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600 Stunden aus Edwards Leben

600 Stunden aus Edwards Leben

Titel: 600 Stunden aus Edwards Leben
Autoren: Craig Lancaster
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jemand noch Passenderes da draußen gerade mit einem anderen zusammen ist? –, aber ich kann nicht bestreiten, dass sie alle glücklich aussehen. Das macht mich neidisch.
    Ich habe noch niemandem im Internet geschrieben. Ich denke, ich würde gern einmal einer Frau aus so einer Onlinepartnervermittlung schreiben, aber bisher habe ich noch keine gefunden,die Wetterdaten notiert, und ich denke, es wäre wichtig, dass meine Internetpartnerin, egal, wer sie ist, etwas mit mir gemeinsam hat.
    Dr. Buckley habe ich noch nichts von den Onlinepartnervermittlungen erzählt, weil es nichts zu erzählen gibt. Ich hätte es auch meinem Vater nicht erzählt, aber der hat die Rechnung bekommen und nachgefragt, also hatte ich keine andere Wahl.
    Ich bin jetzt bei
Montana Personal Connect.
Ich hatte
eHarmony
ausprobiert, weil mir die weißen Haare und die Brille von dem Typen in der Werbung gefielen, und weil er so gepflegt aussah, aber
eHarmony
teilte mir mit, dass sie in ihrem ganzen System mit den neunundzwanzig Kompatibilitätsstufen niemanden für mich finden könnten.
    Das hat meine Gefühle verletzt.

    Um Punkt 22:00 Uhr sehe ich Folge Nummer zweiundneunzig von
Polizeibericht
, die zum ersten Mal am 5. März 1970 ausgestrahlt wurde.
    Diese Folge, die zwanzigste der vierten und letzten Staffel in Farbe, heißt »Abschied für immer« und ist eine meiner Lieblingsfolgen.
    In dieser Folge haben Sergeant Joe Friday und Officer Bill Gannon nur zwei Hinweise, um eine Frau zu identifizieren, deren Leiche unter dem Venice Pier in Los Angeles gefunden wurde: ein zerknülltes Stück Papier und einen Ring. Aufgrund ihrer Beharrlichkeit können sie schließlich ermitteln, wer die Frau ist, und lösen den Fall. Sergeant Joe Friday und Officer Bill Gannon sind gute Polizisten.
    Als ich am Anfang mit dem Internet herumprobierte, stellte ich fest, dass die Schauspieler aus
Polizeibericht
in vielen Fällen nicht schwer zu finden waren. Die meisten von ihnen waren keine großen Stars, und bei manchen stehen sogar Adressen und Telefonnummern dabei. Bei den Hauptdarstellern dieser Episode, Anthony Eisley, Virginia Gregg und Luana Patten, allerdings nicht, denn sie sind alle tot. Viele andere der damaligen Darsteller sind ebenfalls tot,aber manche leben noch. Ein Schauspieler namens Clark Howat, der in einundzwanzig Folgen der Serie mitspielt, und ich haben uns ein paar Mal geschrieben. Er war sehr nett. Er schrieb mir, dass der Star und Erfinder der Serie, Jack Webb, der Sergeant Joe Friday spielt, nicht wollte, dass die Schauspieler richtig schauspielern, weil die Serie ein so kleines Budget hatte, dass sie sich nicht mehr als eine Aufnahme pro Szene leisten konnten. Stattdessen sollten alle ihren Text von Telepromptern ablesen. Mr Howat schrieb, es sei schwer gewesen, sich daran zu gewöhnen, da man als Schauspieler eigentlich gelernt habe, natürlicher zu spielen. Aber, so sagte er, Jack Webbs Methode habe gewirkt. Ich habe Mr Howat noch fünf- oder sechsmal zurückgeschrieben und ihn sogar auf eine Tasse Kaffee eingeladen, falls er je nach Billings käme, aber er hat nie mehr geantwortet. Auch egal. Ich mag keinen Kaffee, und ich denke, es wäre schwierig, mit einem Fremden am Tisch zu sitzen und zu reden, selbst wenn er einundzwanzig Mal in
Polizeibericht
gespielt hat.

    Wegen meines heutigen Beschwerdebriefs bin ich irritiert. (Ich liebe das Wort »irritiert«. Ich habe es mal von einem Mann gehört und sofort in mein Lexikon aufgenommen. Das Wort »Lexikon« liebe ich ebenfalls. Zuerst musste ich es allerdings nachschlagen. Früher habe ich alle Wörter und Definitionen aufgeschrieben, die ich nachgeschlagen habe, aber dann habe ich damit aufgehört, weil die Wörter ja schon im Wörterbuch stehen und ich sie dort jederzeit nachschlagen kann, wann ich will. Es ist viel schwieriger, die täglichen Temperaturen irgendwo direkt nachzuschlagen, weil man dann eine Menge alter Zeitungen im Haus lagern müsste, deshalb habe ich beschlossen, mich lieber darauf zu konzentrieren als auf die Wörter. Auf diese Weise stelle ich sicher, dass meine Daten vollständig sind.)
    Ich würde mich gern bei meinem Vater beschweren, dass er wegen meiner Kreditkartenabrechnung so unhöflich war, aber ich beschwere mich nicht gern zweimal hintereinander bei derselbenPerson. Es ist schon schlimm genug, dass die Beschwerden an sich keinem bestimmten Muster folgen; da brauche ich nicht auch noch die zusätzliche Sorge, dass meine Beschwerden an eine Person sich
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