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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst
Autoren: Michael Schmid
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dass du schwer verletzt bist und ich glaube auch, dass du von Constantin stark unter Drogen gesetzt wurdest. Ich habe nur Angst, dass du dadurch versehentlich etwas tun könntest, dass du später bereust.«
    »Du willst doch nur … dass ich aufgebe … damit … damit du mich töten kannst.«
    »Nein, Stella. Ich will niemanden töten.«
    »Und doch bleibt uns gar keine andere Wahl«, mischte sich Rick ein.
    Sofort bekam er die volle Aufmerksamkeit.
    »Ihr habt den Irren doch gehört. Entweder wir schießen uns jetzt gegenseitig das Hirn weg, oder er wird alle umbringen, die uns wichtig sind.«
    Rick machte eine kurze Pause und holte dabei tief Luft. Es half ihm deutlich, um runterzukommen.
    »Könntet ihr damit leben?«
    Dann tat Rick etwas, mit dem wohl niemand gerechnet hätte. Er senkte seinen unverletzten Arm und setzte sich geschlagen zurück aufs Sofa.
    Auch wenn es nicht seine Absicht war, wurde genau diese Geste zum Ruhepol der Situation, denn auch Stella und Jake legten ihre Waffen nieder und setzten sich.
    »Und was nun?«, setzte diesmal Jake als Erster an. »Ich meine … ihr wisst schon.«
    »Wer nun sterben soll?«, warf Rick gewohnt gefühlskalt in die Runde.
    »Ja. Wenn du es so direkt sagen willst.«
    »Warum schönreden, was offensichtlich ist. Zwei von uns müssen sterben, damit den anderen nichts passiert und ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich lasse meine Nichte nicht einfach so sterben, nur weil ihr so an eurem Leben hängt. Sie ist erst vier , verdammt!«
    »Mira acht.«
    »Deine Tochter?«, wollte Rick wissen.
    »Ja. Und alles, was ich noch habe, jetzt, wo meine Frau … tot ist.«
    Noch immer konnte Jake nicht mit der Tatsache umgehen, dass er seine eigene Frau umgebracht hatte. Was würde er nur machen, wenn er nun auch noch für den Tod seiner Tochter verantwortlich wäre?
    »Und was ist mit dir?«, stellte Rick die Frage an Stella. »Wer wartet auf dich?«
    »Meine … meine Omi«, antwortete Stella heiser. Ihre Stimme schien immer wieder zu versagen. »Sie ist so etwas … wie eine Mutter … für mich. Sie begleitet mich schon … mein ganzes … Leben.«
    »Okay. Die Karten liegen also auf dem Tisch. Und nun? Wer von uns soll sterben, damit vier andere Menschen weiterleben können?«
    »Meinst du, es ist so leicht, eine Entscheidung zu fällen? Ich meine, hier geht es schließlich um Menschen leben!«
    »Ehrlich? Mich haben Menschen noch nie interessiert. Ich weiß nicht warum, aber ich kann einfach nichts mit ihnen anfangen. Tiere sind mir da schon lieber. Sie sind ehrlich, aufrichtig, treu. Alles was Menschen nicht sind und was habe ich heute getan? Ich habe meinen geliebten Hund gequält und dann ermordet. Wenn es nicht um Karo ginge, dann …«
    »Was dann? Würdest du uns alle umbringen, ohne mit der Wimper zu zucken?«, unterbrach ihn Jake und erlag dabei der Versuchung, erneut seine Waffe auf ihn zu richten.
    Rick blieb hingegen völlig ruhig, hob beiläufig seine rechte Hand und zeigte mit dem Lauf der Waffe auf Stella, ohne dabei wirklich auf sie zu zielen.
    » Sie würde ich umbringen … ja«, antwortete Rick ehrlich heraus. »Sieh sie dir doch an. Verdammt nochmal. Ihr ganzes Gesicht ist einbandagiert! Wer weiß, was sich darunter verbirgt und dann ist die wichtigste Person in ihrem Leben auch noch ihre Oma.
    Ich bitte dich, die kommt auch ohne ihre Enkelin zurecht und hast du sie dir mal genau angesehen. Die macht es eh nicht mehr lang.«
    »Hör auf!«, brüllte Jake ihn an und richtete nun endgültig die Waffe auf ihn. »Hör auf so etwas zu sagen! Sprich nicht so, als wäre Sie nicht anwesend und bereits tot!«
    »Nein …«, unterbrach eine leise Stimme das Zwiegespräch. »Nein … bitte nicht … er … er hat … recht.«
    »Wie bitte?!« Jake konnte es einfach nicht fassen.
    »Ich … ich bin schwach. Ich habe mir … das Gesicht verätzt … glaube ich zumindest. Ich … ich will so nicht weiterleben … ich will nur …« Sie brach in Tränen aus. »Ich will nur … dass es … dass es meiner Omi … gut geht.«
    Stella weinte einfach weiter. Für sie gab es keine Prüfung mehr, nur noch den Schmerz und die Trauer um ihre Omi. Sie wusste, was sie zu tun hatte und sie wusste auch, wen sie damit rettete. Nicht nur ihre geliebte Omi, ihr größter Begleiter im Leben, nein, sie sah auch die beiden jungen Mädchen, wie sie ruhig auf den Sofas schliefen. Nie würde sie zulassen, dass eines dieser Wesen sterben musste. Nicht ihretwegen!
    Und noch ehe Jake
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