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Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)

Titel: Abenteuer Jakobsweg - Höhen und Tiefen einer langen Reise (German Edition)
Autoren: Meik Eichert
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das Gehen die einzige Form der Fortbewegung ist, die der natürlichen Wahrnehmung entspricht. Genau deshalb war der Camino eine so überragende und bedeutende Erfahrung! Es hätte zwar dieser Busfahrt nicht bedurft, aber sie bekräftigt mich in meinem Vorsatz, in Zukunft noch sehr viele Wege zu Fuß zurückzulegen, Entfernungen sind dabei völlig unwichtig… .
     
    Während der Fahrt durch die wenigen Städte konnte ich erkennen, dass Negreira nicht der einzige Griff ins Klo städtebaulicher Planung in Galizien ist. Schauerlich, zum Schütteln, was sich unseren Augen dort bot!
     
    Es war schön, wieder in Santiago anzukommen. Heute war es aber ein völlig emotionsloser Vorgang, ganz ohne Kribbeln und Gänsehaut. In den Gassen und auf den vielen kleinen Plazas tobte das Leben. Musikbands, Tanz- und Folkloregruppen, Clowns und Zauberer sorgten für eine gelöste und ausgelassene Stimmung unter mehreren Tausend Zuschauern in der sonnendurchfluteten Stadt. Die breiten Treppen dienten als Tribüne, die alten Fassaden der Häuser boten einen tollen Rahmen. Dieser Empfang verdrängte die Wehmut, die ich beim Verlassen von Finisterre noch empfunden hatte. Ela und ich checkten im gleichen Hostal ein, in dem wir beim ersten Mal waren, die Reservierung hatten wir vorher klar gemacht. Während einer Tanzvorführung auf dem kleineren Plaza neben der Kathedrale wurde ich plötzlich namentlich angesprochen. Henry aus Belgien! Ich erkannte ihn sofort! „Das gibt’s ja gar nicht!“, entfuhr es mir. Überall Menschenmengen und in dem Trubel begegnen wir uns. Damit hätte ich nun gar nicht gerechnet, Henry übrigens auch nicht! Wir freuten uns wie die Doofen über unser Wiedersehen und suchten gemeinsam ein Plätzchen, wo wir uns erst Mal in Ruhe unterhalten konnten. Ein paar Meter weiter passierte Ela gerade ähnliches. Auch sie lag sich mit Leuten in den Armen, die sie vor über 2 Wochen letztmalig gesehen hatte. Bei Henry und mir liegt es gar 5 Wochen zurück, seit wir uns in Orthez das erste und bisher einzige Mal begegnet sind. Auch diese Geschichten sind es, die den Camino so einzigartig machen. Klar, dass wir uns für heute Abend zum Essen verabredeten. Vorher wollte Henry aber noch versuchen, einen anderen Bekannten zu finden. Obwohl unsere Ankunft in Santiago schon fast eine Woche zurück liegt, sind wir also noch nicht fremd in der Stadt. Ich musste grinsen. Mir fielen noch ein paar andere Gesichter auf, mit denen ich allerdings keinen persönlichen Kontakt hatte.
     
    Zum Abendessen entschieden wir uns für das Paella-Restaurant, dort war es so gut beim ersten Mal, das schrie nach Wiederholung. Wir hatten viel Spaß, Ela und Henry verstanden sich glänzend. Kein Wunder, Ela ist so eine Liebe, mit ihr kann man eigentlich nur gut klarkommen. Und Henry ist genau der dufte Typ, als den ich ihn aus Orthez in Erinnerung habe. Viel zu schnell war der Abend vorbei. Ein vorletztes Mal geht’s ins Bett. Noch zwei Mal schlafen, dann war’s das! Langsam beginnt es wieder zu kribbeln... .
     
     

    Tag 89, Santiago Finale
     
    Wo lässt sich ein Tag in Santiago besser be ginnen als im Café Casino. Henry kam auch dazu. Seinen Bekannten hat er nicht mehr getroffen. Er hätte ihn besser nicht gesucht, dann wären sie sich vielleicht begegnet. Na ja, dafür hatte Henry jetzt uns. Ich glaube, er konnte damit ganz gut leben. Nach dem Frühstück trennten wir uns. Den letzten Tag verbrachte jeder von uns auf eigene Faust.
     
    Mich zog es zum Praza do Obradoiro. Dort beobachtete ich nochmals die Szenen der Ankunft. Letzten Dienstag gehörte ich selbst dazu, heute war ich nur Zaungast. Ich hielt mich über 2 Stunden auf. Es ist einmal mehr erstaunlich, wie viele Bekannte ich noch traf. Mit einem Bayer sprach ich, der zusammen mit Torsten auf dem Gipfel vor Roncesvalles Pause gemacht hatte. Ich konnte mich gut an ihn erinnern, da er wie ein Irrer den Berg hinauf gerast war und oben völlig entkräftet auf dem Rasen in sich zusammengesunken ist. Er ist seit León abgebrannt und nur durch die Großzügigkeit anderer Pilger bis Santiago gekommen. Als Harz IV-Empfänger war er mit 345,- € auf den Camino gestartet. Für den Rückweg bekommt er von einem Gönner sogar das Flugticket geschenkt. Welch großzügige Geste! Meine weiteren Kontakte reichten über den Pilger aus Landsberg, der als „Rad-Fuß-Kombinierer“ unterwegs war, das deutsche Ehepaar aus Cirauqui und noch einige mehr. Nicht alle habe ich im Laufe der Zeit in meinen
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