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9 Stunden Angst

9 Stunden Angst

Titel: 9 Stunden Angst
Autoren: Max Kinnings
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tun, dann sind wir durch für heute. Sie müssen Conor an der Sicherheitsabsperrung vorbei nach draußen bringen. Und Frank auch. Wenn diese beiden – und natürlich Sie selbst, Nick – nicht gewesen wären, hätten wir jetzt einen Zug voller Leichen, über den wir uns Gedanken machen müssten. Was für ein Nachspiel die Sache auch haben mag, ich kümmere mich darum.«
    »Gut, wird gemacht.« Conor war nicht der Einzige, dessen Verhalten sich seit der Sprengung verändert hatte. Auch aus Nick Calverts Stimme waren Anspannung und Zurückhaltung verschwunden. Er wusste natürlich, dass es nicht leicht werden würde, ihre Verschwörung zu erklären und zu rechtfertigen, doch letztlich war ihre Mission geglückt, was sich hoffentlich zu ihren Gunsten auswirken würde.
    »Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Conor«, sagte Ed.
    »Jetzt werden Sie bitte nicht sentimental. Das ertrage ich nicht.«
    »Was Sie heute getan haben, wird aus offensichtlichen Gründen nie publik werden, aber Sie haben viele Menschenleben gerettet, und dafür möchte ich Ihnen danken.«
    Ed spürte, wie sich Conors Hand in seine schob, um sie kurz zu drücken.
    »Sie müssen sich eine neue Sonnenbrille kaufen. Die da ist jedenfalls hinüber.«
    »Das werde ich«, erwiderte Ed. »Danke.«
    Während Nick Calvert Conor und Frank nach oben begleitete, hörte Ed Schritte, die direkt auf ihn zukamen.
    »Detective Inspector Mallory?« Es war die Stimme einer jungen Frau. »Ich bin Police Constable Holland. Es liegt ein dringender Anruf für Sie vor.«
    15.49 Uhr
    U-Bahnhof Leicester Square, Schalterhalle
    In der runden Schalterhalle herrschte reges Treiben. Immer mehr Passagiere aus dem entführten Zug wurden vom Bahnsteig der Northern Line die Rolltreppe hinaufgebracht. Hooper entdeckte eine Gruppe kleiner Mädchen, deren rosafarbene Kleider nass und schlammverkrustet waren. Ihr Anblick rührte ihn zutiefst. Sie waren der Beweis dafür, dass es richtig war, was er tat. Er rettete Kinder aus den Fängen radikaler Irrer.
    Einige Meter entfernt kümmerte sich eine Gruppe Sanitäter um die Erstversorgung von Schusswunden und anderen Verletzungen. Ein Mann hatte sein linkes Bein auf Höhe des Knies eingebüßt. Er stand offensichtlich unter Schock und wurde auf eine Trage gelegt und stabilisiert. Überall liefen hektisch Polizisten und Soldaten herum, wie in einem Kriegsgebiet. Genau das war es ja auch: ein Kriegsgebiet. Und in Kriegszeiten musste man bisweilen mit unkonventionellen Mitteln für Ordnung sorgen.
    Die genaue Logistik seines Vorhabens bereitete ihm derzeit noch ein wenig Kopfzerbrechen. Welche Schritte waren nötig, um nach der gescheiterten Operation die Ordnung wiederherzustellen? Wie würde er hinterher erklären, dass seine Maßnahmen absolut zwingend und unumgänglich gewesen waren? Diese Fragen ließen ihm keine Ruhe. Er überschritt eine Grenze, aber ihm blieb keine andere Wahl.
    Vor den Ticketschaltern lungerten einige rangniedrige Geheimdienstmitarbeiter herum, die in der Hackordnung weit unter ihm standen. Er würde also seinen Rang ausspielen. Unauffällig trat er an einen Kollegen namens Johnstone heran, einen Möchtegern-Geheimdienstler. Ein Niemand. Sie nickten sich grüßend zu.
    »Wo ist Denning?«, fragte Hooper.
    »Sie haben ihn gerade in den Raum dort drüben gebracht.« Er zeigte auf den Kontrollraum in der Schalterhalle.
    Hooper wusste, dass er auf Schwierigkeiten stoßen würde, falls White oder Calvert bei Denning waren. Wenn der Zugentführer hingegen nur von einem niederen Polizisten bewacht wurde, würde er problemlos ausführen können, wozu er gekommen war. Er trat in den Kontrollraum.
    Er hatte Glück: Es stand nur ein bewaffneter Uniformierter im Raum. Hooper zeigte ihm seinen Dienstausweis. Denning saß auf einem Stuhl an einem Tisch und presste sich einen Mullverband gegen das blutige Gesicht.
    »Ich muss ihm nur ein paar Fragen stellen«, erklärte Hooper.
    »Dann müssen Sie sich beeilen«, sagte der Uniformierte. »Er wird gleich von der Staatspolizei abgeholt und ins St. Mary’s Hospital gebracht, damit sein Gesicht verarztet wird. Danach geht’s auf die Paddington-Green-Wache.«
    Hooper nickte. Er würde sich tatsächlich beeilen.
    »Wer sind Sie?«, fragte Denning und blickte auf.
    » MI 5«, antwortete Hooper.
    »Oje«, sagte Denning. »Nicht gerade ein ruhmreicher Tag für euch, was?«
    »Wie meinen Sie das?« Hooper bemühte sich um einen neutralen, gemessenen Ton. Er zog sich gegenüber von Denning
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