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49 Stunden

49 Stunden

Titel: 49 Stunden
Autoren: Amanda McLean
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unbeschwertes Wochenende mit ihrer Tochter verbringen wollte. Sie würde eh nicht im Gericht sein und sollte sich keine unnötigen Sorgen machen.
Er beschloss, ihr die Ruhe zu gönnen, die sie so dringend brauchte. Das konnte alles bis Montag warten.
    ***
    Mary betrat ihre Wohnung und strich sich als Erstes die Pumps von den Füßen. Es war wieder mal ein langer Tag gewesen und die Füße taten weh, ebenso wie der Kopf. Doch jetzt hatte sie Pause, endlich eine kleine Auszeit, und sie nahm sich fest vor, nicht wieder etwas dazwischen kommen zu lassen.
    Sie fand Susi im Wohnzimmer vor dem Fernseher vor. Susi – eigentlich Susan Collins – war die Nanny, eine junge Frau von 26 Jahren irischer Abstammung, die die alternde Rhonda vor zwei Jahren abgelöst hatte, als die sich nicht mehr in der Lage dazu fühlte, einem flippigen kleinen Mädchen hinterherzulaufen.
    Susi war ein Engel, den der Himmel Mary geschickt hatte. Bereits beim Vorstellungsgespräch hatte sie nicht – wie alle anderen Jobinteressenten – versucht, mit vielen Worten Eindruck auf Mary zu machen, stattdessen gesellte sie sich gleich zu Katie auf den Boden und spielte mit ihr und ihren Barbie-Puppen. Das imponierte Mary so sehr, dass sie sie ohne weitere Suche einstellte.
    Susi war bei ihnen eingezogen, hatte das alte Zimmer von Rhonda bekommen und war ein Teil der Familie geworden. Mary wusste, dass viele Mütter regelrecht eifersüchtig geworden wären bei dem guten Verhältnis, das Katie und Susi hatten, aber sie war einfach nur dankbar und erleichtert.
Sie musste viele Überstunden machen und sogar die Samstage im Gericht verbringen. So etwas wie Urlaub kannte sie überhaupt nicht mehr. Hätte sie jemand weniger Kompetenten mit ihrer einzigen Tochter betraut, wäre sie in ständiger Sorge gewesen, doch so konnte sie sich ruhigen Gewissens auf ihre Arbeit konzentrieren.
    Sie hörte die Leute schon reden, dass sie mit ihrer Arbeit verheiratet wäre, doch eigentlich war sie nur etwas, mit dem Mary auf ihre Weise etwas zur Gesellschaft beitrug. Dazu liebte sie ihren Beruf, das konnte sie nicht verleugnen. Ja, sie war gerne Richterin und genoss den Respekt, den die Menschen ihr entgegen brachten.
Aufgewachsen in einem kleinen Städtchen in South Carolina, hatten die Leute immer nur das kleine hübsche Mädchen gesehen. Niemand hatte mehr in ihr gesehen, niemand hätte darauf gesetzt, dass aus ihr einmal etwas werden würde, mehr als nur eine Ehefrau und Mutter.
    Dann kam Glenn und sah es, und er brachte sie in die große Stadt Chicago, die sie lieben lernte und wo sie sich eine rosige Zukunft aufbaute.
Mit Glenn war es einige Jahre später aus, doch die Liebe zur Großstadt war noch vorhanden wie am allerersten Tag.
    Oft hatte Mary schon darüber nachgedacht, aufs Land zu ziehen, in einen Vorort Chicagos, Katie zuliebe. Doch sie hatte sich nicht dazu durchringen können. Die Stadtwohnung war bequem, die Arbeit nur einen Katzensprung entfernt und man kam überall hin ohne Auto. Katie wuchs vielleicht nicht mit Hühnern und Kühen auf wie sie selbst, dafür aber mit Menschen aller Rassen und Hautfarben. Für Katie eröffnete sich jeden Tag aufs Neue eine bunte Welt voller Abenteuer.
    ›› Guten Abend, Mary‹‹, begrüßte sie Susi.
    ›› Hallo, Susi. Wie war euer Tag?‹‹
    ›› Sehr schön. Wir waren nach der Schule im Lincoln Park spazieren.‹‹
    ›› Das hört sich doch gut an.‹‹ Sie lächelte und setzte sich auf die Couch, wobei sie die Füße auf den Tisch legte und erleichtert ausatmete.
    ›› Ein langer Tag, was?‹‹
    ›› Das kannst du wohl laut sagen. Ich habe kurz vor Schluss noch einen neuen Fall rein bekommen.‹‹
    ›› Das heißt doch nicht, dass du morgen arbeiten musst, oder? Katie freut sich wie irre auf das Aquarium.‹‹
    Katie hatte sich von Mary gewünscht, ins Aquarium zu gehen, um die Beluga-Wale und die Delfine anzusehen. Sie liebte vor allem die Belugas und war bereits mit ihrer Schulklasse und mit Susi dort gewesen. Ihr größter Wunsch war es nun, den ihr liebsten Ort auf der Welt ihrer Mommy zu zeigen. Wie konnte Mary ihr das abschlagen? Sie hatte ihr einen Tag im Aquarium versprochen, hoch und heilig, und auch dass nicht im letzten Moment wieder etwas dazwischen kommen würde. Mehr als einmal war das in der Vergangenheit der Fall gewesen und Mary hatte ein ganz schlechtes Gewissen.
    ›› Nein‹‹, sagte sie nun zu Susi. ››Ich habe es Katie versprochen. Ich muss nur morgen Vormittag noch die
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