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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)
Autoren: Meik Eichert
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Finisterre an. Auf unserer Lieblingsterrasse läuteten wir unsere Abschiedsparty ein, die erst Stunden später endete. Die restlichen Tage werden die 3 nun in ihrem Ferienhaus 50 km südlich von Finisterre verbringen.
     
    Auch hier ist‘s toll! Die Abendstimmung am Meer ist ohnehin mit nichts zu vergleichen. Fischerboote schaukeln sanft über die Wellen des tiefblauen Wassers, Möwengeschrei sorgt für den Geräuschpegel, während eine leichte Brise vom Wasser kommend fortwährend unsere Nasen umschmeichelt. Das Ganze vor der wunderbaren Kulisse umliegender Berge, die sich im schräg einfallenden Licht der Sonne gestochen scharf hinter der Küste erheben. Herrlich!
     
    Morgen geht es den ganzen Tag an den Strand, Nichtstun ist angesagt. Kann man eine Pilgerreise besser ausklingen lassen?
     
    Nachdem Jos und Co. sich verabschiedet hatten, nahmen Ela und ich an der kleinen Hafenpromenade einen letzten Absacker zu uns, bevor wir uns in unser Nachtlager begaben. Die Zeit neigt sich mehr und mehr dem Ende zu. Im Moment bin ich zu faul, mir irgendwelche Gedanken zu machen. Das werde ich wohl unweigerlich am letzten Tag vor dem Rückflug nach Deutschland tun.
     
    Habe auf den gesamten 2.500 km immer das gleiche T-Shirt, die gleiche Hose und das gleiche Paar Socken getragen. Letzteres besteht allerdings fast nur noch aus Löchern. Dazu kommen die Klamotten, die ich abends getragen habe, das war’s an Kleidung. Es geht auch ohne überfüllten Kleiderschrank! Die Schuhe, die ich in Pamplona gekauft habe, sind noch in einem Top-Zustand, da stecken locker noch 1.000 km drin. Ein Armutszeugnis für die teuren Markentreter aus Deutschland, für die ich den 6-fachen Betrag hingeblättert habe. Soviel zu den wenigen materiellen Dingen, die auf dem Weg wirklich wichtig waren. Nun haben sie ausgedient, wie der Rucksack, mit dem ich trotz der Tage, an denen mich sein Gewicht gestört hat, sehr zufrieden sein kann. Rückenschmerzen waren während der gesamten Zeit Fehlanzeige, abgesehen von den ersten Tagen, wo es sich um ein reines Eingewöhnungsproblem gehandelt hat. Ich glaube sagen zu können, dass meine Pilgerreise unter einem wirklich guten Stern stand. Dafür kann ich mich nur bedanken! Es war eine geile Zeit!
     

    Tag 87, Finisterre Ruhetag
     
    Von den ersten ins Zimmer einfallenden Sonnenstrahlen und dem Geschrei einiger Möwen wurde ich um 9 Uhr geweckt. Der Tag ließ sich gut an. Unser Frühstück am Hafen erstreckte sich fast bis zum Mittag. Ein Passauer Pilgerkamerad, den wir aus La Faba kannten, gesellte sich zu uns. Er ist vor Monaten zuhause gestartet und war noch länger unterwegs als ich. Natürlich ist er happy und versuchte gar nicht erst, seinen Stolz zu verbergen. Er begleitete Ela und mich zum Strand. Während die beiden das Bad in der Sonne vorzogen, lief ich stundenlang durch den Sand, ging kurz ins kühle Wasser und suchte zwischen den Felsen nach Jakobsmuscheln. Ganz ohne Bewegung ging es scheinbar doch nicht. Ich bekam vom Sammeln nicht genug und hatte am Ende des Nachmittages nicht eine Minute auf meinem Badetuch gelegen, soviel zum ‚Auf der faulen Haut liegen’. Meine Muschelausbeute war ganz ordentlich aber eine kapitale Jakobsmuschel leider nicht dabei. War mir aber nicht wichtig, ich hätte auch so noch viele Stunden weitersuchen können. Bis auf die 5, 6 schönsten Exemplare ließ ich meine Beute ohnehin am Strand zurück, als wir in den Ort zurückkehrten, um uns auf eine letzte „Pilgerpflicht“ vorzubereiten, den 3 km langen „Marsch“ zum Kap, dem „Ende der Welt“. Ohne Gepäck legten wir den leichten aber stetigen Anstieg entlang der Küste zurück, bis wir den Markierungsstein mit der Kilometerangabe 0,00 erreichten. Nach dem Ende und dem endgültigen Ende waren wir nun am ultimativ endgültigen Ende des Camino angekommen. Ein zarter Tourismus mit einigen Verkaufsständen ist hier anzutreffen. Das Kap und der Leuchtturm ist auch für Touristen ein begehrtes Ausflugsziel. Zu Recht! Von hier aus gibt es bis Amerika nur noch das Meer. Traumhaft schön ist es! Mit einigen unserer getragenen Klamotten in der Hand suchten wir uns zwischen den vorgelagerten Felsen eine der zahlreichen Feuerstellen, um das Ritual durchzuführen, welches sich seit dem Mittelalter gehalten hat – die Verbrennung getragener Kleidung. Ich mochte mich allerdings nur von meiner verschlissenen Unterwäsche trennen, der Rest ist noch in zu gutem Zustand. Ela steuerte mit Hose, Socken und Unterwäsche ein
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