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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Autoren: Jule Verne
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die Abplattung der Erde an den Polen 2 mit in Anschlag bringen, ergeben nicht mehr 10,000,000 Meter als Maß für das Viertheil des Meridians, sondern 10,000,856 Meter. Diese Differenz von 856 Meter ist bei einer solchen Länge sehr unerheblich; dennoch muß man, mathematisch ausgedrückt, sagen, der Meter, so wie er jetzt angenommen ist, repräsentirt nicht genau den zehnmillionsten Theil des Viertheils vom Erdmeridian. Der Irrthum beträgt etwa zwei Zehnmilliontheile einer Linie.
    Der also bestimmte Meter wurde jedoch nicht von allen civilisirten Nationen angenommen. Belgien, Spanien, Piemont, Griechenland, Holland, die vormaligen spanischen Colonien, die Republiken Ecuador, Neu-Granada, Costa-Rica u.s.w. schlossen sich unverzüglich an; aber trotz der unverkennbaren Vorzüge des metrischen Systems vor allen übrigen Systemen hat sich England bis auf den heutigen Tag es anzunehmen geweigert.
    Wären nicht die politischen Mißverhältnisse zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts eingetreten, so wäre dieses System vielleicht von den Bewohnern des Vereinigten Königreichs angenommen worden. Als am 8. Mai 1790 die constituirende Versammlung ihren Beschluß faßte, wurden die englischen Gelehrten der Königlichen Gesellschaft eingeladen, sich den französischen Gelehrten anzuschließen. In Hinsicht des Metermaßes sollte man entscheiden, ob es auf die Länge des einfachen Pendels zu gründen sei, welcher genau Schwingungen von einer Secunde macht, oder ob man als Einheit für die Längenmaße einen Abschnitt eines der großen Kreise um die Erde annehmen solle. Aber die Ereignisse traten hindernd dazwischen.
    Erst im Jahre 1854 hat sich England, welches längst die Vortheile des metrischen Systems erkannte und zudem sah, wie sich Gesellschaften von Gelehrten und Kaufleuten bildeten, um diese Reform weiter zu verbreiten, – zur Annahme desselben entschlossen.
    Aber die englische Regierung wollte diese Entschließung bis zu dem Zeitpunkt geheim halten, wo neue geodätische Arbeiten, welche sie vornehmen ließ, es möglich machen würden, den Erdgrad mit strengerer Genauigkeit zu bestimmen. Doch glaubte die englische Regierung sich in dieser Hinsicht mit der russischen Regierung, welche ebenfalls zur Annahme des metrischen Systems geneigt war, sich verständigen zu müssen.
    Es wurde also eine aus drei englischen und drei russischen Astronomen bestehende Commission aus der Mitte der ausgezeichnetsten wissenschaftlichen Gesellschaften gewählt. Es waren dies, wie wir sahen, für England der Oberst Everest, Sir John Murray und William Emery; für Rußland die Herren Math. Strux, Nicol. Palander und Michael Zorn.
    Diese zu London versammelte internationale Commission beschloß, daß vor allen Dingen ein Meridianbogen auf der südlichen Hemisphäre gemessen werden solle; sodann solle ein anderer Bogen des Meridians auf der nördlichen aufgenommen werden, und durch die Verbindung dieser beiden Messungen hoffte man eine strenge Bestimmung zu bekommen, welche allen Anforderungen des Programms entspräche.
    Nun kam es zur Frage, an welcher Stelle der englischen Besitzungen auf der südlichen Hemisphäre die Messung stattfinden solle, der Cap-Colonie, Australien, Neu-Seeland. Da diese beiden Letztern bei den Antipoden Europas liegen, so würde dadurch für die wissenschaftliche Commission eine weite Reise erforderlich. Zudem konnten die Maoris und Australier, welche mit den eingewanderten Fremden in beständigem Kriege lagen, die projectirte Operation sehr erschweren. Die Cap-Colonie dagegen bot wesentliche Vortheile:
    1) Sie lag mit einigen Theilen des russischen Reiches unter dem nämlichen Meridian, und man konnte, nachdem ein Bogen dieses Meridians in Südafrika gemessen worden, die Messung eines zweiten Bogen desselben Meridians auf dem Gebiete des Czaren in aller Stille vornehmen.
     

    Oberst Everest. (S. 32.)
     
    2) Die verhältnißmäßig kurze Reise zu den englischen Besitzungen in Südafrika.
    3) Es bot sich da für die englischen und russischen Gelehrten eine treffliche Gelegenheit, die Arbeiten des französischen Astronomen Lacaille zu controliren, indem sie die ihrigen an derselben Stelle vornahmen, so daß sich herausstellen mußte, ob die Angabe von 57,030 Toisen als Maß eines Meridian-Grades am Cap der guten Hoffnung richtig sei.
    Deshalb wurde beschlossen, die geodätische Operation solle am Cap vorgenommen werden, und die beiden Regierungen bestätigten diesen Beschluß der Commission. Es wurde ein ansehnlicher
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