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6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

Titel: 6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben
Autoren: Lucy Gordon
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hinter uns hergekommen.“ „Damit er in ihrer Nähe ist, wenn sie ihn braucht“, vermutete sie.
    „Ja, wahrscheinlich. Jetzt steht er auf, breitet die Arme aus, und sie läuft auf ihn zu.“
    „Dann sollten wir die beiden allein lassen“, schlug sie behutsam vor. „Wir würden nur stören.“
    11. KAPITEL
    Erst weit nach Mitternacht waren Celia und Francesco wieder im Hotel. Er schwieg beharrlich, doch sie spürte, dass es ein anderes Schweigen war als zuvor. Er schloss sie nicht mehr aus seinen Gedanken aus, und sie hatte auf eine unbestimmte Art das Gefühl, er suche einen Ausweg aus seiner Seelennot. Jedenfalls hatte er ihre Hand keine Sekunde losgelassen.

Nachdem er sich schweigend ausgezogen hatte, legte er sich ins Bett. Nach kurzem Zögern setzte Celia sich neben ihn auf die Bettkante und wünschte ihm Gute Nacht.
    Statt zu antworten, hob er nur kurz ihre Hand an die Lippen und drehte sich dann um.
    Resigniert zog sie sich zurück und legte sich auch hin. Kaum eine Stunde später wurde sie durch ein Geräusch aus dem Schlaf gerissen und fuhr hoch. Im selben Augenblick begriff sie auch schon, was los war. Sie stand auf, setzte sich neben ihn und wartete auf seinen verzweifelten Schrei:
    „Verschwinde!“
    Aber er stieß schmerzerfüllt und wie im Fieber immerzu dieselben Worte hervor: „Was habe ich gemacht? Was habe ich denn gemacht?“
    Sie schüttelte ihn sanft. „Wach auf, Francesco. Ich bin’s.“ Behutsam ließ sie die Finger über sein Gesicht gleiten.
    Ohne aufzuwachen, hielt er ihre Hand fest und rief: „Warum? Sag mir, warum! Was habe ich getan?“ In ihrer Verzweiflung beugte sie sich zu ihm hinunter, ertastete sein Ohr und flüsterte hinein: „Du hast nichts getan. Es ist nicht deine Schuld.“
    Gebetsmühlenartig wiederholte sie die Worte, ohne die geringste Ahnung zu haben, was sie für ihn bedeuteten. Zuerst befürchtete sie, es sei alles umsonst, doch dann schien er sich langsam zu beruhigen.
    „Es ist nicht deine Schuld“, bekräftigte sie.
    „Doch, ich habe irgendetwas gemacht … Weshalb hat er uns sonst hinausgeworfen? Warum?“ Er klang resigniert und erschöpft.
    Wovon redete er? Wen meinte er mit „er“ und „uns“? Entschlossen, ihn aus diesem Zustand herauszuholen, schüttelte sie ihn. Aber er wurde einfach nicht wach, sondern flüsterte jetzt: „Verschwinde, verschwinde …“
    „Francesco, bitte wach auf!“, rief sie energisch.
    Endlich öffnete er die Augen. Er lag wie erstarrt da und stöhnte auf.
    „Was machst du hier?“, flüsterte er.
    „Wir teilen uns das Zimmer, Francesco? Was ist passiert? Was hast du geträumt?“ Sie erzählte ihm, was sie gehört hatte.
    „Es war schlimmer als ein Albtraum. Ich dachte, es sei Wirklichkeit, genau wie beim letzten Mal.“ „Erzähl mir, was du geträumt hast, solange du dich noch daran erinnerst. Warum rufst du immer: ‚Verschwinde!‘? Weil ich es bei unserem Streit zu dir gesagt habe?“
    „Das war nur der Auslöser. Es geht viel weiter zurück, aber ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, das war das Allerschlimmste. Es war die ganze Zeit irgendwo im Hinterkopf, ohne dass ich es zu fassen bekam. Erst heute Nacht sind alle Bilder vor meinem inneren Auge aufgetaucht. Ich habe ihn deutlich gesehen.“
    „Wen? Und was tut er dir im Traum an?“
    „Wie ein Riese steht er vor mir“, begann Francesco rau. „Ich bin wieder drei Jahre alt, habe Angst vor ihm und möchte weglaufen, was ich aber nicht tue, weil ich kein Feigling sein will. Das und noch viel mehr hat er mir beigebracht. Wir standen uns so nah, und ich hatte ihn gern.“
    „Wer ist dieser Mann?“
    „Jack Cayman, der erste Mann meiner Mutter. Ich habe ihn für meinen Vater gehalten und sehe ihn vor mir, wie er sich über mich gebeugt und geschrien hat: ‚Verschwinde! Und nimm den kleinen Bastard mit!‘“
    Celia nahm ihn in die Arme. „Was ist dann passiert?“
    „Er schrie und schrie, ich wusste nicht, was er meinte. Wir haben noch am selben Tag das Haus verlassen. Er hatte herausgefunden, dass ich nicht sein Sohn bin. Bis dahin hatte er mich Luke, den er und Hope adoptiert hatten, und Primo, seinem Sohn aus erster Ehe, immer vorgezogen und behauptete sogar, ich sei ihm am ähnlichsten von uns dreien. Er war für mich die wichtigste Bezugsperson, ich habe es geliebt, wenn er mit mir spielte. Seine Zuneigung und seine
    Aufmerksamkeit machten mich glücklich.
    Und dann war von einer Minute auf die andere alles aus. Ich hatte keine Ahnung, was
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