Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song
Autoren: William Shaw
Vom Netzwerk:
gekommen war, hatte es in einem der ausgebombten Häuser in Carlton Vale gebrannt. Anwohner hatten sich schon den ganzen Sommer über beschwert, weil Schulschwänzer von der Kynaston Tech immer wieder verfallene Häuser anzündeten. Als die Feuerwehrleute die Flammen bezwungen hatten, fanden sie diesmal allerdings im ersten Stock die verkohlten Reste einesLeichnams. Der Behälter mit Feuerzeugbenzin daneben ließ darauf schließen, dass es sich um einen Obdachlosen handelte, der sich am Feuer hatte wärmen wollen und aus Versehen das gesamte Gebäude in Brand gesetzt hatte. Die Leiche würde unidentifiziert bleiben. Aber dafür war jetzt keine Zeit. Er schob die Mappe beiseite. Er musste Baileys Bericht schreiben.
    Breen nahm zwei Blätter und legte ein Kohlepapier dazwischen, dann spannte er alles zusammen in die Schreibmaschine ein und tippte: »Detective Sergeant C. Breen 15/10/68«, anschließend starrte er das leere Blatt an. Er hatte die krakeligen Aufzeichungen, die sechs Seiten seines Notizbuchs füllten, bereits mehrmals gelesen, trotzdem war es ihm nicht gelungen, Sinn hineinzubringen.
    Marilyns Telefon klingelte. Zerstreut beobachtete Breen, wie sie sich meldete und die Sanftheit aus ihrem Gesicht verschwand. »Gut«, sagte sie. Sie nahm einen Notizblock und stenografierte. »Okay«, sagte sie, den Bleistift noch in der Hand, »hab ich«, und legte auf. Der Hörer klackte auf die Gabel. Sie sah Breen an.
    »Ein neuer Fall«, sagte sie. Sie stand auf und ging direkt zu Bailey, ließ Breen mit den Akten sitzen.
    »Sir?«, sie klopfte an die Scheibe in seiner Tür.
    Bailey stand breitschultrig in seinem Büro, putzte sich erneut die Brille mit seinem Taschentuch und hörte gemeinsam mit den anderen zu, während Marilyn vortrug, was sie notiert hatte.
    »Eine nackte junge Frau«, sagte Marilyn. »Auf einem Müllhaufen gefunden. St John’s Wood. Die Leiche wurde von einer Frau entdeckt. Ungefähr um 11 Uhr vormittags. Eine Anwohnerin hat es gemeldet. Anscheinend liegt sie noch nicht lange da.«
    Laut der Bakelituhr über der Tür war es jetzt 11.20Uhr. »Aye aye«, sagte Carmichael. »Nackte junge Frau. Dann schicken wir Jones lieber nicht hin. So was hat der noch nie gesehen.«
    »Halt’s Maul.«
    »Es gibt Dinge, über die werden in diesem Büro keine Witze gerissen, Carmichael.«
    »Nein, Sir.« Carmichael grinste und blickte an sich hinunter. Tabakbraune Chelseaboots aus Wildleder, mit Schlaufen zum Hochziehen.
    »Können wir fortfahren?«
    »Nur zu«, sagte Carmichael.
    Niemand mochte Bailey, aber früher hätte man es nicht so ohne weiteres durchblicken lassen.
    Bailey räusperte sich und wandte sich erneut an Marilyn. »Irgendeine Spur von einer Waffe?«
    »Wurde nicht erwähnt, Sir.«
    Bailey sah sich im Raum um, blickte von Gesicht zu Gesicht. Dann entschied er sich. »Breen, eigentlich finde ich, dass das Ihr Fall ist.«
    »Meiner, Sir? Sie haben mich schon auf die Brandstiftung angesetzt, Sir.«
    Bailey schnaubte. »Dessen bin ich mir bewusst. Wie Ihnen vielleicht aufgefallen sein wird, sind wir heute ein bisschen unterbesetzt. Es macht Ihnen doch nichts aus, einen weiteren Fall zu übernehmen, Sergeant, oder doch?«
    »Nein, Sir.«
    »Zumal du an der Unterbesetzung schuld bist«, nuschelte Jones.
    »Ich bin davon überzeugt, dass Sie alles daransetzen werden, sich zu bewähren, nicht wahr, Paddy?«, sagte der Inspector.
    »Ja, Sir«, erwiderte Breen.
    Bailey schürzte eine Sekunde lang gedankenverloren die Lippen. Schließlich sagte er: »Jones? Sie werden die Mordkommission als Assistent verstärken.«
    »Als Breens Assistent, Sir?«
    »Ja. Als sein Assistent.«
    Jones funkelte Bailey böse an. »Ja, Sir. Wenn Sie es wünschen.«
    »Gut.« Und damit kehrte er in sein Büro zu den afrikanischen Veilchen zurück und schloss die Tür.
    Eine Sekunde lang standen sie schweigend da, bis Marilyn zu Jones sagte: »Du weißt ja, was er damit bezweckt, oder? Du sollst aufhören, dich wie ein Vollidiot aufzuführen.«
    »Danke, dass du mir das noch mal unmissverständlich klarmachst, Marilyn«, sagte Jones. »Nur funktionieren wird’s nicht.«
    »Ich weiß«, sagte Marilyn. »Ein Vollidiot bleibst du so oder so.«
    Breen suchte in den Schubladen seines Schreibtischs nach einem unbenutzten Notizbuch. Da lagen ein Rezept für das Schmerzmittel seines Vaters und ein Bündel Lotterielose vom Weihnachtsfest der D-Division 1967, aber kein Notizbuch.
    Jones, in Nylonblazer und brauner Hose, die dunklen Haare mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher