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66095: Thriller (German Edition)

66095: Thriller (German Edition)

Titel: 66095: Thriller (German Edition)
Autoren: Mark T. Sullivan
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Physiker schnitt ihm mit einer wegwerfenden Geste das Wort ab und ließ den Blick von dem Stein zu den Zahlen wandern, die über den Bildschirm liefen. »Sind Sie sicher, dass die Sensoren korrekt arbeiten?«
    »Ja, Sir.«
    »Welche Temperatur herrscht in dem Kasten?«
    »13 Grad Celsius.«
    MacPherson fuhr zusammen, als hätte er einen Tritt in den Magen bekommen. »13 Grad?«
    Gregors teigiges Gesicht verzog sich zu einem triumphierenden Lächeln, und er wies mit einer liebevollen Geste auf den Stein. »Genau das wollte ich Ihnen erklären, Sir. Aber es ist mehr als das, anscheinend verstärkt es sich …«
    »Wer weiß noch davon? Dr. Swain? Sein Neffe? Einer von den anderen Assistenten?«
    Gregor schüttelte den Kopf. »Nur ich, Sir.«
    MacPherson tippte sich an den Mund und ließ den Blick zwischen der Lichtquelle und den Sensoren hin- und herwandern. Statt ehrfurchtsvollem Staunen zeigten sich nun wieder egozentrischere Regungen auf seinem Gesicht. Dr. Swain, einer der anderen Leiter des Labors, hatte also keine Ahnung, was hier vor sich ging. Dasselbe galt für die anderen Forschungsassistenten. Nur Gregor, dieser Narr, wusste Bescheid. »Wie sind Sie an die Probe herangekommen?«, wollte MacPherson wissen.
    Gregor blinzelte, schluckte und senkte den Blick.
    »Antworten Sie. Sagen Sie die Wahrheit.«
    Gregors Unterlippe zitterte. »Ich h-habe Ihre Unterschrift gefälscht.«
    Der Physiker schwieg, dann sagte er leise: »Meine Unterschrift? Sie wollen damit sagen, dass mein Name auf der offiziellen Anfrage steht?«
    Gregor nickte und duckte sich, als erwarte er Schläge. Stattdessen kicherte sein Chef, als könne er sein Glück nicht fassen. »Dafür bekomme ich den Nobelpreis!«, flüsterte er. »Den gottverdammten Nobelpreis! Endlich!«
    Gregor runzelte die Stirn und zuckte heftig mit den Augenlidern.
    MacPherson schien das in seiner Euphorie nicht zu bemerken. »Schalten Sie das ab, Gregor. Ich möchte einen Überblick über die Daten haben, Energieeinleitung, Energieabgabe, alles vollständig dokumentiert. Übertragen Sie alles auf meinen Computer. Sie haben zehn Minuten Zeit.«
    Er wollte gehen. Gregor ballte die Fäuste. »Nein!«
    MacPherson blieb stehen und starrte ihn an. »Was soll das heißen?«
    »Sie haben damit nichts zu tun, Sir«, protestierte Gregor. »Es ist m-meine Entdeckung.«
    MacPherson zögerte einen Augenblick, dann verhärtete sich sein Gesicht. »In der Welt der ernsthaften Wissenschaft, Gregor, erntet der Leiter eines Labors die Lorbeeren. So läuft das nun mal. Sie arbeiten in meinem und nicht in Swains Team. Die Früchte Ihres Experiments stehen mir zu. Ich werde Sie als Mitglied meines Teams erwähnen.«
    Gregors Schultern zitterten. »Diesmal nicht. Sie haben mir erklärt, dass es Unsinn sei, einen Stein vom Mond auf Supraleitfähigkeit zu prüfen. Sie haben mich vor den anderen im Labor einen Idioten genannt. Alle haben das gehört. D-das hier ist allein mein Werk.«
    Wieder zögerte der Physiker, sein Blick huschte von Gregor zu dem Stein. »Aber ich habe meine Meinung geändert, nicht wahr? Das haben Sie doch selbst gesagt: Mein Name und meine Unterschrift stehen auf dem offiziellen Antrag an Houston. Die Unterlagen, die Sie so geschickt gefälscht haben, werden klar beweisen, wem der Ruhm gebührt. Und wenn Sie weiterhin in meinem Labor arbeiten wollen, Mr. Gregor, dann unterbinden Sie jetzt die Energiezufuhr, schalten die Sensoren ab und übertragen die Daten auf meinen Computer. Und zwar sofort.«
    MacPherson drehte sich um und ging zur Treppe.

    Mit zitterndem Kinn sah Gregor MacPherson nach. Dem jungen Mann traten die Tränen in die Augen. Doch dann wandte er sich resigniert wieder dem Stein zu. Die Korona war im Begriff sich zu verdichten, so dass die dunkle Masse im Zentrum nicht mehr zu sehen war. Die Energieflämmchen, die aus dem Stein züngelten, erinnerten an Blitze am spätsommerlichen Himmel.
    Gregor konnte nicht anders. Liebevoll blickte er bald auf die Zahlen, die über den Monitor liefen, bald auf den Stein. In dem elektrischen Sturm nahm ein Energieflämmchen die Gestalt eines S an. Lautlos explodierte das Flämmchen und die frei werdende Energie tauchte das Gesicht des jungen Physikers in silbernes Licht. Er strahlte.
    »Du bist nicht das, was er denkt«, sagte Gregor zu dem Stein, als sei der ein lebendiges Wesen. »Du bist mehr.«
    Eine Weile stand Gregor regungslos da, dann zogen sich seine Muskeln an Nacken und Schultern zusammen wie bei einem
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