Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
9 Stunden Angst

9 Stunden Angst

Titel: 9 Stunden Angst
Autoren: Max Kinnings
Vom Netzwerk:
einen Stuhl hervor und setzte sich, wobei er auf Schritte vor der Tür lauschte.
    »Wird wohl ein paar Leute den Job kosten, wenn die Sache rauskommt.«
    »Was kümmert Sie das, Tommy? Ich dachte, es ginge Ihnen um Gott und darum, in seinem Namen Hunderte von Menschenleben auszulöschen.«
    »Das wurde bereits in der Bibel prophezeit. Ich hatte einen klaren Auftrag.«
    »Hören Sie zu, Tommy: Sie müssen mir sagen, wie viele Personen von Simeon Fisher wissen.«
    »Wer soll das sein?«
    »Keine Spielchen, Tommy. Wie viele Leute wussten Bescheid?«
    »Sie und ich und meine Schwester.«
    »Wer sonst noch?«
    »Warum interessiert Sie das plötzlich?«
    »Weiß es der Zugführer?«
    Denning drehte sich um und sah den bewaffneten Polizisten an, bevor er wieder zu Hooper zurückblickte. »George war eine riesige Enttäuschung. Ich dachte, er wäre einer von uns.«
    »Tommy, ich habe wirklich keine Zeit für so etwas. Weiß er von Simeon Fisher und der Beteiligung des MI 5?«
    Denning sah Hooper in die Augen und sagte: »Ja, er weiß davon. George weiß alles.«
    »Sonst niemand?«
    »Niemand.«
    Seine Waffe war altmodisch, deshalb liebte er sie so. Eine Walther PPK mit Schalldämpfer. James Bond ließ grüßen. Absolut Kult. Er hatte sie auf dem Schwarzmarkt gekauft; sie ließ sich also nicht zu ihm zurückverfolgen. Sie konnte genauso gut Tommy Denning gehört haben wie ihm. Ab heute würde man sie für alle Zeiten mit Denning verbinden.
    Unter der Tischplatte streifte er den chirurgischen Handschuh über, den er mitgebracht hatte, und zog die Walther PPK aus dem Pistolenholster an seinem Knöchel.
    »Worauf warten Sie?«, fragte Denning.
    Hooper hob die Pistole und schoss über Dennings Kopf hinweg. Zwei Kugeln, direkt in das Gesicht des uniformierten Beamten. Er fiel blitzartig zu Boden, machte aber zum Glück nicht genug Lärm, um vor der Tür Argwohn zu erregen.
    »Gott segne Sie«, sagte Denning. Er hob den Kopf und hatte gerade noch genug Zeit zu murmeln: »Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.« Dann stieß ihm Hooper die Pistole in den Mund und drückte ab. Ein blutiger Sprühnebel aus der Austrittswunde an seinem Hinterkopf sprenkelte die Wand, bevor er nach vorne auf den Tisch sank.
    Hooper musste sich beeilen. Nachdem er das Pistolenholster ausgezogen hatte, streifte er es Denning über den Fuß. Dann wischte er den Handschuh an Dennings rechter Hand ab, damit sie Schmauchspuren aufwies. Zuletzt legte er Dennings Finger um die Walther PPK .
    Es war vollbracht. Alles wirkte so, als hätte es Denning irgendwie geschafft, eine Waffe aus dem Zug zu schmuggeln. Er hatte den richtigen Moment abgewartet, um erst seinen Wächter zu töten und dann sich selbst in den Mund zu schießen. Das war natürlich höchst bedauerlich.
    Hooper ging aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Wenn man ihn hinterher befragte, würde er sagen, dass noch alles in bester Ordnung gewesen sei, als er den Kontrollraum verlassen habe. Und das stimmte ja auch. Alles war in bester Ordnung.
    Jetzt musste er zunächst Berriman informieren und dann den Zugführer ausfindig machen.
    15.54 Uhr
    U-Bahnhof Leicester Square, Büro des Stationsvorstehers
    Police Constable Holland hatte Mühe, ihre Nerven unter Kontrolle zu halten. Die Ereignisse des Tages überforderten sie; auf so etwas waren sie während ihrer Ausbildung nicht vorbereitet worden. Als Ed sich bei ihr einhakte, spürte er durch die gestärkte Baumwolle ihrer Bluse ein leichtes Zittern. Sobald sie im Büro des Stationsvorstehers angekommen waren, drückte sie Ed einen Telefonhörer in die Hand, und er hob ihn ans Ohr.
    »Detective Inspector Mallory.«
    »Ed, da sind Sie ja. Ich bin wirklich froh, dass Police Constable Holland Sie gefunden hat.« Howard Berrimans Stimme hatte sich seit ihren vorherigen Gesprächen vollkommen verändert. Er klang ernst und irgendwie zerknirscht. Ed nahm außerdem einen eindeutig panischen Unterton wahr.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Ed. Er erwartete, dass der MI 5-Boss ihm gratulierte oder seine Leistung zumindest anerkannte, doch nichts dergleichen geschah.
    »Ich muss mit Ihnen über Mark Hooper sprechen. Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nicht, seit wir von der Leitstelle aufgebrochen sind.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo er sein könnte?«
    »Nein, nicht die geringste.«
    »Ich fürchte, die heutigen Ereignisse haben eine Art Zusammenbruch in ihm ausgelöst.«
    »Heute Mittag schien es ihm noch gutzugehen. Er war zwar ein wenig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher