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ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition)

ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition)

Titel: ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition)
Autoren: Susanne Storck
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stolz und flachse herum: „Ihr könnt zwosieben zu mir sagen.“ Da ich so viel erlebte, wuchs früh unterwegs der Wunsch, ein Buch über die Tour zu schreiben. Eineinhalb Jahre später schreibe ich den letzten Satz im Manuskript.
    Insgesamt bin ich mit 650 Euro ausgekommen. Den Notgroschen, den mir der Hotelier Jürgen Feiden an der Mosel im verschlossenen Umschlag in die Hand drückte, brauchte ich nicht. Bei einem späteren Moselbesuch weiß Jürgen nicht mehr, wie viel Geld er eigentlich gesponsert hatte. Darüber lachen wir uns schlapp. Er will den nach wie vor verschlossenen Umschlag nicht zurückhaben – und ich ihn nicht annehmen. Er schlägt schließlich vor, ich solle das Geld jemandem schenken, den ich auf der Tour kennen gelernt habe. Ich muss nicht lange überlegen: Meine Wahl fällt auf die Naturfreunde in Stockstadt (Hessen), bei denen ich im Partyzelt übernachten durfte. Die Gastfreundschaft, die ich hier noch ziemlich am Anfang meiner Reise erlebte, gab mir viel Auftrieb.
    Die eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten empfand ich unterwegs also meist nicht als Manko. Aber was mache ich als erstes zuhause? Spachtle in den nächsten Tagen feist beim Italiener und im Steakhaus, gebe in Rekordzeit 100 Euro für Lebensmittel und Kosmetik aus, feiere mit meinen Freunden eine üppige Wiedersehensparty.
    Doch der Kaufrausch ist ein kurzer, die Erfahrung, dass weniger oft mehr ist, dagegen prägend. Ich höre schon jetzt die kritischen Stimmen, die da sagen, dass man sich diese Einstellung auch erst mal leisten können muss. Okay, da ist etwas dran. Aber ich stehe dazu.
    Zum Glück habe ich Anfang August 2007 noch über eine Woche frei zum Eingewöhnen, bevor der Alltag wieder beginnt. Ich habe anfangs das Gefühl, als würde ich neben mir stehen, alles ist so unwirklich. Ich bin wie besoffen von Eindrücken, Gefühlen, Gedanken und Augenblicken während meiner Tour. Die Realität stürmt laut, schrill, hektisch, anstrengend und viel zu schnell auf mich ein. Das passt nicht zusammen. Ich erlebe intensiv, wie verkehrt doch unser angeblich normales Leben ist: Anfang August stehen in Kaufhäusern die Zeichen auf Herbst, im Supermarkt gibt’s die ersten Kürbisse, und im Baumarkt werden Weihnachtsdekorationen hervorgeholt. Die von uns selbst geschaffenen künstlichen Zeitabläufe kreisen mich wieder ein.
    Doch sie kommen nicht wirklich an mich heran. Ich bade in einer inneren Ruhe, die ich gerne konservieren würde. Das ist mir nicht immer gelungen, aber viel öfter als früher, bilanziere ich Anfang 2009, als dieses Nachwort entsteht. Was mir keiner nehmen kann: den Stolz auf 2700 gestrampelte Kilometer, das Selbstvertrauen in meine Stärke und die Gewissheit, dass (fast) alles möglich ist, wenn man will.
    Die Tour geht auch sonst nicht spurlos an mir vorüber. Ich finde die Kraft, Einsicht und den Mut für so manche Entscheidung und Veränderung: Ich trenne mich kurz nach der Rückkehr von einer Liebe, die in Wirklichkeit keine ist; eine langjährige Freundschaft gerät auf den Prüfstand – Ausgang ungewiss.
    Ich höre auf, zu sehr meine Zukunft zu verplanen und mich mit bloßem Sicherheitsdenken selbst zu bremsen, denn meist kommt sowieso alles ganz anders; ich habe Sätze wie „Man könnte sich ja mal treffen“ oder „Man könnte ja mal dies und das machen“ aus meinem Wortschatz gestrichen; ich wende mich von Menschen ab, die den Spruch „Hilfe, ich habe so viel Stress und keine Zeit“ zu oft herbeten.
    Ich will das Leben nicht auf später verschieben.

    Foto: Kurt Michelis
    Susanne Storck , geboren 1964 in Nordhausen, wuchs in Thüringen auf. Sie erlernte den Beruf einer Betonwerkerin und studierte Philosophie in Jena. Sie war in verschiedenen Berufen tätig, unter anderem als freie Journalistin beim Rundfunk, in einer Jugendeinrichtung und in einem soziokulturellen Zentrum. Seit vielen Jahren ist sie Tageszeitungs-Redakteurin bei der WAZ Mediengruppe.
    „ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland – mit wenig Geld und viel Gepäck“ ist ihr erstes Buch. Susanne Storck lebt in Mülheim an der Ruhr.

Danksagung
    Meine Freundin Kerstin Wolf war die erste, die das gesamte Manuskript gelesen hat. Obwohl die selbstständige Bauingenieurin weiß Gott genug zu tun hat, schmökerte sie mit Leidenschaft Seite um Seite. Danke, dass du mich und mein Machwerk nicht auf einen Sockel gestellt hast, sondern dich kritisch, präzise und mit Witz durch die Seiten gearbeitet und noch so manche Ungereimtheit
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