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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition)
Autoren: Mark T. Sullivan
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verwandeln.
    Jetzt war der gesamte Hof mit Halogenlampen ausgeleuchtet, die ihren Strom aus einem halben Dutzend Generatoren bezogen. Rund um die alte Ulme, die ihren Schatten auf das Farmhaus warf, waren fünf TV-Übertragungswagen geparkt. In der ehemaligen Pferdekoppel wurde eine Bühne errichtet. Jenseits des Bauernhauses standen riesige Stoffzelte, wie sie für Hochzeiten im Freien benutzt werden. Die wasserdichten Zeltbahnen waren teilweise offen, so dass man hinter den Moskitonetzen die langen Arbeitstische sah, auf denen Dutzende von Bildschirmen flimmerten. Hinter den größeren Pavillons befand sich ein Dutzend kleinerer Zelte, in denen das NASA-Personal untergebracht war. Trotz der frühen Stunde herrschte hier ein reges Treiben.
    Tom parkte den Wagen, und sie stiegen aus. Sofort kam Andy Swearingen auf sie zu, ein blonder Mann Anfang zwanzig, der Khakishorts, Wanderstiefel und ein Sweatshirt mit der Aufschrift ARTEMIS-HÖHLENPROJEKT trug.
    »Sie sind spät dran, Boss«, rief Andy. »Hallo, Cricket.«
    Tom sah, dass Crickets Körperhaltung sich schlagartig veränderte. Während der Fahrt war sie beleidigt und bedrückt gewesen. Jetzt errötete sie und lächelte Andy an. Das versetzte Tom einen Stich. Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass sich seine Tochter in seinen Assistenten verliebt haben könnte, und das beunruhigte ihn. Aus seinem kleinen Mädchen wurde tatsächlich eine junge Frau. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Loslösungsprozess begann. Seine Familie drohte zu zerfallen.
    »Wieso denn?«, wollte Tom wissen.
    »Alles läuft nach Plan, aber Ihr Terminplan wird immer voller. Die NASA hat Sie morgen früh für die Sendung Today vorgesehen. Helen Greidel fliegt persönlich ein, um die Interviews zu führen.«
    Cricket sah ihren Vater erstaunt an. »Dad, das ist doch irre! Du kommst ins bundesweite Fernsehen!«
    »Und du auch, Cricket«, verkündete Andy.
    »Was?«, rief Cricket.
    »Greidels Leute haben angefragt, ob Ms. Alexandra Burke gleichfalls verfügbar ist.«
    »Ich?«, sagte Cricket. »Bei Today ? Also, ich weiß wirklich nicht.«
    Andy beugte sich über sie und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange. »Du machst das bestimmt großartig.«
    Cricket war so verlegen und durcheinander, dass sie noch tiefer errötete. »Ich weiß nicht, ob ich das will, Dad.«
    Tom seufzte. »Wir brauchen dich, Cricket. Es ist gut für das Projekt. Und für mich ist es auch gut, okay?«
    Cricket warf ihrem Vater einen langen Blick zu. »In Ordnung, Dad. Aber nur für dich.«

5.15 Uhr
Staatsgefängnis Eddyville
    500 Kilometer westlich stand der Vollmond immer noch hoch am Himmel, als sich die Sonne über den Barkley-See erhob und die ersten Strahlen auf die lang gestreckte, dreistöckige Front des Staatsgefängnisses von Eddyville, Kentucky, fielen.
    Vor über 150 Jahren hatten Sträflinge unter Anleitung italienischer Steinmetze die Haftanstalt auf einer Halbinsel errichtet, die weit in den See hineinragte. Mit ihrem Kalksteinwall, den Zinnen am Dach und den sechs sechseckigen Wachtürmen erinnerte die schroffe Fassade weniger an eine Haftanstalt als an eine mittelalterliche Festung. Tatsächlich benutzten die Häftlinge in Eddyville immer noch den Spitznamen aus dem 19. Jahrhundert, wenn sie von dem altertümlichen Bau sprachen: das Schloss.
    In diesem Augenblick trat ein Wachmann tief im Innern des Schlosses in das Schattenmuster des Stahlgitters vor einer Zelle, die in warnendem Rot gestrichen war. Lieutenant William »Billy« Lyons blieb einen Moment abwartend stehen, trank einen Schluck Kaffee und runzelte konzentriert die Stirn.
    »Andrews hier«, rief er.
    »Kommen Sie rein, Lieutenant.«
    Eine Stahltür öffnete sich, und Lyons trat ein. Er war sechsunddreißig Jahre alt und von tiefschwarzer Hautfarbe; er war einsachtzig groß, wog 80 Kilo, hatte den Oberkörper eines Gewichthebers, kräftige Hände, eine Boxernase und Gesichtszüge, die durch seine intelligenten wachsamen Augen nur noch Respekt einflößender wirkten.
    In der Gitterzelle saßen drei weitere Wachleute auf Metallstühlen um einen Resopaltisch und lasen das Louisville Courier-Journal vom Vortag. Die Schlagzeile lautete: KONGRESS FINANZIERT RÜCKKEHR ZUM MOND. Ein vierter Wachmann stand neben einem offenen Metallkasten, der an der gegenüberliegenden Wand der Zelle befestigt war und in dem Reihen grüner Lämpchen leuchteten. Unter jedem Lämpchen befand sich ein altmodisches Schlüsselloch.
    Der Strafvollzug in
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