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ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition)

ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition)

Titel: ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition)
Autoren: Susanne Storck
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behinderte Menschen. „Wir helfen behinderten Menschen“, sagt Petra, „wir sind der verlängerte Arm ihrer Wünsche.“ Stefan arbeitet beim Verein FAB, was die Abkürzung für die „Förderung der Autonomie Behinderter“ ist.
    Ich schaue mich weiter um im Laden: Im hinteren Raum steht eine Liege, auf der ich herrlich bequem schlafen werde, auch Toilette und Waschbecken sind vorhanden. Stefan und Petra erklären mir noch die hypermoderne Kaffeemaschine, übergeben mir den Schlüssel fürs Geschäft und wünschen mir eine gute Nacht. Denn zu „Rock gegen Rechts“ gehen wir dann doch nicht, weil es so spät geworden und das Wetter schlecht ist.
    Als ich am nächsten Morgen aufwache, hat der Himmel alle Schleusen aufgemacht. Ich spreche meinen Gastgebern auf die Mail-Box und frage, ob ich eine weitere Nacht bleiben darf. Ich erreiche sie nicht, aber mein Gefühl sagt mir, dass das okay ist. Es regnet den ganzen Tag, ich bestaune nun bei Tageslicht die schönen Steine, ruhe mich aus, entdecke später ganz in der Nähe ein Internetcafé, in dem ich das letzte Lebenszeichen auf meiner Tour an die lieben Daheimgebliebenen absetze.

Kapitel 21
    Berg- und Talfahrt
    Früh am nächsten Morgen lasse ich Kassel hinter mir. Ich entscheide mich für die Weiterfahrt auf dem Hessencourrierweg, für den ich allerdings keine Karte habe. Ich bin also auf die Ausschilderung angewiesen, die ebenso wie das Logo für den Weg leider leicht zu übersehen sind. Anfangs klappt alles gut, aber irgendwo hinter Altenbauna komme ich vom Weg ab. Das dauert mir alles zu lange, und das Verfahren ist Radlers größter Frust. Ich wechsle radikal auf die Bundesstraße 520. Meine anfängliche Riesenangst verfliegt bald, der extrem heftige und kalte Gegenwind leider nicht. Ich wechsle auf die B 450 nach Wolfhagen. Dort mache ich Pause in einem Café, wärme mich auf und denke, was der Erwerb der Radkarte in Kassel für sagenhafte 6,80 Euro doch für eine Fehlinvestition war. Ich fasse mein heutiges Ziel Bad Arolsen ins Auge. Dafür muss ich vorher kräftezehrende Steigungen bewältigen, Regen, Kälte und Wind ertragen. Jetzt weiß ich, warum hier in der Gegend so viele Windräder stehen. Draußen übernachten fällt aus.
    Als ich in Bad Arolsen, in der Nähe des Twistesees, ankomme, bin ich mit dem schlechten Wetter versöhnt. Nicht so mit den Bergen, es liegen ja auch noch etliche vor mir. Die imposante Barockresidenz bietet einen herrschaftlichen Empfang, Fachwerkidylle, originelle Geschäfte und eine wohlig-gemütliche Atmosphäre prägen das Heilbad. Hier erlebe ich bei der Touristen-Info wieder besten Service. Eine Mitarbeiterin vermittelt mir eine Übernachtung mit Frühstück für 16 Euro auf dem Bauernhof von Herbert Simon. Ich beziehe einen regelrechten Saal, denn das gemütlich eingerichtete Zimmer ist rund 25 Quadratmeter groß. Ich darf sogar das Rad darin abstellen. Und es gibt eine eingebaute Küchenzeile, die ich unbedingt nutzen will. Ich radle also nochmals los zum Einkaufen, schiebe später ein Nudelfertiggericht in den Backofen und mache mir einen Obstsalat.
    Am nächsten Morgen beglückt mich ein üppig gedeckter Frühstückstisch, auf dem auch leckere Wurst aus eigener Schlachtung steht. Die Hausherrin Else Simon setzt sich für ein paar Minuten zu mir, sie hat ein Händchen fürs Aufpäppeln frustrierter Radler. Sie ist 75, und mit ihrem tiefschwarzen Haar – sie hat nur ein bisschen nachgeholfen… – sieht die rüstige, freundliche Frau glatt zehn Jahre jünger aus.
    Bei den Simons stehen 170 Tiere im Stall, davon 70 Milchkühe. Die Familie hat 500 Morgen Land. Gerade ist eine Diskussion zur Verteuerung der Milch in aller Munde. „Wir kriegen einen Cent mehr, aber den haben wir noch nicht“, sagt Frau Simon ohne weiteren Kommentar.
    Ich darf mir Brote für unterwegs schmieren, und erst gegen 9.30 Uhr bin ich wieder auf der Piste. Ich lasse es ruhig angehen, weil meine heutige Übernachtung schon klar ist. Im schönen Fachwerkhaus von Heide-Marie Cammans in Brunskappel im Sauerland ist ein Bett für mich frei. Doch dazu später mehr. Jetzt muss ich mich erst einmal darauf einstellen, dass eine Tagestour mit heftigen Steigungen vor mir liegt. Frau Simon bestätigt dies beim Abschied vom Bauernhof. Gleich am Ortsausgang zwingt mich ein langgezogener Berg vom Rad, es wird nicht der letzte sein. Wahrscheinlich bei Vasbeck in Richtung Adorf, ich weiß es nicht mehr genau, liegt ein angefahrenes Kätzchen mitten auf der
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