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~900 Meine Reise auf dem spanischen Jakobsweg. (German Edition)

~900 Meine Reise auf dem spanischen Jakobsweg. (German Edition)

Titel: ~900 Meine Reise auf dem spanischen Jakobsweg. (German Edition)
Autoren: Dennis Welz
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Muscheln von Sand frei und verschenke kurz darauf schon die ersten an eine Gruppe von Pilgerinnen, die es nicht nach Finisterre geschafft hat.
     
    Leider habe ich das große Los gezogen und der lauteste Schnarcher des ganzen Saales schläft direkt neben mir. Immer wieder wache ich so auf und kann nicht glauben, dass jemand so laut schnarchen kann, Rekord auf meinem Camino – und das in der letzten Nacht.

03.10.08 Aufbruch – nach Hause
    Müde packe ich meine Habseligkeiten zusammen und verlasse noch im Dunkeln, vor den meisten anderen, die Herberge. Patxi ist schnell gefunden und er begrüßt mich schon von weitem. Während er Schlafsack und Rucksäcke zusammenpackt erzählt er mir, dass es in der Nacht drei Mal geregnet habe und dass ein paar betrunkene Jugendliche sich ganz in seiner Nähe die Köpfe eingeschlagen hätten. Wie auch gestern schon lautet sein Kommentar dazu „crazy spanish people“, er selbst ist nämlich Baske, ein wichtiger Unterschied.
     
    Der Weg zum Bahnhof ist dank Patxi ein leichter, dort gibt es erst einmal Frühstück und einen Kaffee. Danach stelle ich mich schon an das Gleis, Patxi begleitet mich und unterhält mich weiter mit allen möglichen Geschichten über seinen Job und seine Heimat. Da wir schon sehr früh dort sind entgehen wir der späteren Terroristenkontrolle. Rucksäcke werden durchleuchtet bevor der Bahnhof Richtung Gleis betreten werden darf. Auch sehr spät kommende Fahrgäste müssen sich nicht mehr durchleuchten lassen, eine eher halbherzige Aktion. Als Terrorist hätte ich keine Probleme an diesen Sicherheitsmaßnahmen vorbei zu kommen. Wie gut für die spanische Bahn, dass ich keiner bin.
    Ich kaufe noch in Ruhe eine Zeitschrift in deutscher Sprache, verabschiede mich von Patxi, dann geht es los Richtung Heimat – der Beginn einer sehr langen Zugreise.
     
    Der zweite Abschied von Santiago fällt mir leichter, vielleicht weil ich kein Pilger mehr bin, vielleicht weil ich alleine unterwegs war und nun keine Person zurücklassen muss, vielleicht bin ich aber auch einfach noch zu müde um den Abschied als solchen wahrzunehmen. Im Zug werden Filme gezeigt, jedoch auf Spanisch, so dass ich kein Wort verstehe und mich mit meiner Zeitschrift, einer geliehenen Zeitung, und ab und an einem kurzen Gespräch mit Reisegefährten begnüge.
    In Hendaya wird umgestiegen, gefühlt ist es inzwischen mitten in der Nacht (circa 10 Stunden waren ich bisher unterwegs). Eine halbe Stunde müssen wir warten bis der bereits auf dem Gleis stehende Zug geöffnet und die Lichter angeschaltet werden. In der Wartezeit laufe ich auf dem Bahnsteig hin und her, langsam merke ich wie sehr mir das Gehen jeden Tag fehlen wird. Meine Füße und Beine sind nicht ausgelastet.
     
    Nachdem ich mich irgendwie in den winzigen Liegewagen gequetscht und mein sehr hohes Bett erklommen habe werden Dunkelheit und Stille auch schon wieder unterbrochen. Ticketkontrolle. Da mein Ticket, aus welchem Grund auch immer, nicht richtig registriert ist, wird es extra lange kontrolliert. Gerade als die Tür wieder zu und das Licht wieder aus ist klopft es schon wieder, dieses Mal ist es die Polizei. Passkontrolle. Ich seufze müde und Krame meinen Personalausweis hervor, der sehr lange und ausgiebig überprüft wird. Irgendwas muss ich wohl falsch gemacht haben. Ich werde gefragt ob ich französisch spreche und als ich wahrheitsgemäß verneine sind die Herren nicht sonderlich fröhlich, geben mir aber meinen Ausweis wieder und lassen uns endlich in Ruhe schlafen. Die ständige vor-, zurück-, auf-, ab-Bewegungen helfen jedoch nicht unbedingt dabei schnell einzuschlafen. Dank der Müdigkeit und der vorangegangenen sehr kurzen Nacht geht es dann aber doch.

Abspann … wieder zuhause
    Auch der Rest der Heimreise verläuft ohne weitere Probleme. Die Welt zieht Kilometerweise an mir vorüber. So schnell kann ich die Entfernung gar nicht wahrnehmen, obwohl ich viel aus dem Fenster schaue. Natürlich konnte ich nur durch diese Geschwindigkeit überhaupt erst nach Spanien gelangen, doch gefällt dieses rasche Voranschreiten mir jetzt nicht mehr.
    Eine Weile halte ich mich in Paris auf, beobachte Menschen und werde auch viel beobachtet. Eine deutsche Familie spricht mich auf den Jakobsweg an. Immer noch bin ich als Pilger erkennbar, meinen Pilgerstab lege ich nur selten aus der Hand. Ob ich wohl je wieder ohne laufen kann? Zu oft hat er mich gerettet als ich gestolpert bin.
     
    Nach Paris bin ich schon fast zu Hause, einmal
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