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51 - Mord auf Kregen

51 - Mord auf Kregen

Titel: 51 - Mord auf Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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Anwesenden mit entsetzlicher Plötzlichkeit in Erinnerung, daß Elten Nalgre tatsächlich Tralgans Vater gewesen war; das Erbe des makelbehafteten Blutes war unverkennbar.
    Seine rechte Hand ballte sich um den Schwertgriff an der rechten Seite. Denjenigen, die etwas davon verstanden, entging das keinesfalls, genausowenig wie die Tatsache, daß Tralgan nicht nach dem links in der Scheide steckenden Rapier gegriffen hatte. Er trug eine leichte, für die Reise geeignete Rüstung. Sein Diener, der ein Stück entfernt bei den Tieren von Speerträgern umringt war, sah mit einer Mischung aus Entsetzen, Bestürzung und Bedauern zu.
    Tralgan blickte an dem Tor vorbei in die Höhe, wo sich Schloß Vornerstein gegen den Himmel abzeichnete. Er kannte jede Zinne und jeden Turm, jede Schießscharte, jedes Zimmer und jedes Versteck. Hier hatte er seine Kindheit verbracht. Unstimmigkeiten mit seinem Vater hatten gewöhnlich mit tosendem Gelächter geendet, während sie sich in die Arme fielen und versöhnten – welcher Sohn stritt nicht gelegentlich mit seinem Vater? An seine Mutter konnte er sich nicht erinnern. Jetzt wollte dieser Blutsauger und Schmarotzer Ornol Lodermair ihm alles stehlen. Die Faust ballte sich stärker.
    »Zieh das Schwert, Tralgan, und du bist ein toter Mann.« Die schwülstige Leidenschaft in Lodermairs Stimme ekelte Tralgan an. Aber er entspannte den Griff. Er war tapfer und leichtsinnig, ja, aber er war nicht dumm.
    Als er das Wort ergriff, war er selbst überrascht, wie ruhig und beherrscht seine Stimme klang. »Dieses Testament ist eine Fälschung. Mein Vater hat alles mir ...«
    »Dein Vater hat alles mir hinterlassen, seinem Lieblingsneffen!«
    Tralgan richtete den Blick auf den Richter. Der unterwürfige Mann blinzelte, schreckte aber keinesfalls zurück. »Ich verlange das mir zustehende Recht, von der Nazabni gehört zu werden. Sie regiert Urn Vennar im Namen des Herrschers und Prinzessin Didis. Ich bin ein treuer Untertan, und man wird mich anhören. Ihr könnt mich nicht davon abhalten ...«
    »Ich kann tun, was ich ...«, begann Lodermair leidenschaftlich.
    Der Richter legte ihm die Hand auf den Arm und brachte ihn zum Schweigen. »Was Kyr Tralgan da sagt, entspricht der Wahrheit. Der Fall kann der Nazabni vorgetragen werden.«
    Tralgan fühlte, wie der Haß jede Faser seines Körpers erfüllte, während er zusah, wie der Richter eindringlich auf seinen Vetter einflüsterte. Lodermair nickte.
    »Sehr gut.« Lodermair hob die Stimme. »Alle sollen sehen, daß ich ein gerechter Herr bin. Alles muß auf legale Weise erledigt werden. Der Fall wird der Nazabni Ulana Farlan in der Hauptstadt vorgetragen.«
    Ja, da stand er, dieser Ornol Lodermair, fett, die Hände in die Hüften gestemmt, das Kinn vorgestreckt, triumphierend. Er trug das traditionelle vallianische Lederwams, als wäre er, wie Tralgan in seiner Wut und Verbitterung dachte, ein angesehener Vallianer. Aus dem Hut mit der aufgebogenen Krempe ragte ein Federbündel in Ocker und Silber, die alten Farben Vennars aus der Zeit, bevor die Provinz geteilt worden war. Er hob die linke Hand und gestikulierte ungeduldig in Richtung des Kapitäns der Wache. Drei Ringe funkelten an den Fingern der plumpen Hand. Während der Kapitän dem Deldar seine Befehle gab, fragte sich Tralgan nach einem plötzlichen und niederschmetternden Stimmungsumschwung, der Verzweiflung und Düsternis in ihm aufsteigen ließ, wie viele dieser Ringe wohl seinem Vater gehört hatten.
    Die Rüstung des Deldars quietschte wie bei den meisten Deldars, als er seine Befehle auf die Art brüllte, die allen Deldars gemein ist; eine Abteilung Speerträger setzte sich in Bewegung und umzingelte Tralgan. Er sah die Kette. Sie brachten tatsächlich eine Kette mit, um ihn zu fesseln. Das vorbelastete Blut machte sich wieder bemerkbar und schnürte ihm die Luft ab; wieder kippte seine Stimmung.
    Rote und grüne Lichtreflexe blitzten von den Kettengliedern auf, als die Zwillingssonnen Zim und Genodras' ihre vermengten Strahlen vom Himmel strömen ließen.
    Der Deldar hob den Arm, in seiner Faust baumelte die Kette mit den Handschellen.
    Tralgan schlug nur einmal zu und versetzte dem Burschen einen sauberen Hieb ans Kinn.
    Der unglückselige Offizier stolperte zurück, stieß mit einigen seiner Speerträger zusammen, und alle stürzten in einem Gewirr aus Armen und Beinen zu Boden. »Niemand kettet mich an!« brüllte Tralgan mit noch größerer Stimmgewalt als zuvor der Deldar. »Diese
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