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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht
Autoren: Karl May
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Er ist der böse Geist unseres Lebens gewesen, und wir haben ihn noch heute zu fürchten. Ich bin überzeugt, daß er Gelegenheit suchen wird, unser Glück nicht nur zu stören, sondern sogar zu vernichten.“
    „Gut, so wollen wir ihn unschädlich machen. Ich werde noch heute zu dem französischen Gesandten fahren, um ihm den Fall vorzustellen.“
    Er tat dies auch, und der Gesandte versprach ihm, das Gehörte schleunigst weiter zu verfolgen. Doch kam es anders, als sowohl Blücher, wie auch Königsau es sich gedacht hatten.
    Der letztere erhielt eine Vorladung vor Gericht, wo er seine Auslagen zu Protokoll zu geben und Börse nebst Brieftasche, sowie auch das damals in der Schlucht abgefaßte Schriftstück zu deponieren hatte.
    „Wo befindet sich Richemonte?“ fragte er.
    „In Straßburg in Gewahrsam“, lautete die Antwort.
    „Ist dieses Gewahrsam sicher?“
    „Jedenfalls. Man pflegt wenigstens bei uns einen Mörder nicht so leicht einzuschließen.“
    „In diesem Fall aber kommt die Anzeige vom Ausland, und die Deutschen werden von den Franzosen gehaßt.“
    „Sie mögen recht haben, obgleich ich das in meiner amtlichen Stellung allerdings nicht zuzugeben habe. Wünschen Sie, daß ich eine darauf bezügliche Bemerkung anfüge?“
    „Sehr! Ich bitte, die Straßburger Behörde darauf aufmerksam zu machen, daß Richemonte ein höchst gefährlicher und auch unternehmender Mann sei, dem eine gewaltsame Flucht sehr wohl zuzutrauen ist.“
    „Ich werde das tun, obgleich ich nicht glaube, daß er zu fliehen so sehr nötig hat.“
    „Ah, sie meinen, daß man ihn von selbst entlassen werde?“
    „Hm! Ich kann nur sagen, daß alles möglich ist, sobald es nur gilt, uns zu zeigen, wie gern sie uns zu Diensten sind.“
    Es zeigte sich allerdings im Verlauf der nächsten Monate, daß der Beamte ganz richtig vermutet hatte. Königsau hörte, daß Richemonte unter Bedeckung nach Sedan, und von da in die Berge geführt worden sei. Hugo hatte mit Sicherheit erwartet, daß man ihn dazu rufen werde; allein dies geschah nicht. Man schrieb dem Berliner Gericht, daß die Angaben des Anklägers vollständig hinreichend seien, den Ort zu finden, an welchem der Baron de Reillac eingescharrt worden sei.
    Kurze Zeit später wurde Königsau zur Amtsstelle zitiert. Es wurde ihm da mitgeteilt, daß Richemonte keineswegs getan habe, als ob er in der Schlucht unbekannt sei. Er hatte ganz im Gegenteil selbst und aus freien Stücken den Ort angegeben, an welchem er vor der Leiche Reillacs gestanden hatte. Und nun kam die Pointe, welche Hugo nicht wenig in Bestürzung brachte. Richemonte hatte nämlich den Spieß umgedreht und ausgesagt, der deutsche Lieutenant und Spion sei es gewesen, welcher den Baron ermordet und beraubt habe; er trage mit allem Nachdrucke darauf an, diesen festzunehmen, um ihm den Prozeß zu machen.
    Was sollte Hugo antworten? Er war zur Zeit des Mordes wirklich dort gewesen; er hatte sich im Besitz der geraubten Sachen befunden und er war es gewesen, der Reillac begraben hatte. Von den Soldaten, welche dabei gewesen sein sollten, war keiner beizubringen. Seine Aussage klang wie eine Fabel. Sollte er die Kriegskasse in Erwähnung bringen?
    Zum Glück hatte er Margot und ihre Mutter, welche seinen Aussagen beitraten. Auch der Kutscher Florian, welcher ihm nach Deutschland gefolgt war und jetzt in seinen Diensten stand, trat als Zeuge für ihn auf. Dennoch aber wären Ungelegenheiten für ihn gar nicht zu vermeiden gewesen, wenn nicht Blücher ein gewichtiges Wort gesprochen hätte, in dessen Folge Königsau keine Unannehmlichkeiten zu erleiden hatte.
    Daraufhin erklärte die französische Behörde folgendes: Es sind zwei Verdächtige da, ein Deutscher und ein Franzose. Beide klagen einander an. Der Deutsche ist der bei weitem Verdächtigere. Trotzdem sieht seine Behörde sich nicht veranlaßt, gegen ihn einzuschreiten und nehme ganz einfach an, daß der Fall nicht aufzuklären sei. Die Hinterlassenschaft Reillacs fiel entfernten Verwandten von ihm zu, und Richemonte wurde auf freien Fuß gesetzt.
    Man hatte bei ihm nicht eine Spur von Reillacs Testament und auch nicht die kaiserliche Erlaubnis zur Verlobung Margots mit dem Baron gefunden. Er hatte, als seine an Margot gerichteten drei Briefe ihm vorgelegt worden waren, wirklich ausgesagt, daß er dieses Märchen erfunden habe, um seine Schwester zu retten; sie habe nicht die Frau eines Mörders seines Freundes werden sollen.
    Gerade um diese Zeit stand Hugo und
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