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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Autoren: Jule Verne
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Credit dafür eröffnet, alle für eine Triangulation erforderlichen Instrumente in zwei Exemplaren angeschafft, und der Astronom William Emery beauftragt, die Vorbereitungen für eine Forschungsreise in’s Innere Südafrikas zu treffen. Die der königlichen Marine angehörige Fregatte Augusta erhielt den Befehl, die Mitglieder der Commission mit ihrem Gefolge an die Mündung des Orangeflusses zu transportiren.
    Hinzufügen muß man noch, daß der wissenschaftlichen Frage eine Frage der nationalen Eigenliebe zur Seite ging, welche die zu der gemeinsamen Arbeit vereinigten Gelehrten spornte. Es handelte sich in der That darum, die Franzosen in ihren Berechnungen zu überbieten, die Arbeiten ihrer berühmtesten Astronomen an Genauigkeit zu übertreffen, und dies inmitten eines wilden und fast unbekannten Landes. Daher waren auch die Glieder der anglo-russischen Commission zu jedem Opfer entschlossen, selbst ihr Leben daran zu setzen, um ein der Wissenschaft förderliches und zugleich für ihr Vaterland ruhmvolles Resultat zu erzielen.
    Aus diesem Grunde also fand sich der Astronom William Emery zu Ende Januar 1854 bei den Wasserfällen von Morgheda, am Ufer des Orangeflusses ein.
Fußnoten
    1 Eine alte französische Lieue = 0,6 geographische Meile.
     
    2 Sie beträgt nicht 1 / 334 , wie man früher annahm, sondern 1 / 299,5 .
Fünftes Capitel.
Ein Hottentottendorf.
    Die Reise auf dem obern Lauf des Flusses ging schnell von Statten. Das Wetter war unterdessen regnerisch geworden; doch hatten die Reisenden, welche bequem in der Kajüte untergebracht waren, keineswegs von den in dieser Jahreszeit so häufigen Regengüssen zu leiden. Die »Königin und der Czar« flog schnell dahin. Sie traf weder auf Stromschnellen noch seichten Grund, und die Gegenströmung war nicht stark genug, um ihren Lauf zu hemmen.
    Die Ufer des Orange boten immer noch den gleichen entzückenden Anblick. Balsamisch duftende Wälder folgten einander, in deren grünen Gipfeln eine ganze Welt von Vögeln hauste. Hier und dort befanden sich Baumgruppen aus der Familie der
Proteaceen
(Silbersichten), besonders aus dem »Wagenboom« jenem röthlich marmorirten Holz, welches mit seinen tiefblauen Blättern und blaßgelben Blüthen einen sonderbaren Eindruck hervorbringt; ferner jener »Zwartebast«, ein Baum mit schwarzer Rinde, und »Barrees« mit dem dunkeln, starren Laubwerk. Einige Schläge zogen sich meilenweit am Flußufer hin, das hier überall von Trauerweiden überschattet war. Hin und wieder zeigten sich plötzlich weite öde Landstrecken, welche mit unzähligen Coloquinten und jenen honigtragenden Silberbäumen bedeckt waren, aus denen ganze Schwärme von den kleinen Singvögeln aufflatterten, welche die Colonisten am Cap »Honigfresser« nennen.
    Die Vogelwelt zeigte mannigfaltige Musterexemplare. Der Buschmann machte Sir John Murray, der ein großer Vogel-und Wildpretliebhaber war, darauf aufmerksam. Es hatte sich dadurch eine Art Vertrautheit zwischen dem englischen Jäger und Mokum entsponnen, dem sein vornehmer Gefährte, um das Versprechen des Oberst Everest zu erfüllen, eine vorzügliche weittragende Büchse vom System Pauly zum Geschenk gemacht hatte. Die Freude des Buschmanns, als er sich im Besitz dieser kostbaren Waffe sah, brauch’ ich nicht zu schildern.
    Die beiden Jäger verstanden einander gut. Trotzdem Sir John Murray ein ausgezeichneter Gelehrter war, galt er doch für einen der trefflichsten Fuchsjäger des alten Kaledoniens. Er hörte voller Interesse und Lust den Erzählungen des Buschmanns zu. Seine Augen flammten, wenn ihm der Jäger im Gehölz irgend einen wilden Wiederkäuer zeigte, bald eine Truppe von fünfzehn bis zwanzig Giraffen, bald sechs Fuß hohe Büffelochsen mit schneckenförmig gewundenen schwarzen Hörnern auf dem Kopfe; weiterhin scheue Gnu mit Pferdeschwänzen, Rudel von Caamas, einer Art großer Hirsche mit blitzenden Augen, deren Hörner ein drohendes Dreizack bildeten überall in dem Dickicht der Wälder, wie auf den nackten Ebenen jene zahllosen Antilopenarten, die sich in SüdAfrika massenhaft finden, der Bastard der Gemse, der Gemsbock, die Gazelle, der Waldbock, der Springbock u.s.w. War dies nicht genug, um die Leidenschaft eines Jägers zu reizen, und konnten die Fuchsjagden auf den Hochebenen Schottlands sich mit den Jagdzügen eines Cummins, Anderson oder Baldwin vergleichen?
    Offen gesagt, machte der Anblick dieser prachtvollen Wildpretexemplare keinen so lebhaften Eindruck auf die
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