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48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko

Titel: 48 - Waldröschen 07 - Der Kaiser von Mexiko
Autoren: Karl May
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„Aber heute abend wird es gemütlich. Wollen wir in Gemeinschaft einen Bock schießen dahier?“
    „Meinetwegen. Komm, Kumpan! Ich kenne einen Wechsel, wo du ganz sicher zum Schuß kommst.“
    Auch diese beiden verließen den Saal. Es gab im Schloß Zimmer genug zu allerlei Szenen unter vier Augen. Der brave Ludewig folgte dem Kameraden in eins derselben. Dort nahm der letztere seine Larve ab.
    „Ludewig Straubenberger, kennst du mich?“ fragte er.
    Der Gefragte starrte ihn an, schüttelte den Kopf und antwortete:
    „Diese Gegend muß ich schon einmal gesehen haben. Aber wo denn? Ich kann mich nicht besinnen.“
    „So will ich es kurz machen und es dir sagen. Ich bin der Brauer Andreas Straubenberger, dein ehemaliger Nebenbuhler und jetziger Bruder nebst glücklicher Bräutigam einer ganz famosen Heißgeliebten.“
    Da erbleichte Ludewig. Er griff in die Luft, als ob er fallen wollte.
    „Ist's wa – wahr?“ stotterte er.
    „Natürlich, ja. Herunter mit deiner Larve, damit ich dein gutes, liebes Gesicht zu sehen kriege!“
    Nun hätte ein Lauscher in diesem Zimmer ein zweistimmiges Schluchzen hören können, welches von Freudentränen unterbrochen wurde.
    Waldröschen hatte an der Seite der Mutter gestanden. Da war ein geschmeidiger, reich gekleideter Mexikaner auf sie zugetreten hatte sich tief verneigt und dann ihren Arm in den seinigen genommen, um langsamen Schrittes mit ihr im Saal auf und ab zu spazieren.
    „Darf ich um Ihren Namen bitten, Señorita?“ fragte er.
    Die Larve war Schutz genug, die Stimme nicht erkennen zu lassen.
    „Wozu? Sie würden meinen mexikanischen Namen doch nicht auszusprechen vermögen“, antwortete sie.
    „Den Ihrigen jedenfalls. Im Fall der Not aber würde ich ihn deutsch aussprechen.“
    „Da klingt er häßlich.“
    „Wie? Ist Waldröschen ein so häßliches Wort?“
    „Ah, Sie erkennen und verraten mich! Das ist nicht chevaleresk von Ihnen. Es muß bestraft werden.“
    Sie entzog ihm rasch ihren Arm und entfloh. Sie wollte ihre Mutter aufsuchen, fand dieselbe aber auch bereits schon engagiert.
    Ein hoch und breit gebauter Mexikaner, unter dessen Larve ein mächtiger Bart hervorwallte, hatte von Geierschnabel einen Wink erhalten und war ihm hinaus auf den Korridor gefolgt.
    „Da hinten, die vorletzte Tür, Master Sternau.“
    „Schön. Ich danke.“
    Sternau schritt auf diese Tür zu, klopfte an und trat ein. Der Arzt saß am Bett des Schläfers. Sternau bog sich wortlos über den letzteren, schob seine Augenlider empor, prüfte die Pupille und beobachtete sodann den Schlag des Pulses.
    „Ein krampfhafter Schlaf, nicht gefährlich“, erklärte der Arzt, welcher glaubte, einen Herrn des großherzoglichen Hofes vor sich zu haben.
    Sternau zuckte wie mitleidig die Achsel und antwortete:
    „Dieser Kranke wird in fünf Minuten erwachen und gesund sein.“
    Nach diesen Worten verließ er das Zimmer und kehrte nach dem Saal zurück. Dort ging er auf Rosa zu und nahm ihre Hand auf seinen Arm. Es war ihr, als ob die Hand dieses kräftigen Mannes zittere. Sie mußte bei dem Anblick dieser Gestalt an ihren Gatten denken.
    Er führte sie in eine Fensternische und sagte:
    „Ich möchte Ihnen zu dem heutigen Tag gratulieren, gnädige Frau. Werden Sie mir das erlauben?“
    Seine Stimme hatte einen vibrierenden, belegten Ton, dessen Ursache nicht allein die Maske sein konnte.
    „Ich danke Ihnen, Señor“, antwortete sie. „Dieser Tag ist für mich leider mehr ein Tag der Trauer als der Freude.“
    „Ich halte ihn aber dennoch nur für einen Tag der Freude.“
    „So sind Ihnen die Verhältnisse meiner Familie unbekannt.“
    „Nicht doch, ich kenne sie sehr genau und weiß, daß Ihrer eine große Freude wartet.“
    „Wo?“
    „Vertrauen Sie sich mir an, so werde ich es Ihnen zeigen.“
    Er führte sie aus dem Saal hinaus und nach dem Krankenzimmer, wo er auf den ersten Blick bemerkte, daß sich die Wangen des Grafen zu röten begannen.
    „Verlassen Sie uns!“ gebot er dem Arzt.
    „Verzeihung. Mein Platz ist hier“, antwortete dieser.
    Da nahm Sternau ohne Umstände Rosa die Maske ab.
    „Sie erkennen die Tochter dieses Patienten“, sagte er. „Das wird genügen, uns allein zu lassen.“
    Der Arzt zog sich zurück. Rosa blickte auf den Maskierten und fragte:
    „Was bezwecken Sie, Señor?“
    „Bitte, setzen Sie sich so zu Ihrem Papa, daß sein Blick sofort auf Sie fällt.“
    „Wird er erwachen?“
    „In einer halben Minute.“
    „Wie gut. Ich glaubte ihn in
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