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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht
Autoren: Karl May
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Leute wüßten – – –“
    „Nun, ich habe dafür gesorgt, daß sie nichts wissen. Ah, ich habe in dieser Beziehung bereits sehr viel Pulver verschwendet.“
    „Wie aber kommst du dazu, mir dieses Geheimnis mitzuteilen, während die anderen es doch – – – hm?“
    „Das will ich dir sagen. Wir waren sechs Personen. Wir hatten ausgemacht, nur alle sechs zugleich sollten den Ort zur bestimmten Zeit besuchen. Ich aber war schlau und machte mir meine Zeichen. Da merkte ich gar bald, daß die Kerls einzeln kamen und sich Geld holten. Da habe ich sie nach und nach weggeputzt, viere ich und du den fünften vorgestern. Das war deine Probe. Du hast sie gut bestanden.“
    „Oh, denkst du, daß es das erste Mal war?“ lachte der Gelobte auf.
    „Ah, du hast schon –?“
    „Sechs, bis jetzt!“
    „Sechs hast du bereits abgetan?“
    „Ja.“
    „Hm, das ist schon aller Ehren wert. Und du hast wirklich ein Auge auf meine Tochter?“
    „Ja.“
    „Und sie? Was sagt sie dazu? Hast du schon mit ihr gesprochen?“
    „Freilich will sie mich. Wir sind vollständig einig.“
    „Wenn die Sache so steht, so kann ich dir vertrauen. Mein Schwiegersohn wird mich nicht verraten.“
    „Fällt mir doch nicht im Traum ein! Aber wie kamst du denn eigentlich dazu, es gerade auf die Kasse abzusehen? Es war doch eine böse und schwierige Sache.“
    „Das war der reine Zufall. Es war eine schlechte Zeit, und der Wildhandel ging nicht mehr, denn ein jeder schoß sich selbst das, was er brauchte. Ich wußte nicht, wovon ich leben sollte. Da nahm ich meine Büchse und zielte auf Menschen.“
    „Hm!“
    „Was?“
    „Brachtest du das gleich fertig?“
    „Warum nicht? Übrigens war es oft gar nicht nötig. Es gab Tote oder Verwundete, in deren Taschen genug für mich war. Nach und nach hatten sich mehrere zu mir gefunden, fünf Mann und ich. Wir trieben das Handwerk methodisch, und es brachte uns etwas ein. Da, bei dem Überfall der Preußen auf Ligny waren wir in der Nähe. Wir beobachteten vom Berg aus den ganzen Vorgang.“
    „Das war sehr bequem.“
    „Natürlich. Da sahen wir, daß ein mit vier Pferden bespannter Wagen davonfuhr; er wurde von vielleicht fünfzig Infanteristen begleitet. Das fiel auf. Wir berieten; wir lauschten und kamen zu dem Glauben, daß es die Kriegskasse sei. Das war natürlich ganz unser Fall.“
    „Was tatet Ihr?“
    „Einige waren so toll, einen direkten Überfall wagen zu wollen; ich aber überzeugte sie endlich, daß dies der reine Wahnsinn sei. Es lag klar, daß man die Kasse in das Gebirge bringen wollte. Wir brauchten nur mitzugehen, so konnten wir die Bedeckungsmannschaft nach und nach ganz gemütlich wegputzen. Und dies geschah. Nicht weit von hier fielen die letzten vier. Dann bemächtigten wir uns des Geschirrs und fuhren hinauf in die Schlucht, welche ich von früher her kannte. Dort wurde die Kasse vergraben.“
    „Und Pferde und Wagen?“
    „Den Wagen haben wir zertrümmert und verbrannt, auf die Pferde aber haben wir uns gesetzt und sind fortgeritten, um sie zu verkaufen.“
    „Wieviel war in der Kasse?“
    „Ich weiß es nicht. Wir konnten es nicht zählen.“
    „Alle Teufel, so viel war es?“
    „Ja. Das Zählen hätte uns zu viel Zeit gekostet. Es durfte sich ein jeder tausend Francs nehmen; dann wurde sie vergraben.“
    „Dann habt ihr euch öfters Geld geholt?“
    „Ich zweimal, dann habe ich die anderen auf die Seite geschafft.“
    „Wo ist die Schlucht?“
    „Sie ist sehr leicht zu finden, aber ihre Lage ist sehr schwer zu beschreiben. Du wirst es morgen ja sehen.“
    „Wann brechen wir auf?“
    „Sobald der Tag graut, damit man uns hier nicht sieht.“
    „Ich kann dir sagen, daß ich vor Freude wie im Fieber bin!“
    „Erst war es bei mir ebenso; jetzt hat es sich gelegt.“
    „Aber was gedenkst du, mit diesem vielen Geld zu tun?“
    „Ich warte, bis es ruhig im Land geworden ist, dann ziehe ich nach Amerika.“
    „Und nimmst das Geld mit?“
    „Natürlich!“
    „Man wird es bemerken.“
    „Wohl schwerlich. Das laß überhaupt meine Sorge sein.“
    „Aber ich. Was wird dann mit mir?“
    „Dummer Kerl, du wirst mein Schwiegersohn und ziehst mit mir!“
    „Wirklich?“
    „Natürlich.“
    „Ah, welche Freude! Höre, du sollst sehen, daß du an mir stets einen tüchtigen und treuen Burschen haben wirst.“
    „Das hoffe ich. Nun aber laß uns schlafen. Wir brauchen die Ruhe. Gute Nacht!“
    „Gute Nacht!“
    Unten raschelte die Streu, und dann
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