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~900 Meine Reise auf dem spanischen Jakobsweg. (German Edition)

~900 Meine Reise auf dem spanischen Jakobsweg. (German Edition)

Titel: ~900 Meine Reise auf dem spanischen Jakobsweg. (German Edition)
Autoren: Dennis Welz
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spreche ihn auf den Jakobsmuschelstrand an und Martin weiß wo er ist. Zwar muss ich heute nach Santiago aufbrechen, doch entscheiden wir uns gemeinsam dazu vorher noch den Strand aufzusuchen. Es lockt mich einfach zu sehr, selbst Muscheln zu finden und als Geschenke für Freunde und Verwandte mitzunehmen. So beschließe ich einen Bus später zu nehmen und wir gehen noch im Dunklen los.
     
    Der Weg ist weder schwer noch weit und ohne den gewichtigen Rucksack ist es sowieso eine Wonne zu gehen. Die Schuhe drücken trotzdem an den Blasen. Als wir am Strand sind ziehen wir sie schnell aus, binden sie an den Schnürsenkeln zusammen und werfen sie über die Schultern. Auch die Hosen sind schnell hochgekrempelt und wir suchen erst am Strand, dann auch im Wasser nach Jakobsmuscheln.
    Lange finden wir nichts, dann zuerst ich eine sehr kleine. Ich freue mich darüber wie ein kleines Kind. Die Ebbe legt nach und nach mehr Muscheln frei. Es sind so viele, dass sich in das Geräusch der sich brechenden Wellen das Geräusch aneinander schlagender Muscheln mischt, die aufeinander fallen, durcheinander gewirbelt werden, dann im Sand stecken bleiben oder mit der Welle zurück ins Meer zu einer neuen Runde mitgenommen werden.
     
    Ein schöner, von Wolken verhangener, Sonnenaufgang setzt ein. Das Wasser glitzert und blendet mich. Zwischendurch werden wir auch von oben ein wenig benässt, es nieselt kurz, die hochgekrempelten Hosenbeine sind auch schon nass, heute macht uns das alles nichts aus. Eine kleine Jakobsmuschel hier, eine andere dort, dann etwas größere und bald finde ich die erste richtig große. Martin ist neidisch, doch ohne Grund. Je weiter wir am Strand entlang gehen und je weiter die Ebbe den Blick auf den Meeresgrund gewährt umso häufiger finden wir Jakobsmuscheln in allen Größen, Farben und Formen. Flach, gewölbt, weiß, rosa, braun … wunderbar. Jetzt zahlt sich die Geduld und das offene Auge aus und wir sammeln eine nach der anderen, um sie später verschenken zu können. Füße und Hände sind vom Wasser bald sehr kalt, doch je länger wir suchen und sammeln umso weniger stört es uns, umso angenehmer scheint nach und nach auch die Wassertemperatur zu werden.
     
    Gerade noch rechtzeitig machen wir uns auf den Weg zurück zur Herberge und erreichen den Bus nach Santiago ohne Probleme. Es ist mehr als nur seltsam jetzt in einem Bus zu sitzen, nachdem ich etwa 900 Kilometer selbst gegangen bin. Die Welt rauscht förmlich an uns vorbei. Viel zu schnell wie ich finde. Was ich vorgestern in 3 Stunden gegangen bin haben wir in nicht einmal zehn Minuten hinter uns gelassen und obwohl der Bus einen langen Umweg fährt, schafft er die Strecke die wir in drei Tagen gewandert sind in weniger als drei Stunden. Ich schließe meine Augen und nicke ein, so dass die Fahrt noch kürzer wirkt.
     
    Wieder in Santiago finde ich mit Martin eine leider recht teure, dafür aber zentrums-und bahnhofsnahe Herberge. Nachdem ich mich eingerichtet habe geht es ein letztes Mal in die Altstadt von Santiago. Vor dem Supermarkt lerne ich Patxi aus Pamplona kennen, der dort Flöte spielend versucht etwas Geld zu verdienen. Seine Geschichte ist rührend, auch wenn ich nicht weiß ob sie glaubhaft ist. Als Pilger sei ihm in Finisterre alles Geld, alle Ausweise und Papiere gestohlen worden, so dass er nun warten muss auf einen Brief seiner Mutter mit einer Ausweiskopie. Vorher kann er nicht zurück, das Geld, dass er hier verdient reicht gerade so zum Überleben, kaum einmal für eine Schlafgelegenheit die ein Dach über dem Kopf hat. Er ist mir sympathisch, auch falls seine Geschichte nicht stimmen sollte, so sind es mir doch die Geschichten wert, dass ich auch für ihn etwas zu essen einkaufe und große Brote für uns beide belege. Seine Musik ist wirklich gut und er kann viele populäre Lieder auf der Flöte spielen. Trotzdem gibt nur kaum jemand mal einen Euro. Patxi drängt sich auch nicht auf, er sitzt einfach nur da. Viel angenehmer als jene Bettlerinnen die in ihrem wimmernden Singsang vor der Kathedrale sitzen und die ich als sehr unangenehm empfunden habe.
    So sitze ich dort den ganzen Tag, spreche mit verschiedenen Menschen und am Abend geleitet mich Patxi zurück zur Herberge, er will in einem nahe gelegenen Park übernachten. Wir trennen uns und ich verspreche ihn am Morgen zu wecken. Zum Bahnhof will er sowieso, um herauszufinden was sein Ticket in die Heimat kostet. Ich gehe erst einmal duschen, wasche die gefundenen
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