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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song
Autoren: William Shaw
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Flüstern.
    »Abgelegt«, sagte der Arzt.
    »Wirklich?«
    »Na, ich glaube kaum, dass sie in dem Aufzug herspaziert ist. Dem ersten Eindruck nach lag sie unmittelbar nach ihrem Tod ungefähr eine Stunde auf der Seite. Kommen Sie her. Aber kotzen Sie mir nicht auf die Beweismittel, Breen.«
    Breen atmete tief durch, richtete sich auf und trat näher an die Leiche heran.
    »Sehen Sie mal hier«, sagte Wellington und beugte sich über die Frau. »Blutgerinnsel auf der linken Seite.« Er zeigte auf eine blaue Stelle an ihrem blassen Oberschenkel. »Eine hübschere Leiche als der letzte Knochenhaufen, den Sie mir angeschleppt haben«, sagte er.
    Noch immer vornübergebeugt, schob er dem toten Mädchen ein Thermometer in den After. »Ist ganz praktisch«, sagte Wellington, drehte das Thermometer und schob es tiefer hinein. »Jetzt tut’s ihr wenigstens nicht mehr weh.«
    Breen unterdrückte ein Würgen.
    »Reizend«, nuschelte einer der Streifenpolizisten.
    Zufrieden damit, es weit genug hineingeschoben zu haben, stand Wellington da und blickte auf die Uhr.
    »Sie sehen nicht gut aus, Breen«, sagte er. »Soll ich bei Ihnen auch mal Fieber messen? Wenn ich hier mit dem Thermometer fertig bin?«
    »Mir geht’s prima, danke, Dr. Wellington. Danke, dass Sie an mich gedacht haben«, sagte Breen. »Wie wurde sie getötet?«
    »Ich setze zehn Pfund auf Tod durch Ersticken. Bislang keine Hinweise auf andere Verletzungen.«
    »Erwürgt, oder wie?«, fragte ein Constable.
    Wellington blickte den jungen Mann gereizt an. Er gehörte nicht zum Ermittlerteam und war eigentlich gar nicht berechtigt, das Wort zu ergreifen. »Möglich«, erwiderte er. »Geringfügige Bildung von Petechien im Gesicht. Geplatzte Äderchen, wie man landläufig sagt. Anscheinend kam es zu einem Blutstau im Kopf.«
    Es regnete jetzt stärker, auf dem matschigen Boden bildeten sich Pfützen. Von den Fingern des toten Mädchens tropfte Wasser. Wellington zählte weiter die Sekunden auf seiner Uhr.
    Für Constables, die hauptsächlich Streife liefen, war ein Mord ein ganz besonderes Fest. Sie scharten sich zusammen und hielten beflissen ihre Notizbücher griffbereit. Breen teilte sie in zwei Gruppen ein, die erste sollte den Durchgang minutiös absuchen, bis hinaus auf die Straße, und dann von dort ausschwärmen.
    »Wonach suchen wir?«, fragte einer.
    Breen hielt inne. Er verspürte erneut ein Zwicken im Magen.
    »Nach allem«, sagte er.
    Die Polizisten sahen einander ratlos an. Wieder nahm Breen sein Taschentuch und hielt es sich vor den Mund. Er kehrte ihnen den Rücken zu und starrte zu Boden, während die Welt sich um ihn herum drehte.
    »Sir?«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    »Augenblick«, brummte er.
    Er hörte, wie das Stimmengewirr hinter ihm anschwoll. Jemand lachte.
    »Kleidung«, sagte er. Das Getuschel verstummte. Er holte noch einmal tief Luft.
    »Klamotten. Kleid, Bluse, BH, Unterhose.« Er hielt inne, rieb sich mit dem Handrücken über die Augen, dann fuhr er fort. »Sie ist nackt. Also, wo ist ihre Kleidung? Die Handtasche. Der Mantel. Das Portemonnaie. Denken Sie an alles, was ein Mädchen mit sich herumschleppt. Lippenstift. Puder. Frauenkram. Sie …« Er zeigte auf einen unrasierten Streifenpolizisten, der ein bisschen älter als die anderen zu sein schien. »Sie übernehmen die Mülltonnen, okay?«
    Stöhnen.
    »Gebüsch. Vorgärten. Gehen Sie von Tür zu Tür und bitten Sie darum, sich die Hinterhöfe ansehen zu dürfen. Gibt es hier in der Gegend Bahnlinien oder Kanäle?«
    »Da hinten fährt die U-Bahn.«
    »Gut. Wie weit entfernt?«
    »Ungefähr eine Viertelmeile.«
    »Sie. Rufen Sie die Transport Police. Geben Sie meinen Namen an. Sagen Sie, dass wir die Böschungen absuchen wollen, vor allem im Umkreis der Brücken. Sie beide übernehmen den Kanal.«
    »Ja, Sir.«
    »Sie …« Breen zeigte auf einen Constable. Er hattesich den größten ausgesucht, einen schlaksigen Mann mit buschigen Augenbrauen.
    »Ich, Sir?«
    »Sie schreiben auf, wo gesucht und was genau gefunden wurde.«
    »Gut, Sir«, sagte er und freute sich, dass die Wahl auf ihn gefallen war.
    »Kann ich das nicht machen?«, fragte der, den Breen für die Mülltonnen eingeteilt hatte. »Ich hab’s am Rücken.«
    »Sie bleiben bei den Mülltonnnen. Wird schon gehen. Wenn jemand was findet, bitte gleich melden … Wie heißen Sie?«
    Der Polizist nuschelte seinen Namen.
    »Handtücher. Decken. Bettbezüge. Alles, worin sie eingewickelt gewesen sein könnte, bevor sie hier
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