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9 Stunden Angst

9 Stunden Angst

Titel: 9 Stunden Angst
Autoren: Max Kinnings
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Leicester Square, Verwaltungsbüro
    »Von jetzt an wird alles gut«, sagte George, und Maggie strahlte ihn an. Es kümmerte ihn nicht, wie abgedroschen und kitschig er klang. Sie hatten dem Sturm getrotzt, hatten überlebt. Alles war plötzlich wichtig, jeder Moment unendlich kostbar.
    Auf dem Flur vor dem Büro waren Schritte zu vernehmen, dann hörten sie ein gemurmeltes Gespräch. Die Tür ging auf, und eine Polizistin betrat den Raum, gefolgt von einem schlanken, schwarz gekleideten Mann. Sein Gesicht war vernarbt, und er trug eine Sonnenbrille mit zerbrochenen Gläsern. Offenbar war der Mann blind, und die Brille diente nur als Requisit. Seine Kleidung war nass und schmutzig; man hätte meinen können, er wäre mit George und Maggie im Zug gewesen.
    »George Wakeham?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Ich bin Ed Mallory. Wir haben heute schon mehrmals miteinander gesprochen.«
    George erkannte die Stimme. Mallory hielt ihm die Hand hin, und George schüttelte sie. Der Mann wirkte angespannt.
    »Danke für Ihre Bemühungen«, sagte George.
    »Das ist jetzt nebensächlich. Wo ist Ihr Personenschutz?«
    »Vorhin hat uns ein Soldat aus dem Zug hierherbegleitet, aber …«
    »George, Sie und Ihre Familie müssen sofort mitkommen.«
    »Gibt es ein Problem?«, fragte George. Ed Mallorys Tonfall und Verhalten hatten seine euphorische Stimmung schlagartig getrübt.
    »Kommen Sie einfach mit. Jetzt sofort.«
    George spürte, wie die Angst zurückkehrte. Doch bevor er diesem Mann folgte, brauchte er Antworten, musste er wissen, um was für eine Bedrohung es ging.
    »Was ist los?«
    »Sie und Ihre Familie sind in Gefahr.«
    George wurde die Kehle eng. Er atmete tief ein, aber die Luft war warm und enthielt kaum Sauerstoff.
    »Bitte, wir müssen uns beeilen.« George und Maggie nahmen je ein Kind an die Hand und folgten Ed Mallory und der Polizistin aus dem Zimmer und den Flur entlang Richtung Rolltreppe.
    »Was ist hier los, verdammt noch mal?«, flüsterte Maggie aufgebracht.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete George. »Aber wir können diesem Mann vertrauen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es einfach.«
    Ed hielt den Arm der Polizistin fest, die sich immer wieder nervös umblickte, als suche sie in dem Heer aus Sanitätern, Polizisten, Sondereinsatzkräften und geretteten Passagieren nach einer bestimmten Person. Sie winkte George und seiner Familie, ihr und Ed eine Rolltreppe hinunterzufolgen. Während Maggie die Kinder bei den Händen hielt, schloss George zu Ed auf und fragte: »Wollen Sie mir nicht endlich sagen, was es mit der ganzen Sache auf sich hat?«
    »Bald. Jetzt müssen wir weitergehen«, antwortete Ed.
    Sie erreichten eine rote Stahltür, die von einem Fußgängertunnel abzweigte und einen Spalt offen stand. Ed sagte zu Police Constable Holland: »Setzen Sie sich bitte mit Detective Inspector Calvert in Verbindung und erzählen Sie ihm, wo wir sind.« Sie eilte davon und ließ Ed vor der Tür stehen.
    »Kommen Sie schnell rein, damit wir die Tür hinter uns schließen können«, sagte Ed, und George schob Maggie und die Kinder in die Dunkelheit und zog die quietschende Stahltür zu. Jetzt war es stockfinster. »Das alles tut mir schrecklich leid«, flüsterte Ed. »Das Problem ist ein MI 5-Mitarbeiter auf Abwegen, der einen Zusammenbruch erlitten hat und vielleicht gefährlich ist. Es sind bewaffnete Polizisten unterwegs, aber wir müssen hier auf sie warten. In diesem Schacht sind Sie fürs Erste sicher.«
    »Okay«, flüsterte George und zog Ben, Sophie und Maggie zu sich heran. Sie warteten.
    16.07 Uhr
    U-Bahnhof Leicester Square, Schalterhalle
    Es war die untergehakte Polizistin, an der Mark Hooper ihn erkannte. Sonst hätte er ihn in dem Gedränge vielleicht übersehen. Ed Mallory war triefend nass, und seine ehemals makellose schwarze Kleidung war schlammbespritzt. Nachdem Mark sich um Tommy Denning gekümmert hatte, war er zu dem Büro gegangen, in dem der Zugführer und seine Frau Wiedersehen mit ihren Kindern gefeiert hatten, aber sie waren in Begleitung eines Soldaten gewesen, der auf sie aufpasste. Mark war gezwungen gewesen, erst einmal zu warten. Offenbar war man nach einiger Zeit zu dem Schluss gekommen, dass der Zugführer nicht länger in Gefahr war, denn der Soldat war wieder abgezogen worden. Genau in dem Moment, als Hooper aktiv werden wollte, hatte er Mallory in der Menge entdeckt, der am Arm der Polizistin auf das Büro zugegangen war. Jetzt marschierte die ganze Truppe davon und ging
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