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6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben

Titel: 6. Die Rinucci Brüder: Neapel sehen und sich verlieben
Autoren: Lucy Gordon
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völlig erschöpft.
    Sie wohnten in ihrem Apartment. Es war so sehr auf ihre Bedürfnisse abgestimmt, dass es sinnvoll gewesen war, es zu behalten, als sie vor fünf Monaten zusammengezogen waren. Nach der ersten berauschenden Liebesnacht war es für sie und Francesco selbstverständlich gewesen,
    zusammenzuleben.
    „Ich gehe mit Wicksy spazieren“, verkündete sie beim Aussteigen.
    „Okay, ich begleite dich.“
    „Nein!“ Ihre Stimme hatte einen scharfen Ton angenommen, was sie sogleich bereute. „Es tut mir leid, aber ich bin so angespannt, dass ich eine Zeit lang allein sein möchte.“
    „Gut, ich warte in der Wohnung auf dich.“
    Celia zog den Spaziergang absichtlich in die Länge. Sie ahnte, dass sie auf eine Krise zuschlitterten, und das machte ihr Angst. Wenn sie nicht vorsichtig waren, würden sie sich gegenseitig mit Worten zerstören. Sie wusste natürlich, dass sie sich dringend mit ihrem Problem auseinandersetzen mussten, und sie wollte die Konflikte auch anpacken. Zugleich schreckte sie davor zurück und redete sich ein, alles würde sich im Laufe der Zeit von selbst regeln. Vielleicht schlief er ja schon, wenn sie nach Hause kam.
    Aber das war nur Wunschdenken, wie sie sich eingestand, als sie die Wohnung betrat. Ob es ihr gefiel oder nicht, ein klärendes Gespräch ließ sich nicht mehr aufschieben.
    „Du warst lange weg“, bemerkte er leicht gereizt. „Ich wollte …“
    „Nein, erzähl mir jetzt nicht, du seiest beunruhigt gewesen“, unterbrach sie ihn.
    „Ist es denn verkehrt, sich Sorgen zu machen?“
    „Du übertreibst es, das ist alles.“
    „Ich habe gemerkt, wie angespannt du warst, und in dem dunklen Park …“
    „Meine Güte, Francesco“, stöhnte sie. „Warum sagst du so etwas?“
    „Was?“
    „Was ist mit dem dunklen Park? Es macht für mich doch keinen Unterschied, ob es draußen hell oder dunkel ist. Wenn du so willst, lebe ich immer in Dunkelheit, obwohl ich es nicht so empfinde. Ich kenne mich damit aus, es ist für mich völlig normal. Warum gelingt es mir nicht, dir das begreiflich zu machen?“
    „Ich habe es doch begriffen …“
    „Das reicht mir nicht“, rief sie aus. „Ich bin weder hilflos noch krank. Aber deiner Meinung nach bin ich kein gleichwertiger Mensch.“
    „Das stimmt nicht. Du bist anderen gegenüber etwas benachteiligt …“
    „Nur was das Sehen angeht. In anderer Hinsicht habe ich den meisten Menschen viel voraus. Mein Gedächtnis funktioniert doppelt so gut wie deins, weil ich es trainiert habe, und aus den Stimmen der Menschen höre ich weit mehr als nur Worte. Einmal habe ich dir sogar eine Menge Ärger erspart.

Vielleicht erinnerst du dich, dass ich dich vor einem Geschäftsmann gewarnt habe, mit dem du einen Vertrag abschließen wolltest? In seiner Stimme schwang etwas Undefinierbares, was mich stutzig machte. Du hast damals ziemlich arrogant reagiert und dich über meine Intuition lustig gemacht. Aber immerhin hast du mir vertraut und die Verhandlungen abgebrochen. Falls du es noch nicht weißt: Er sitzt gerade eine zweijährige Haftstrafe wegen Betrugs ab.“
    „Ja, das ist mir bekannt. Ich wollte es dir erzählen und mich bedanken, dass du mich gewarnt hast. Ich hätte mir natürlich denken können, dass du es vor mir erfährst.“
    „Ja. Vielleicht bin ich doch nicht so benachteiligt, wie du glaubst.“
    Er seufzte und wanderte im Zimmer hin und her.
    „Woher wusstest du eigentlich, wo ich heute war?“, fragte sie.
    „Du hattest dich kürzlich auf dieser Party mit Ken übers Tauchen unterhalten, und ich war schrecklich eifersüchtig, bis ich merkte, wie harmlos euer Gespräch war. Du hast ihn einige Male angerufen, oder?“
    „Ja, um den Termin zu vereinbaren.“
    „So wie ich dich kenne, hast du alles sorgfältig geplant“, stellte er freudlos fest. „Du musstest ein Taxi bestellen, die Wohnung heimlich verlassen und ein Hotelzimmer buchen. Als ich deine Nachricht fand, habe ich Kens Tauchschule angerufen und erfahren, dass ihr schon auf dem Schiff wart.“ „Und dann bist du postwendend hinter mir hergefahren, um mir zu verbieten, ohne deine ausdrückliche Erlaubnis zu tauchen“, stieß sie ärgerlich hervor.
    „Das ist für dich zu gefährlich.“
    „Nicht gefährlicher als für jeden anderen. Ken hätte mich jederzeit an der Sicherungsleine aus dem Wasser ziehen können.“
    „Aber du hast alles hinter meinem Rücken geplant.“ Die Verbitterung, die in seiner Stimme schwang, erinnerte Celia daran, wie
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