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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition)
Autoren: Mark T. Sullivan
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Ebene bis zu den neun Hügelkämmen in der Ferne, die selbst im hellen Mondlicht kaum sichtbar waren. In der Ebene erstreckten sich Weiden und Felder, aber hie und da standen Baumgruppen rund um kreisförmige Senken, so genannte Dolinen, die mit Stämmen, Zweigen und Geröll gefüllt waren. Irgendwo da draußen schlängelte sich, wie Tom wusste, ein Bach durch eine sanfte grüne Wiese, um schließlich in einer tiefen Doline zu verschwinden.
    Wo Wasser unterirdisch abfließt, wo sich auf Ebenen Dolinen bilden, gibt es immer Höhlen. Und Höhlen gehörten seit seiner Geburt zu Toms Leben. Sein Vater war einer der ersten Flint-Ridge-Höhlenforscher gewesen. Diese Gruppe von unerschrockenen Forschern hatte einen Großteil des Mammut-Höhlensystems erkundet, der längsten damals bekannten Höhle, die sich über 554 Kilometer nördlich von Bowling Green, Kentucky, erstreckte – ein riesiger unterirdischer Irrgarten.
    Als Kind hatte Tom seinen Vater auf Hunderten von Höhlenerkundungen begleitet. Er hatte ihm gezeigt, dass Höhlen Abenteuer, Faszination und Geheimnis bedeuteten. Um dort zu überleben, um sie zu erkunden und verstehen zu können, musste man ein ausgezeichneter Bergsteiger, ein risikobereiter Forscher und ein Detektiv sein. »Es gibt keine größere Befriedigung im Leben als das Entdecken, als das Erforschen«, hatte sein Vater immer gepredigt. »In einer Höhle kann hinter jeder Wegbiegung eine Entdeckung auf dich warten.«
    Nach dieser Erziehung wunderte es niemanden, dass sich Tom nach seiner Promotion in Geologie an der Emory-Universität aufmachte, um seine eigene Höhle zu finden.
    Das Mammut-System lag unter der westlichen Senke des, wie die Geologen sagen, Cincinnati-Bogens, also unter den fossilreichen Ablagerungen, die vor Hunderttausenden von Jahren das gewaltige Mississippi-Meer hinterlassen hatte. Im Jahr 1999 hatte Tom gerade eine Assistentenstelle im Fachbereich für Höhlen- und Karstkunde an der Western Kentucky University angetreten. Im Rahmen seiner Forschungstätigkeit beschloss er, in den Kalksteinformationen nördlich und östlich des Mammut-Systems nach einer neuen Höhle zu suchen.
    Dieser Abschnitt des Cincinnati-Bogens bestand fast ausschließlich aus Sandstein, was die meisten Höhlenforscher bewog, hier von umfassenden Erkundungen Abstand zu nehmen. Aber mit Hilfe von Satellitenbildern und alten Bohrprofilen hatte Tom eine abgelegene Kette von neun Hügelkämmen nördlich von Irvine und südlich des Furnace River ausgemacht, wo die Kalksteinablagerungen offenbar tiefer und reiner waren als anderswo in Kentucky.
    Beinahe sieben Monate lang brachten Tom, Whitney und die damals sechsjährige Cricket jedes Wochenende damit zu, die Kämme und die trockenen Bachbetten am Furnace River abzugehen und nach Höhleneingängen zu suchen. Sie entdeckten mehrere kleine Grotten, die sich an die hundert Meter in den Berg fortsetzten, aber keine durchgehende Höhlenverbindung. Sieben Monate lang waren sie jedes Wochenende enttäuscht und mit schmerzenden Füßen heimgekommen. Wenn sie anderen Höhlenforschern von ihren Bemühungen erzählten, lachten die meisten nur und meinten, jeder wisse doch, dass es am Furnace keine Höhlen gab.
    Aber an einem langen Wochenende Anfang September 2000 beschloss Tom, noch einmal am Nordende des ersten Kamms zu suchen. Er war mit Frau und Kind schon mehrmals dort gewesen, aber sie hatten nie einen Hinweis auf einen unterirdischen Gang gefunden. Nach vielen Stunden Fußmarsch durch unwegsames Gelände erklärte Cricket, sie sei müde und könne nicht weiter.
    Sie setzte sich auf einen Steinhaufen in die Sonne. Das Zirpen der Grashüpfer erfüllte die Luft. Da spürte Cricket einen kühlen, beinahe kalten Luftzug um die Fußknöchel.
    »Daddy!«, rief sie. »Mommy! Da kommt Wind aus dem Boden!«

    Es gibt nur eine Erklärung für Wind, der aus dem Boden dringt – eine Höhle. Unter Crickets Steinhaufen befand sich der erste bekannte Eingang zu einer unterirdischen Welt, die so riesig und komplex war, dass Tom sie »das Labyrinth« taufte. Die Erforschung dieser Entdeckung wurde für Tom zur Obsession. Mit Hilfe seiner selbst entwickelten Kartiertechnik erforschten und kartierten Tom, Whitney, Cricket und eine Gruppe von zwanzig erfahrenen Höhlenforschern innerhalb von zwei Jahren annähernd 290 Kilometer unterirdischer Gänge.
    Nach fünf Jahren hatten sie weitere 320 Kilometer des Höhlensystems erkundet. Das Labyrinth war nun die längste bekannte Höhle
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