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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät
Autoren: Kate Pepper
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traf Maggie ein und sprudelte hervor, noch bevor sie durch die Haustür getreten war: »Sie ist weder irgendwo im Krankenhaus, noch hat sie ihren Arzt angerufen. Vom Pilates-Kurs hat noch keiner zurückgerufen. In der Wohnung ist niemand.«
    Alice schloss die Haustür und folgte Maggie durch die Eingangshalle in die Wohnung. Sie gingen direkt durch in die Küche, damit sie ein Auge auf die Kinder haben konnten. Die beiden Jungen schoben ihre schwer beladenen Spielzeugkipper durch den Sand, während Nell auf dem Rand des Sandkastens saß und Sand über das Lieblingsspielzeugauto ihres Bruders häufte. Aber er hatte es schon bemerkt und riss es an sich.
    »Lauren ist so ordentlich«, sagte Maggie. »Sie hat schon alles ausgepackt, und dabei sind sie doch erst vor fünf Tagen aus dem Urlaub gekommen.«
    Alice lehnte sich gegen die Theke. Normalerweise hätte sie jetzt eine spöttische Bemerkung darüber gemacht, wie lange Maggie immer für das Auspacken brauchte, wenn sie von einer Reise zurückkam, aber heute schwieg sie.
    »Was jetzt?«, fragte sie stattdessen.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Maggie. »Hast du Tim erreicht? Was hat er gesagt?«
    »Er weiß auch nichts. Aber zumindest ist er wieder da. Er ist gerade am LaGuardia ins Taxi gestiegen.«
    Sie trugen die Tabletts mit den Grillzutaten in den Garten und stellten gerade den Grill auf, als Mike nach Hause kam. In einer Wolke von Sägemehl, die ihn nach jedem Arbeitstag zu umgeben schien, kam er die Treppe zur Terrasse herunter. Seine zerrissenen Jeans und das schmutzige T-Shirt wirkten wie eine neue Moderichtung. Alice witzelte manchmal, dass er mehr Geld verdienen könnte, wenn er seine Klamotten an die Modeindustrie verkaufte, als wenn er weiterhin Möbel für reiche Ästheten entwarf und baute. Allerdings lag ihnen beiden nicht wirklich etwas an Geld. Als sie sich damals mit achtzehn auf dem College kennen und lieben gelernt hatten, hatten sie einander geschworen, ihre idealistischen Träume niemals aufzugeben. Wenn wir in zwanzig Jahren noch zusammen sind, dann hören wir mit dem auf, was wir gerade tun, und fangen noch einmal ganz von vorne an, hatten sie sich eines Nachts gelobt. Der Alltag als Erwachsene hatte sie diese löbliche Absicht allerdings bald vergessen lassen. Neunzehn Jahre später war Mike Creative Director einer großen Werbeagentur in Manhattan, arbeitete jeden Tag bis tief in die Nacht, verdiente viel Geld und sah seine Kinder kaum. Peter war noch ein Baby, als Alice sich bereits darauf vorbereitete, in ihren Job als Cutterin zurückzukehren, und da fiel ihr das Versprechen wieder ein. Innerhalb eines Monats beschloss sie, auszusteigen und zu Hause bei den Kindern zu bleiben. Später konnte sie immer noch etwas anderes aufbauen, dachte sie sich. Bei Mike dauerte es etwas länger, bis der Funken zündete, aber dann stand auch er ganz und gar dahinter. Drei Jahre, so kalkulierten sie, konnten sie es sich leisten, ihre hoch dotierten Jobs gegen ein glückliches, intaktes Familienleben einzutauschen und sich neue berufliche Laufbahnen aufzubauen. Und so entstand zuerst Blue Shoes und kurz darauf The Brooklyn Furniture Company, die Mike mit einer Teilzeitkraft in einem ehemaligen Lagerhaus in Red Hook einrichtete. Mittlerweile hatte er bemerkenswerten Erfolg damit.
    »Daddy ist da!« Nell und Peter rannten auf Mike zu.
    Er zwinkerte Alice zu, als er an ihr vorbeilief, um hinter den Kindern herzujagen. Schließlich hatte er sie alle vier eingefangen und kitzelte sie, bis sie lachend auf dem Rasen zusammenbrachen. Dann erst trat er zu Alice und Maggie an den Grill.
    Er nahm Alice in den Arm, küsste sie und nahm ihr zugleich die Grillzange aus der Hand.
    »Ich übernehmen Grill.« Er klopfte sich mit der Hand auf die Brust. »Ich Mann. Ich braten Fleisch.«
    »Willst du nicht erst einmal duschen?«, fragte Alice ihn.
    Rasch schnüffelte er an seinen Achselhöhlen, was ihm ein schockiertes Auflachen von Maggie eintrug.
    »Oh, bitte, geh sofort unter die Dusche«, sagte Maggie.
    »So schlimm ist es gar nicht.« Mike blickte Maggie mit gespieltem Ernst an. »Riech mal.« Er hob den Arm und trat auf sie zu.
    »Nein!« Maggie wich zurück.
    »Kommt Simon auch?«, fragte er sie.
    »Also, ich habe ihn nicht eingeladen«, antwortete Maggie. An Alice gewandt fügte sie hinzu: »Du?«
    Alice schüttelte den Kopf. »Nein, das ist deine Sache, Mags.« Alice vermisste Simon, wenn er bei ihren Treffen nicht dabei war, aber natürlich hatte nur Maggie das
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