Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

90 Tage auf Bewaehrung

Titel: 90 Tage auf Bewaehrung
Autoren: Kim Fisher
Vom Netzwerk:
verhältnismäßig wenig Spaß und knüpfte ihr stattdessen 100 Euro ab und verwies auf eine noch folgende Anzeige.

Sein Badezimmer

    Ich lebte in einer unruhigen Zeit. Woche zwei meiner neuen Beziehung. Nicht nur, dass ich außerordentlich verliebt war und deshalb etwas verwirrt schien, irgendwie kam ich mir auch immer so vor, als sei ich auf der Flucht. Ich war immer bereit. Mein Leben hatte ich meiner Handtasche anvertraut. Schließlich wusste ich tagsüber nie genau, ob ich zu Hause oder bei ihm übernachte.
    Noch vor vier Wochen lagen in meinem Beutel (der eh schon viel zu groß und voll ist!) übersichtlich Schminktäschchen, Klopapier für meinen Hund (ich mache jeden Haufen weg!) und der übliche Kram (Brieftasche, Schlüssel etc.) Jetzt ähnelte alleine das Gewicht meines Notkoffers dem Überseegepäck einer dreiköpfigen Familie für einen einwöchigen Urlaub an der türkischen Riviera. Ich schleppte also Zahnbürste und Zahnseide (Ronja hat sogar immer ein Stückchen Zahnseide in ihrer Hosentasche), Abschminktücher, Proben von Kosmetikprodukten (diese kleinen Tübchen sparen ungemein Platz) wie Augencreme, Nachtcreme, Masken für Hals und Dekolletee, angespannte feuchtigkeitsarme Haut, wahlweise auch für Problemhaut mit.
    Zwischen all diesen lebensnotwendigen Pflegeprodukten für die Frau fanden sich jetzt auch ein neuer Satz halterlose Strümpfe (okay, Socken), Wechselwäsche - klingt wie im Kindergarten, da haben wir die Eltern auch immer um Wechselwäsche für ihre Kinder gebeten. Wissen Sie, ich
habe während meines Studiums mal in einem gearbeitet. Ich war jung und brauchte das Geld! Einmal wollte ich auch diesen Satz schreiben!
    Im Gepäck hatte ich außerdem Haarbürsten für jeden Fall, Shampoo, Conditioner, Föhn und Lockenstab. Wenn schon neurotisch, dann richtig. Außerdem eine Ersatzbluse, eine Ersatzjeans und Schuhe, wobei ich die am liebsten im Auto ließ. Und natürlich das gesamte Ella-Gepäck: Decke, Fressnapf, Leine, Futter (feucht und trocken), Knochen und Spielzeug.
    »Nein, Schatz, ich ziehe hier nicht ein, ich übernachte bloß bei dir. Freu dich und mach ein entspanntes Gesicht.« Dieses hatte sich nämlich beim Anblick meines Übernachtungssets leicht verkrampft.
    Sie sehen, ich habe genaue Vorstellungen über Utensilien zur Körperpflege. Er auch. Das weiß ich, seitdem ich seinen Badezimmerschrank ziemlich gründlich inspiziert habe. Das gehört sich nicht? Kommen Sie, das tun wir doch alle! Hm? Zunächst sind wir natürlich auf weibliche Accessoires geeicht, die eventuell auf Nebenbuhlerinnen, Vorgängerinnen und Exen hinweisen könnten.
    Dabei achte ich sehr genau, falls ich was finde, auf Qualität und Preis dieser Produkte.
    Stellen Sie sich vor, wie peinlich es wäre, wenn ich Nivea benutzte, und meine Vorgängerin hätte die Reste von LA MER stehen lassen!
    Wenn ein Typ Tampons im Schrank hat, ist er a) gut vorbereitet, was ihn zu einem Frauenversteher macht, b) in Gedanken noch bei seiner Ex, sonst hätte er die Dinger doch längst entsorgt, oder c) eine Machokakerlake, ein abgebrühter Mistkerl, vor dem man sich in Acht nehmen sollte.
    Was darf also drin sein in seinem Badezimmerschrank?
Parfums. Wenn sie dann auch noch gut riechen: wunderbar. Rasierschaum, Rasierer. Vielleicht auch noch ein kleines Döschen Gesichtscreme. Mehr sollte dann da auch nicht stehen. Hämorrhoidensalbe? Ein Alptraum. Nasenhaarschere? Igitt, wer will denn so was wissen von seinem Traummann. Nagelknipser? Puh, und dann noch neben der Zahnpasta. Also bitte! Aber im Grunde gilt sowieso: Jedes Produkt mehr, vor allem mehr als in meinem Schrank bzw. damals Beutel lässt meinen Traummann zu einer Douglas-Schlampe mit Goldkettchen schrumpfen.
    Sabrina, meine Freundin, hatte mehrere Ehemänner und einen entsprechend großen Erfahrungsschatz. Sie mag andere Sachen noch viel weniger: »Schlimm sind Dinge, die ich sehe, obwohl ich mir wirklich die allergrößte Mühe gebe, sie nicht zu sehen: Dreck in der Schüssel, Spritzer auf der Brille, gelbe Flecken rund ums Klo, Staub und Haare hinter der Brille. Das alles lässt einen sensationellen Liebhaber schnell zu einem ganz gewöhnlichen Mann mutieren.«
    Und wir wissen genau, was sie meint.
    Aber was tun in solch einem Fall? Wir wollen ihn ja trotzdem lieben und gucken einfach mal weg! Und hoffen, dass Mutti ganz schnell wieder gesund wird. Denn ganz ehrlich..., bis wir so weit sind, seine Haushaltsführung zu übernehmen, müssen noch einige überzeugende
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher