher kommst du? Aus Mailand? Ich wohne in Verona. Eben dachte ich, dass mir Mailand supergut gefällt. Gehst du manchmal zur Piazza Montenapoleone?«
    »Via Montenapoleone.«
    »Ach herrje, was für ein Korinthenkacker. Typsich Anwalt.«
    Giada ist eine Frau, die nicht viel denkt. Die vielmehr überhaupt nicht denkt. Ihr Lächeln trägt sie offen herum, während sich ihr Gehirn irgendwo zwischen den Falten ihrer Louis-Vuitton-Tasche verbirgt. Nicht eine Sekunde lässt sie mich mehr in Ruhe. Den ganzen Abend unterhalten wir uns, erst auf dem Balkon, dann auf einem der roten Ledersofas, die im Wohnzimmer herumstehen. (»Die habe ich extra anfertigen lassen, damit sie zur Tapete passen. Ich habe eine Menge dafür hingelegt, aber weißt du was?« – »Ich ahne es, aber sag‘s mir trotzdem.« – »Das war es mir wert.«) Giovannino taucht ein paar Mal an meiner Seite auf, stößt mich mit dem Ellbogen an und zischt: »Altes Schwein.« Dann kehrt er zum Spiel des Abends zurück. Der Reihenfolge nach höre ich ihn sagen: Giovanni Pirelli , Giovanni Mondadori und Giovanni Prada .
    Es ist tiefe Nacht.
    Die tagsüber vollkommen überfüllten Straßen im Zentrum sind jetzt unwirklich verlassen. Von einer Wand herab erklärt mir ein dicklicher Typ in einem orangefarbenen Pullover: Wenn du noch nicht reich bist, liegt das daran, dass es dir noch niemand beigebracht hat . Ich ziehe meinen Trenchcoat enger zusammen und gehe schneller.
    »Warte. Warte auf mich«, ruft Giada, wendet sich von einem Schaufenster ab und klammert sich an meinen Arm. »Wohin willst du denn so schnell? Du bist wirklich unverbesserlich.«
    Ich habe die Party verlassen.
    Giada hat beschlossen, mir zu folgen.
    »Nein, lass mal«, hatte ich versucht, sie davon abzubringen. »Bleib doch noch, mach dir keine Sorgen. Ich bin nur ein wenig müde, und morgen muss ich früh raus. Außerdem habe ich Kopfschmerzen. Bleib hier, genieß den Abend, du bist schließlich extra aus Verona hergekommen, ich würde mich nur schuldig fühlen, hier gibt es sogar Tandoori Chicken. In Verona gibt es kein Tandoori Chicken, das weiß ich aus sicherer Quelle.«
    Sie wollte aber nichts davon wissen, und so verließen wir gemeinsam die Wohnung in dem Moment, in dem aus der Ferne Giovanninos klangvolle Stimme verkündete: Giovanni Microsoft .
    Jetzt gehen wir langsam und ziellos den Corso Garibaldi entlang. Vor uns liegt Brera, das Künstlerviertel. Ich versuche, einen Bogen darum zu machen und an der nächsten belebten Straße ein Taxi zu nehmen. Giada scheint nicht einverstanden.
    »Was sind denn das für Gassen?«, fragt sie und stürzt in die Richtung.
    »Nichts. Einfach Gassen.«
    »Komm schon, lass uns da durchgehen. Ich habe das noch nie gesehen.«
    »Es ist schon spät. Ich muss morgen früh aufstehen und habe eine Menge Dinge zu erledigen. Und du ebenfalls, denn du musst ja noch nach Verona zurück.«
    »Ach was. Wer schert sich schon um morgen? Los, es ist ein magischer Abend.«
    Magisch inwiefern ?, denke ich und wehre mich nach
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