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Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume
Autoren: Elizabeth Lowell
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Frühstückmachen kaum noch etwas übrigbleiben.
    »Sieht so aus, als hätte jemand namens Murphy Shannon erklärt, daß ihr Gold nicht aus den Claims von Silent John stammen konnte«, sagte Caleb.
    »Murphy! Verdammter Kerl! Ich dachte, er würde das Gold einfach nehmen und weiter nichts.«
    »Shannon hat gesagt, du hättest bei etwas anderem auch falsch gedacht«, sagte Caleb.
    Bei diesen Worten trat Caleb wie zufällig hinter Whips Stuhl.
    »Und zwar was?« fragte Whip.
    »Du, äh, hättest sie überbezahlt«, sagte Caleb.
    »Wovon redest du, zum Teufel?«
    Caleb holte unauffällig tief Luft und sammelte sich für die Auseinandersetzung, die er kommen sah.
    »Als Shannon erfuhr, daß das Gold nicht ihr gehörte«, erklärte er, »ging sie zu Clementine und Betsy und fragte sie, was man zur Zeit bei ihnen für ihre Dienste bezahlen müsse.« »Was?«
    Whip wollte gerade wieder heftig aufspringen, aber Calebs große Hände lagen auf seinen Schultern und drückten ihn fest auf seinen Stuhl.
    »Bleib sitzen und hör zu«, sagte Caleb grimmig. »Shannon hat nach dem, was die Mädchen ihr gesagt haben, ausgerechnet, um wieviel du sie überbezahlt hast, und kam dann wie ein Blizzard von den Bergen herunter, um dir den Rest zu bringen.«
    Als Whip verstand, was Caleb da gesagt hatte, ließ sein Widerstand nach.
    Oh Gott, Honigmädchen, ich habe dich niemals so gesehen. Du warst so unschuldig wie der Sonnenaufgang....
    »Hat sie das wirklich gesagt?« konnte Whip schließlich fragen.
    Caleb nickte.
    »Sie dachte, ich hätte sie ausbezahlt wie eine Hure, die mir für eine Nacht gefällig war?« flüsterte Whip.
    Caleb nickte vorsichtig.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Whip heftig.
    Willow schlug den Kochlöffel an den Rand des Topfes, um die Fleischreste davon zu lösen.
    »Glaube es ruhig«, sagte sie bestimmt. »Shannon wollte nicht ins Haus kommen, nicht einmal auf eine Tasse Tee.«
    »Warum?«
    »Sie sagte, sie hätte zuviel Respekt vor mir, um die Hure meines Bruders in mein Heim zu bringen.«
    Whip gab einen gequälten Laut von sich und ließ krachend seine Faust auf den Tisch fallen. Seine Kaffeetasse kippte um und begoß ihn mit einem Schwall heißen Kaffees. Er spürte es kaum. Der Schmerz, der seine Seele zu zerreißen schien, ließ keinen Raum für irgend etwas anderes.
    Plötzlich drehte Whip sich zur Seite und stand auf, wobei er Calebs Hände abschüttelte.
    »Ich hab’s mir anders überlegt mit den Brötchen, Willy«, sagte Whip angespannt. »Mach mir eine Portion, die groß genug ist, daß ich damit über den Berg komme.«
    »Aber der Paß ist zu«, protestierte Willow.
    Whip wandte sich an Caleb. »Hast du immer noch deine Schneeschuhe in der Scheune?«
    »Nein. Sie stehen draußen an der Hintertür. Ich komme mit dir, soweit uns meine Pferde tragen können. Danach mußt du dich allein durchschlagen.«
    »Danke.«
    »Aber wenn du ankommst«, sagte Caleb, »sei lieber mächtig vorsichtig.«
    »Warum?«
    »Sie war so wütend, daß sie dir womöglich den Hund an den Hals hetzt.«
    Whip betrachtete die Narben an seinen Händen und lächelte. »Das wäre nicht unsere erste Auseinandersetzung.«
    Er griff sich seine Jacke und seinen Hut und ging zur Hintertür.
    »Was ist mit Vorräten?« fragte Caleb, als Whip die Tür aufmachte. »Werdet ihr zwei genug für den Winter haben?«
    »Ich habe dafür gesorgt, daß Shannon genug hat, daß es für zwei reicht.«
    »Es hat nur etwas lange gedauert, bis du draufgekommen bist, wer der zweite ist, wie?« fragte Willow trocken.
    Die Hintertür knallte zu und schnitt Calebs Lachen ab.
    »Was ist, wenn er’s nicht bis zu ihrer Hütte schafft?« fragte Willow.
    »Er wird es schaffen. Viel schwieriger wird es für ihn sein, von Shannon wieder angenommen zu werden. Die Frau war verdammt sauer, als sie hier weggeritten ist.«
    »Er wird den ganzen Winter Zeit haben.«
    »Den wird er auch brauchen«, sagte Caleb.
    »Das bezweifele ich. Er hat einen unfairen Vorteil.«
    »Nämlich?«
    »Sie liebt ihn«, erwiderte Willow schlicht.
    Als der Morgen graute und Sterne und Dunkelheit vom Himmel verbannte, zog Whip noch einmal die Schnüre an seinem Rucksack zurecht und eilte über die Lichtung auf Shannons Hütte zu. Die Gipfel hoben sich langsam aus der erdgebundenen Dunkelheit und badeten ihre rauhen Gesichter im ersten Licht des Morgens.
    Die Luft um ihn her war absolut still, so kalt und scharf wie frischgebrochenes Eis. Sein Atem umgab sein Gesicht wie eine schimmernde Wolke.
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