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Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika

Titel: Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
Autoren: Jule Verne
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Begleiter Sir John Murray’s. William Emery beobachtete seine Collegen voller Aufmerksamkeit und suchte sie unter ihrer kalten Außenseite zu ergründen.
    Der Oberst Everest und Mathieu Strux, beide fast von gleichem Alter, waren gleich zurückhaltend, zugeknöpft und förmlich. Sie sprachen mit abgemessener Langsamkeit, und jeden Morgen hätte man sagen können, sie seien früher bis zum Abend zuvor nie mit einander zusammen gewesen. Man durfte nicht hoffen, daß sich je eine Art Vertrautheit zwischen diesen beiden wichtigen Personen entwickeln könne. Es steht fest, daß zwei nebeneinander befindliche Eisschollen endlich mit einander in Zusammenhang kommen, aber niemals zwei Gelehrte, wenn sie beide eine hohe Stellung in der Wissenschaft einnehmen.
    Nicolaus Palander, fünfundfünfzig Jahre alt, war einer jener Männer, die niemals jung waren und niemals alt werden. Der Astronom von Helsingfors, beständig in seine Berechnungen versenkt, konnte wohl eine bewunderungswürdig organisirte Maschine sein, doch blieb er nur Maschine, eine Art Rechentafel oder Universalrechner. Als Rechner der englisch-russischen Commission war dieser Gelehrte nur eins jener »Wunder«, welche aus dem Kopf mit fünf Ziffern als Factoren multipliciren.
    Michael Zorn war seinem Alter, seinem enthusiastischen Temperament und seiner guten Laune nach William Emery ähnlich. Seine liebenswürdigen Eigenschaften verhinderten ihn nicht, ein verdienstvoller Astronom zu sein, der bereits eine frühzeitige Berühmtheit besaß. Die Entdeckungen, welche von ihm und unter seiner Leitung am Observatorium in Kiew in Betreff des Nebelsternes Andromeda gemacht wurden, hatten in der gelehrten Welt Aufsehen erregt. Zu seinen unbestrittenen Verdiensten gesellte sich eine große Bescheidenheit, die bei jeder Gelegenheit zum Vorschein kam.
    William Emery und Michael Zorn mußten Freunde werden. Dieselbe Geschmacksrichtung, die gleichen Bestrebungen vereinigten sie. Ost plauderten sie zusammen, während der Oberst Everest und Mathieu Strux sich gegenseitig kalt beobachteten. Palander zog in Gedanken Kubikwurzeln aus, ohne die entzückenden Aussichten auf das Ufer wahrzunehmen, und Sir John Murray und der Buschmann machten Pläne für zukünftige Jagdopfer.
    Bei dieser Fahrt auf dem Orangestrom ereignete sich kein Zwischenfall. Manchmal schienen steile Abhänge, Granitfelsen, welche das sich schlängelnde Flußbett einengten, jeden Ausgang zu versperren. Ost auch machten bewaldete Inseln den einzuschlagenden Weg unsicher. Aber der Buschmann schwankte niemals, und »Königin und Czar« wählte die günstigste Straße oder durchschiffte ohne Aufenthalt den steilen Felsenkreis. Der Steuermann hatte nicht ein einziges Mal zu bereuen, den Anweisungen Mokum’s gefolgt zu sein.
    Nach vier Tagen hatte das Dampfboot die zweihundertundvierzig Meilen zwischen dem Morgheda-Katarakt und dem Korana zurückgelegt, einem der Nebenflüsse, welcher grade bis zur Stadt Lattaku fließt, dem Zielpunkt der Expedition des Oberst Everest.
    Der Strom bildet dreißig (franz.) Meilen oberhalb der Wasserfälle einen Bogen, und von seiner allgemein westöstlichen Richtung ein wenig abweichend, schneidet er südöstlich den scharfen Winkel ab, der im Norden das Festland der Cap-Colonie begrenzt. Von diesem Punkte zieht er sich nach Nordosten hin und verliert sich dreihundert Meilen weiter in den Waldregionen der Republik Transvaal.
    Am 5. Februar in den ersten Morgenstunden und im strömenden Regen erreichte die »Königin und Czar« die Station Klaarwater, ein Hottentottendorf, bei welchem sich der Korana in den Orange ergießt. Der Oberst Everest, der keinen Augenblick verlieren wollte, fuhr schnell an den wenigen Buschmann-Hütten, aus denen das Dorf besteht, vorüber, und das Schiff begann mit Hilfe seiner Schraube den neuen Nebenfluß hinauszufahren.
    Die reißende Strömung rührte, wie die Passagiere bemerkten, von einer sonderbaren Eigenthümlichkeit dieses Gewässers her. Der an seiner Quelle sehr voll strömende Korana wird beim Abwärtsfließen unter’m Einfluß der Sonnenstrahlen schwächer. Doch war er in dieser Jahreszeit durch Regengüsse und einen andern Nebenfluß angeschwollen, tief und reißend. Daher fuhr die Schaluppe mit verstärktem Dampf und legte stromaufwärts drei Meilen in der Stunde zurück.
    Während der Fahrt meldete der Buschmann die Anwesenheit einer großen Anzahl Flußpferde. Diese Dickhäuter, von den Holländern am Cap »Seekühe« genannt, dicke,
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