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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht
Autoren: Karl May
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Wirt.
    „Das hätte dir auch sehr schlecht angestanden. Aber der junge Herr wird ermüdet sein. Auch wir gehen zeitig schlafen.“
    Die beiden Leute waren jetzt erst zutraulich geworden, nachdem sie vorher verschlossen und mißtrauisch gewesen waren, wie man es bei Bewohnern abgelegener Ortschaften häufig trifft. Der Fremde hätte so gerne sich mit ihnen noch unterhalten, besonders über das letzte Thema, das schöne Mädchen. Das interessierte ihn noch mehr als die Kriegskasse. Er kannte dieses Mädchen ja und wußte auch, warum es sich so zurückgezogen hielt. Es war ja seine Geliebte, seine Braut, und er war der Oberleutnant Hugo von Königsau.
    „Geht Ihr wirklich so zeitig schlafen?“ fragte er.
    „Ja, denn wir müssen des Morgens früh wieder munter sein.“
    „Nun, so will ich Euch nicht von der Ruhe abhalten. Zeigt mir mein Lager.“
    „Das ist nicht hier im Haus, sondern im Hof. Kommt!“
    Der Mann brannte eine Laterne an und leuchtete ihm über den kleinen, offenstehenden Hof hinüber. Dort stand ein einzelnes, kleines Gebäude, der Ziegenstall, über welchem sich der verschlossene Heuboden befand.
    „Hier muß man das Heu verschließen, sonst wird es leicht gestohlen“, erklärte der Wirt. „Da lehnt die Leiter an welcher Ihr emporsteigt. Nehmt sie mit hinauf; das ist besser. Jetzt während des Krieges gibt es allerlei Gesindel in der Nähe. Wenn aber die Leiter fehlt, kann niemand hinauf zu Euch. Sind Eure Kleider trocken geworden?“
    „So ziemlich. Ich danke.“
    „Soll ich Euch wecken?“
    „Nein. Ich wache schon auf.“
    „So schlaft wohl. Ich wünsche Euch eine gute Nacht.“
    „Gute Nacht.“
    Königsau folgte dem Rat des Wirts und zog die Leiter empor, als er sich oben befand, obgleich er über die ganze Situation lächeln mußte.
    Also dieser kleine, niedrige, kaum fünf Ellen im Durchmesser haltende Heuboden war erster Rang, der Ziegenstall unten war zweiter Rang! Konnten wirklich Menschen da unten bei den Ziegen auf der kotigen Streu schlafen?
    Der Wirt war jedenfalls ein sehr armer Mann, da er nicht einmal eine Kuh, sondern nur zwei Ziegen besaß.
    Draußen plätscherte der Regen noch immer hernieder, auf dem Heu aber lag es sich wirklich ganz hübsch. Das Plätschern hatte eine einschläfernde Wirkung. Der Oberleutnant dachte an das schöne Mädchen von der Meierei Jeannette, an die verlorene Kriegskasse, und zwischen diesen beiden Gegenständen spannen sich im Traum phantastische Fäden herüber und hinüber.
    Er wußte nicht, wie lange er so gelegen hatte; er wußte nicht einmal, ob er gewacht oder geträumt hatte, aber plötzlich war er munter, denn er hatte draußen vor dem Stall ein Geräusch gehört. Er horchte angestrengter und vernahm von halb unterdrückter Stimme die Frage:
    „Hast du nachgesehen?“
    „Ja.“
    „Sie sind wirklich schon zu Bett?“
    „Ja, es ist kein Licht mehr im ganzen Haus.“
    „So gehen wir in den Stall.“
    „Aber wenn bereits jemand da ist.“
    „Werden sehen.“
    Die Tür des Ziegenstalls wurde geöffnet, und Königsau hörte, daß jemand hineinkam. Die Ziegen zeigten etwas Unruhe, schwiegen aber nach einigen begütigenden Lauten wieder, und dann erklang unten die Mahnung:
    „Komm herein, es ist niemand hier.“
    „Ah, das ist gut.“
    „Ja, hier ist es warm, viel besser als da draußen. Ich bin allemal hier untergeschlüpft, wenn ich den Weg in die Berge gemacht habe.“
    „Heimlich?“
    „Ja, heimlich. Es ist besser, man weiß gar nicht, daß ich hier gewesen bin.“
    Königsau konnte alle diese Worte verstehen, obgleich sie fast nur geflüstert wurden. Freilich durfte er kein Glied seines Körpers rühren, weil sonst das Rascheln des Heus seine Anwesenheit verraten hätte.
    Wer waren die beiden Männer da unten? so fragte er sich. Der Wirt hatte von allerlei Gesindel gesprochen. Geheim war ihr Einschleichen in den Stall, und geheimnisvoll klangen auch die Worte, welche er erlauscht hatte.
    „Was würde der Wirt sagen, wenn er uns hier entdeckte?“
    „Nichts. Wir sind her eingegangen, weil er schlief und wir ihn nicht stören wollten. Er würde es uns gar nicht übelnehmen, aber wir müßten doch einen Sou Schlafgeld zahlen.“
    „Darauf kann es dir ja gar nicht ankommen, denn du bist reich.“
    „Freilich!“ lachte der andere. „Aber besser ist es immer, man weiß gar nichts von meiner Anwesenheit.“
    „Werden die Hacken und die Schaufeln noch da liegen?“
    „Ganz gewiß; sie sind ja vergraben.“
    „Ah, wenn die
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