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AAA - Das Manifest der Macht

AAA - Das Manifest der Macht

Titel: AAA - Das Manifest der Macht
Autoren: Olivia Meltz
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dass unsere Mandanten anfangs nicht selbst in Erscheinung treten wollen. Stößt das Übernahmeangebot bei der anderen Seite auf Interesse, übernehmen wir je nach Auftrag auch das weitere Prozedere, also die Verhandlungen, die Vertragsausgestaltung, soweit erforderlich die Hinzuziehung externer Fachleute und so weiter – bis hin zum Vertragsabschluss.“
    „In diesem Fall haben sich Großunternehmen aus zwei recht verschiedenen politischen Hemisphären zusammengeschlossen, aus den USA und aus Russland. Sicher hat Ihre Kanzlei schon viele Fusionen beratend begleitet, aber dieses Mal dürften Sie doch auf einige Schwierigkeiten gestoßen sein.“
    „Das stimmt, Miss Cunningham. Lassen Sie mich dazu nur so viel sagen: Wir haben im Laufe der monatelangen Verhandlungen immer wieder Neuland betreten.“
    „Wer sind denn Ihre Auftraggeber, oder anders gefragt, wo innerhalb einer Unternehmenshierarchie sind Ihre Auftraggeber angesiedelt?“
    „Regelmäßig auf der Eigentümerebene, also dort, wo die Unternehmensanteile gehalten werden. Das kann eine Einzelperson sein, in den meisten Fällen ist es aber eine Bank oder eine Fondsgesellschaft, also ein institutioneller Anleger, der ein Interesse daran hat, den Wert der bei ihm deponierten oder von ihm selbst gehaltenen Anteile zu steigern.“
    „Aus der Sicht der Shareholder bringt eine Unternehmensübernahme immer Vorteile, aber es gibt ja auch negative Auswirkungen. Durch die Zusammenlegung von Unternehmen wird in großem Ausmaß Personal überflüssig, es kommt zu Entlassungen, Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Wie stehen Sie, bzw. wie steht Ihre Kanzlei, wie steht First Internationals dazu, Mr. Marks?“
    „Das ist eine Konsequenz unseres Wirtschaftssystems, die unangenehm ist, aber im Interesse des wirtschaftlichen Erfolges in Kauf genommen werden muss. Außerdem werden solche Freisetzungen ja auch immer von entsprechenden Abfindungszahlungen begleitet, die nach unseren Erfahrungen bis in den Bereich sechs- oder siebenstelliger Beträge gehen.“
    „Das mag für die Führungskräfte eines Unternehmens zutreffen, Mr. Marks, aber vielfach treffen die Entlassungen ja auch Kräfte aus der Produktion und den unteren Verwaltungsebenen.“
    John verspürte ein leichtes Unwohlgefühl. Was bezweckte diese Journalistin? Worauf wollte sie hinaus?
    „Nun, Miss Cunningham“, John gelang trotz seines Unbehagens ein sympathisches Lächeln,„gemeinsam mit unseren Mandanten sind wir uns der besonderen Verantwortung bewusst und versuchen, auch hier, in jedem Einzelfall eine befriedigende Lösung zu finden. Vergessen Sie nicht, dass eine Entlassung auch immer die Chance auf einen persönlichen Neuanfang in sich trägt, die jeder individuell nutzen kann.“
    „Sicher, aber Sie werden mir doch zustimmen, dass für einen kleinen Angestellten, der seine Hypothek abbezahlen und seine Familie ernähren muss, die Entlassung erst einmal eine Katastrophe ist. Die Vorteile bei Unternehmensfusionen liegen also überwiegend auf Seiten der Kapitalgeber, besser gesagt, der ohnehin Vermögenden, und wer kein Geld hat, ist ausgeschlossen und bleibt möglicherweise auf der Strecke.“
    „Miss Cunningham, um alle Menschen an den finanziellen Vorteilen partizipieren zu lassen, müsste man unser gesamtes Wirtschaftssystem ändern. Und Sie werden mir sicherlich zustimmen, wenn ich sage, dass sich alle diesbezüglichen Bestrebungen als wunderschöne, jedoch völlig wirre Träume von der Gleichheit aller Menschen herausgestellt haben; angefangen bei den frühchristlichen Gemeinden bis hin zu den weltfremden Spinnereien linker Extremisten und den gescheiterten kommunistischen Systemen unserer Zeit.“
    Bevor seine Interviewpartnerin ihre nächste Frage stellte, bemerkte John für einen kurzen Moment einen zufriedenen Zug um ihre Lippen.
    „Gut, aber neben den Kapitalgebern gibt es ja noch weitere Gewinner. Wie hoch müssen sich unsere Zuschauer das Honorar vorstellen, das in Fällen wie diesem an Ihre Kanzlei gezahlt wird?“
    „Ich bin leider nicht befugt, darüber Auskunft zu geben.“
    „Mr. Marks, Sie und Ihre Kanzlei werden sich jetzt sicherlich nicht auf den Lorbeeren ausruhen, welche Projekte haben Sie für die nähere Zukunft in der Schublade?“
    „Miss Cunningham, Sie haben sicherlich Verständnis, wenn das Anwaltsgeheimnis meine Kollegen und mich verpflichtet, über solche Dinge absolutes Stillschweigen zu bewahren.“
    „Selbstverständlich, Mr. Marks, ich danke Ihnen für dieses
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