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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht
Autoren: Karl May
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wurde es still.
    Königsau brauchte Zeit, um sich in dem Gehörten zurechtzufinden. Kaum hatte er von der Kriegskasse gehört, so stand er bereits an der Pforte ihres Geheimnisses.
    Da raschelte es unten wieder, und der eine, welcher die Tochter haben wollte, sagte:
    „Du, schläfst du schon?“
    „Nein.“
    „Was ist über uns?“
    „Der Heuboden.“
    „Warst du da schon einmal?“
    „Nein. Dort schlafen nur selten Leute, welche besser sein wollen als unsereiner.“
    „Donnerwetter! Wenn jemand oben läge!“
    „Das ist wahr! Der Kerl hätte alles gehört!“
    „Man müßte ihn kaltmachen.“
    „Komm, wir müssen sogleich nachsehen.“
    Sie standen beide wieder auf und traten aus dem Stall heraus. Königsau hatte den Riegel von innen vorgeschoben; er war also sicher. Aber auch im anderen Fall hätte er sich nicht gefürchtet, denn er war mit zwei Taschenpistolen bewaffnet. Und doch war es ein Glück, daß er die Leiter hereingenommen hatte, denn er hörte sagen:
    „Es ist zu, da oben.“
    „Also niemand drin?“
    „Wäre jemand drin, so würde die Leiter anlehnen.“
    „Das ist richtig. Wir haben uns unnötigerweise echauffiert.“
    „Ich denke es auch. Komm, legen wir uns wieder auf das Ohr!“
    Das Geräusch, welches sie jetzt verursachten, gab Königsau Gelegenheit, sich in eine so bequeme Lage zu bringen, daß er darin verharren konnte, ohne besorgt sein zu müssen, ein verräterisches Geräusch zu verursachen.
    Wer waren diese beiden Kerls? fragte er sich. Jedenfalls nichtswürdige Subjekte, Schlachtfeldhyänen. Er beschloß, die ganze Nacht zu warten und ihnen am Morgen zu folgen. Der Gedanke an die Masse Geld, um die es sich handelte, ließ ihn zunächst allerdings keine Ruhe, bald jedoch kam die Müdigkeit langsam, aber sicher über ihn, und er fiel in Schlaf, der aber so leise war, daß er sofort erwachte, als kurz vor Tagesanbruch sich die beiden Männer unter ihm zu regen begannen. Der eine gähnte laut und fragte:
    „Schläfst du noch?“
    „Nein. Ich wachte soeben auf.“
    „Ich auch. Welche Zeit wird es sein?“
    „Will sehen!“
    Die Tür des Stalls wurde geöffnet, und dann sagte dieselbe Stimme:
    „Der Tag wird gleich kommen. Wir könnten jederzeit aufbrechen.“
    „Wie ist es mit dem Regen?“
    „Nicht so dick wie gestern, aber er dringt durch.“
    „Verdammt! Gutes Wetter wäre mir lieber!“
    „Und mir gefällt dieses schlechte. Kein Mensch wird in den Bergen sein.“
    „Wie lange haben wir zu gehen?“
    „Zwei Stunden.“
    „Das ist viel. Wir werden fadennaß.“
    „Aber wir bekommen Geld die Hülle und die Fülle. In der Köhlerhütte machen wir uns dann ein Feuer und wärmen und trocknen uns.“
    „Liegt sie an unserm Weg?“
    „Ja.“
    „Und ist sie bewohnt?“
    „Schon seit langem nicht mehr. Wir sind da vollständig sicher. Komm, mache dich auf die Beine.“
    Der andere erhob sich, trat aus dem Stall heraus, dehnte und streckte sich und fragte:
    „So! Ich bin bereit. Rechts oder links?“
    „Rechts? Dummheit! Wir werden doch nicht wieder durch die Stadt gehen. Wir müssen links am Ufer hin. Bei den drei großen Erlen geht es in die Berge hinein! Komm!“
    Sie entfernten sich. Königsau brauchte nunmehr nicht sofort nachzulaufen, denn er wußte die Richtung, in welcher er sich zu halten hatte. Übrigens war seine Aufgabe eine leichte. Das Regenwetter war ihm hoch willkommen. Es weichte den Boden auf, so daß tüchtige Spuren zurückbleiben mußten.
    Er ließ die Schritte der Strolche vollständig verhallen, dann öffnete er die Tür, schob die Leiter hinaus und stieg hinunter, nachdem er die Tür wieder verschlossen hatte. Gleich von hier aus waren die Spuren der beiden ganz deutlich zu sehen.
    Er folgte denselben längs des Flüßchens bis zu den erwähnten drei großen Erlen, wo sie links abbogen.
    Bei gutem Wetter wäre es bereits heller Tag gewesen, heute aber mischte sich der Regen mit einem Nebel, welcher kaum zehn Schritte weit zu blicken erlaubte. So ging es wohl eine Stunde lang immer bergan. Da begann der Hochwald, und es galt nun, vorsichtiger und aufmerksamer zu sein.
    Königsau beflügelte seine Schritte, um den Voranschreitenden näher zu kommen. Nach einiger Zeit hörte er dann auch ihre Stimmen, da sie laut miteinander sprachen, und nun konnte er, durch die Bäume gedeckt, hinter ihnen herhuschen, ohne etwas befürchten zu müssen.
    Die Verbrecher waren bis jetzt immer einer Art von Weg gefolgt, auf welchem sich wohl auch ein Wagen bewegen
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