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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition)
Autoren: Mark T. Sullivan
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allem Reggae. Die tiefen Bassrhythmen versetzten ihn immer an jenen Ort in Jamaika, wo er und Whitney ihre Flitterwochen verbracht hatten. Aber in letzter Zeit wollte er sich von den karibischen Klängen nicht mehr einlullen lassen – die Musik erinnerte ihn zu stark an das Leben, wie es früher gewesen war. Vor dem Unfall.
    Er blinkte und überholte einen Traktor mit Anhänger. Cricket saß mit gelangweiltem Gesicht neben ihm, den Kopf gegen das Fenster gelehnt, die Arme verschränkt. Auf den Hintergrundbericht folgte ein kurzes Jazzstück, dann sagte eine Sprecherin:
Kann eine gefährliche Höhlenexpedition zu einer Entscheidung in der gegenwärtigen landesweiten Debatte führen, ob weitere Mondmissionen sinnvoll sind? Offenbar glaubt das die NASA. Morgen früh kurz nach Tagesanbruch wird die Raumfahrtbehörde erste Schritte zur Vorbereitung einer neuen bemannten Mission zum Descartes-Hochland des Mondes unternehmen, um nach seltenen supraleitfähigen Erzen zu suchen, die nach Meinung von Wissenschaftlern die Zukunft unserer Energieversorgung bedeuten könnten.
Tom Burke, einer der bedeutendsten Höhlenforscher der Welt, leitet das Experiment, eine nie zuvor gewagte Durchquerung des riesigen Labyrinth-Höhlensystems im Osten von Zentral-Kentucky. Burke und sein Team wollen versuchen, einen gefährlichen unterirdischen Weg von mehr als 200 Kilometern innerhalb von fünf Tagen hinter sich zu bringen. Wissenschaftler der NASA werden das Experiment genauestens beobachten, denn sie hoffen, wertvolle Daten zur Gestaltung eines Trainingsprogramms für künftige Bergleute auf dem Mond zu gewinnen. Und nun weitere Nachrichten …
    Cricket hatte sich kerzengerade aufgerichtet. »Hast du das gehört?«
    Tom grinste sie an. »Ich hab dir doch gesagt, das ist eine große Sache.«
    »Bist du sicher, dass ich nicht die ganze Expedition mitmachen kann?«, fragte Cricket aufgeregt.
    »Auf keinen Fall.«
    »Dad«, entgegnete sie verdrossen. »Ich bin genauso gut wie die Leute, die die NASA ausgesucht hat.«
    »Die beste und jüngste Höhlenforscherin, die ich kenne«, gab er zurück. »Aber wir durchqueren das Labyrinth von einem Ende zum andern, mein Schatz. Das ist der härteste unterirdische Marsch, von dem ich je gehört habe.«
    Cricket kniete sich auf die Sitzbank und schob energisch eine widerspenstige rotblonde Locke beiseite, die ihr in die Augen fiel. »Was wettest du, wenn ich es bis zum anderen Ende schaffe?«
    Tom lachte spöttisch. »Ich wette nicht gegen eine Vierzehnjährige, die beim Leichtathletikwettkampf Dritte wird. Aber dass du eine super Vierhundertmeter-Läuferin bist, heißt noch nicht, dass du mitkommst. Als die NASA mir das Artemis-Programm übertragen hat, wollten sie Daten darüber, wie Erwachsene in völliger Dunkelheit in einer Felsenhöhle zurechtkommen, wie Erwachsene mit dem Bergbau auf dem Mond zurechtkommen. Nicht Kinder.«
    Cricket stemmte die Hände in die Hüften und warf Tom einen wütenden Blick zu. »Ich bin kein Kind mehr! Ich bin eine junge Frau!«
    »Nicht im strengen Wortsinn«, erwiderte Tom.
    Cricket wurde puterrot, dann stammelte sie: »Mein Gott, Dad, das war nicht gerade nett.«
    Tom zuckte zusammen. Er war zu weit gegangen. Das war der wunde Punkt seiner Tochter. Sie war vierzehn und hatte immer noch nicht ihre Periode bekommen. Die Ärzte meinten, ihr extremes Lauftraining habe den Beginn der Menstruation verzögert. Und die Spannungen im Familienleben wirkten sich auch nicht gerade günstig aus.
    »Tut mir Leid, Cricket«, sagte Tom. »Das war daneben.«
    »Niemand nimmt mich ernst, nicht einmal du«, schmollte Cricket. »Alles …«
    »Alles was?«
    »Alles ist so kaputt. Bei Mom. Bei mir. Einfach alles!«
    Bevor Tom antworten konnte, drehte sie ihm den Rücken zu, kaute auf der Innenseite ihrer Backe und sah aus dem Fenster.
    Tom seufzte. Aufwallende Hormone in der Pubertät und eine Familie in der Krise waren zwei Rätsel, die er nicht lösen konnte. Er wusste, dass seine Tochter litt. Sie beide litten, weil Whitney nicht mehr an ihrem Leben teilnahm. Aber er hatte sich schon so oft den Kopf darüber zerbrochen, er hatte es satt. Sein Verstand brauchte andere Herausforderungen als über die unglückliche Situation seiner Familie nachzudenken, und da er Geologe war, konzentrierte er sich lieber auf die physische Welt.
    Vor knapp einer Stunde waren sie von ihrem Haus an der Grenze zu Tennessee aufgebrochen. Östlich des zweispurigen Highways erstreckte sich eine gewaltige
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