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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song
Autoren: William Shaw
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immer zerstören.«
    »Vielleicht sollte ich mir mal zwei Tage freinehmen«, sagte Breen. »Bis ich wieder klar sehe. Ich hatte viel um die Ohren.«
    Baileys Gesichtsmuskeln zuckten. »Sie hatten jedes Recht, sich freizunehmen, als Ihr Vater gestorben ist«, sagte er leise. »Und wenn Sie’s getan hätten, wäre das vielleicht nie passiert … Aber jetzt gebe ich Ihnen nicht frei. Das wäre ein Fehler.« Bailey rollte wieder den Bleistift über das Löschpapier auf seinem Schreibtisch. »Das wäre nicht gut«, sagte er. »Wenn man so was nicht angeht, gärt es immer weiter. Es wird geredet. Sagen Sie mir, warum Prosser Sie nicht leiden kann?«
    »Das war mir gar nicht bewusst, Sir.«
    »Stellen Sie sich nicht dumm, Breen. Sie wissen genau, dass er Sie nicht mag.«
    »Ich bin wohl keiner von den Jungs, gehöre nicht dazu.«
    Bailey klappte den Ordner auf und sah ein paar Seiten durch. »Sie wohnen nicht hier in der Gegend, oder?«
    »In Stoke Newington, Sir. Dort war ich vor meiner Versetzung nach Marylebone auch stationiert.«
    Bailey erhob sich und trat ans Fenster, seine selbst gezüchteten afrikanischen Veilchen standen dort in einer Reihe von Tontöpfen auf Marmeladedeckeln. Die Ostsonne war ideal für sie. Vor der Tür, die zum Hof führte, hatte er einen kleinen Eimer aufgestellt, in dem er Regenwasser für seine Pflanzen sammelte. Leitungswasser sei zu hart, meinte er.
    »Prosser ist kein guter Polizist. Er ist ungehobelt, macht, was er will«, sagte Bailey immer noch mit dem Rücken zu Breen. »Außerdem bin ich von seiner Integrität nicht überzeugt. Wissen Sie, Sergeant, die Truppe, der ich mal beigetreten bin, ist heutzutage kaum noch wiederzuerkennen.«
    Die alte Leier. Das hatten sie alle schon hundert Mal gehört.
    »Sie wiederum … Bislang waren Sie immer ein gewissenhafter Beamter, einer vom alten Schlag. Verlässlich. Ein kleiner Zwischenfall, und schon wird Prosser zum Helden. Und Sie? Das Gerede wird nicht aufhören, es sei denn, Sie sorgen selbst dafür. Besser, Sie stellen sich dem Ganzen.«
    »Ja, Sir.«
    Er drehte sich wieder zu Breen um. »Wie laufen die Ermittlungen im Fall der verkohlten Leiche?«
    »Noch haben wir nichts, Sir.«
    Bailey brummte erneut, goss zu viel Wasser in einen der Blumentöpfe, so dass es über den Rand des Untersetzers auf den Teppich lief. »Mist«, sagte er. »Geben Sie mir doch ein Taschentuch, bitte«, er zeigte auf ein Päckchen auf seinem Tisch. Breen zog eins heraus und reichte es ihm.
    »Wir sind ein kleines Team hier in Marylebone. Für Feindseligkeiten und Grabenkämpfe ist kein Platz. Was auch immer seine Verdienste sein mögen, Sergeant Prosser ist beliebt. Er hat Einfluss. Ein Vorfall wie dieser wird seinen Ruf auf Ihre Kosten festigen. Das wollen wir doch nicht, oder? Heute Nachmittag will ich den Bericht auf dem Schreibtisch haben.«
    Die Männer blickten auf, waren neugierig zu erfahren, was Bailey gesagt hatte.
    »Hast du den Dienst quittiert?«, fragte Jones.
    »Halt die Klappe, Jones, oder du fängst dir eine«, sagte Carmichael.
    Breen sagte nichts. Marilyn schleppte einen Stapel beigefarbener Ordner an seinen Schreibtisch. Rosa Pullover von Marks and Spencer. Spitz-BH. Blondiertes Haar, hier und da kam der Ansatz durch.
    »Was ist das?«
    »Die Vermisstenfälle, um die du gebeten hast. Alles in Ordnung?«, setzte sie rasch hinzu.
    »Mir geht’s gut«, erwiderte Breen.
    Marilyn war die einzige Frau im Büro.
    »Hat dein Freund inzwischen einen Job gefunden?«, fragte Breen.
    Sie machte ein finsteres Gesicht. »Ich hab ihn gewarnt, wenn er nicht bald einen hat, schmeiß ich ihn raus.«
    »Recht so, Marilyn.«
    »Hasta la vista, wenn du verstehst, was ich meine?«
    Sie beugte sich vor, schob den Stapel mit den Akten zurecht, den sie ihm gerade auf den Tisch gelegt hatte.
    »Was Jones und die anderen sagen«, erklärte sie leise. »Ich glaub’s nicht. Keine Minute. Mach dir keine Sorgen.«
    »Es stimmt aber«, sagte Breen.
    »Nein«, sagte Marilyn. »Das kann nicht sein.«
    »Darf ich dich was fragen?«
    Sie lächelte, beugte sich näher heran. »Selbstverständlich.«
    »Hältst du mich für altmodisch?«
    Sie lachte. »Irgendwie schon. Macht mir aber nichts aus.«
    »Wie? Du findest, ich bin von gestern?«
    Sie antwortete nicht, drehte sich um und kehrte an ihren Schreibtisch zurück – der aufgeräumteste im ganzen Büro.
    Er betrachtete die Vermisstenakte, öffnete sie aber nicht. In derselben Nacht, in der Breens Vater ins Krankenhaus
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