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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Wolfgang Brenner
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jemand sie so sah. »Komm, wir müssen hier weg!«
    Lore hörte auf zu weinen. Sie hob die Tüten mit den Lebensmitteln auf, sammelte die Bierdosen ein und ging mit Kevin zur Schneise zurück.
    Marie befahl ihr, in dem Wagen, in dem sie gekommen war, auf sie zu warten. Zu Kevin gewandt, sagte sie: »Wir fahren zu deinem Opa.« Der Junge strahlte sofort.
    Lore nahm Kevin an der Hand und ging wortlos zur Straße zurück.
    Marie holte das Messer, mit dem sie Tom die Kehle durchgeschnitten hatte.
    Es waren nur wenige Meter zu dem Abstieg über die Steilküste, einer schmalen Holztreppe.
    Der salzige Wind wehte Marie die Haare aus dem Gesicht. Für einen Moment blieb ihr die Luft weg. Das tat gut. Die Ostsee.
    Sie stieg die Treppe hinab.
    Es war ein kalter, grauer Strand mit faustgroßen Steinen, die bei jedem Schritt Maries aneinanderkratzten. Das Meer war ruhig und braun.
    Schon nach wenigen Schritten durch die Gischt hörten die Steine auf. Marie ging auf Sand. Das Wasser war eiskalt, aber das machte ihr nichts aus.
    Sie lief in die Ostsee hinein, bis das Wasser ihr zur Hüfte reichte. Dann warf sie das Messer in einem weiten Bogen ins Meer.
    Marie fand in der Hütte frische Sachen von Lores Mutter. Eine Hose und einen Rock, auch Wollstrümpfe. Marie zog sich um. Im Küchenschrank gab es eine Flasche mit flüssigem Grillanzünder. Sie schüttete einen Teil davon über Tom, den Rest über das Bett. Dann zündete sie die Flüssigkeit an. Sofort schlugen Flammen hoch. Sie tanzten auf Toms Leiche. Das geronnene Blut brodelte leicht, dann verdampfte es bis auf eine schmale Spur.
    Als Marie sich in der Schneise umdrehte, sah sie einen weißlichen Feuerschein hinter den Fensterscheiben. Es dauerte nicht lange, bis die Flammen aus dem Dach schlugen.
    Es prasselte. Das Holz der Hütte brannte wie Zunder.
    Lore hatte Kevin auf die Rückbank von Roberts Wagen gelegt. Marie deckte ihn mit Decken aus der Hütte zu. Er lag so ruhig, als würde er gleich einschlafen.
    Marie stieg ein und startete den Motor. Sie konnte Lore nicht allein fahren lassen. Den Toyota von Lores Vater ließ sie zurück.
    Auf der Straße von Dranske nach Altenkirchen kam ihnen in schnellem Tempo eine Wagenkolonne entgegen. Es waren Polizeifahrzeuge mit Blaulicht. Am Ende der Kolonne fuhr ein Zivilfahrzeug.
    Für einen Moment glaubte Marie, das verkniffene Gesicht von Bäsch im Fond erkannt zu haben.
    Marie empfand seine Anwesenheit auf Rügen nicht als Bedrohung – auch wenn sie zeigte, dass Fürbringers Nachfolger sich über alle Zuständigkeiten hinwegsetzte, wenn es um sie und Lore ging. Aber seit der Freund tot war, konnte nichts mehr Marie schrecken.
    Sie würde auch mit Bäsch fertig werden.
    Sie hatte vor nichts mehr Angst. Sie spürte keinen Schmerz mehr.
    Marie konnte wieder richtig atmen. Ihre Lunge war frei.
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