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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile
Autoren: Karl May
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allerdings ein Grund. Aber der Bazaine braucht keine Leute.“
    „Da wäre ja der ganze weite Ritt umsonst.“
    „Ja, umsonst wird er wohl sein, wenn ihr nicht einen guten Rat annehmt.“
    Der sogenannte Capitano schien sein Mißtrauen verloren zu haben.
    „Einen guten Rat, den hört man gern“, meinte Mariano.
    „Nun, ich könnte euch sagen, wo ihr sofort ein Unterkommen finden würdet.“
    „Wo denn?“
    „Hier bei uns!“
    „Bei euch? Hm! Wer seid ihr denn?“
    „Habt ihr vielleicht einmal von dem ‚Panther des Südens‘ gehört?“
    „O, oft genug.“
    „Und von Cortejo?“
    „Könnte mich nicht sogleich besinnen.“
    „Nun, diese beiden haben sich zusammengetan, damit Cortejo Präsident wird.“
    „Alle Wetter. Der Kerl scheint nicht dumm zu sein!“ sagte Helmers.
    „Er wirbt Leute an. Gelingt es ihm, so kann ein jeder, der ihm jetzt dient, auf irgend eine gute Stelle oder so etwas Ähnliches rechnen.“
    „Das läßt sich hören.“
    „Und außerdem führt man ein prachtvolles Leben bei ihm. Da gibt es kein Exerzieren und Drillen, wie bei den Franzosen, keinen Kasernen- und Gamaschendienst. Man lebt wie ein Prälat und nimmt das, was man braucht, wo es ist.“
    „Das ist höchst bequem.“
    „Ja. Nun seht ihr wohl ein, daß wir im Dienste dieses Cortejo stehen?“
    „Ja, ich beginne allerdings es zu ahnen.“
    „Habt Ihr keine Lust, einzutreten?“
    „Hm. Das müßte man sich doch vorher ein wenig überlegen. Wir kennen euch nicht.“
    „Ich euch ja auch nicht. Die Hauptsache ist, daß man sich gut steht.“
    „Und das ist also bei euch der Fall?“
    „Ja.“
    „Wo befindet sich denn dieser Cortejo?“
    „Auf seiner Hacienda.“
    „Ihr antwortet sehr undeutlich, Señor. Es gibt tausende von Haciendas.“
    „Nun, so will ich sagen, auf der Hacienda del Erina.“
    Fast wäre Helmers vor Überraschung emporgesprungen. Er mußte alle Selbstbeherrschung anwenden, um scheinbar ruhig zu bleiben. Mariano ging es ebenso.
    „Del Erina?“ fragte Helmers. „Die ist sein Eigentum?“
    „Natürlich. Kennt Ihr sie?“
    „Ja. Ich habe da vor Jahren eine Nacht geschlafen. Damals aber war der Besitzer ein anderer. Ich glaube, er hieß – hieß – hieß –“
    „Arbellez!“ fiel der Mann ein.
    „Ja, richtig! Arbellez. Der Mann ist wohl tot?“
    „O nein, aber doch so ähnlich.“
    „Nicht tot, aber ähnlich? Also krank?“
    „Vielleicht. Wir haben ihm einfach die Hacienda weggenommen. Cortejo bekam das Haus, und wir anderen erhielten alles, was sich darin befand.“
    „Donnerwetter!“
    Die Augen des Jägers blitzten. Am liebsten hätte er diesem Menschen augenblicklich eine Kugel durch den Kopf gejagt. Der verstand ihn aber falsch und sagte:
    „Nicht wahr, das wäre auch so etwas für euch?“
    „Natürlich. Aber was sagte denn dieser – dieser Arbellez dazu?“
    „Viel Kluges nicht, denn er ist ganz gehörig ausgepeitscht worden.“
    „Ausgepeitscht?“ fuhr Helmers auf. „Ist das wahr, Señor?“
    „Natürlich. Fragt den Mann, der da neben mir sitzt. Der hat ihn mit gepeitscht.“
    Helmers schwieg. Er mußte sich Gewalt antun, um seine Gefühle zu bezwingen. Der Mann aber, welchen der Anführer gemeint hatte, sagte:
    „Ja, ich habe ihn mit geschlagen.“
    „Auf wessen Befehl?“ fragte Mariano, der sich Helmers Wut denken konnte.
    „Auf den Befehl der Señorita Josefa.“
    „Ah! Wer ist das?“
    „Die Tochter Cortejos.“
    „Sie befindet sich auf der Hacienda?“
    „Ja.“
    „Seit wann?“
    „Nur erst seit einigen Tagen.“
    „Und Cortejo auch?“
    „Nein. Er hat die Hacienda für einige Zeit verlassen.“
    „Wohin ist er gegangen?“
    Da ertönte, scheinbar aus der Ferne, der Ruf der Eule. Die beiden Jäger wußten also ihre Gefährten in der Nähe.
    „Ihr fragt mich da zu viel“, meinte der Capitano zurückhaltend. „Ihr seid Fremde. Tretet bei uns ein, dann könnt ihr fragen.“
    „Da müßte man doch vorher fragen, wohin ihr jetzt reitet.“
    „Das könnte ich euch noch sagen. Wir gehen an den Rio del Norte.“
    „In welcher Absicht?“
    „Um einen Engländer zu peitschen, wenn er sein Geld nicht hergibt.“
    „Ihr scheint große Freude am Peitschen zu haben, Señores!“
    „Warum nicht? Die Prügel sind die beste Medizin. Dieser Arbellez zum Beispiel ist jedenfalls vollständig kuriert. Er wurde so lange geschlagen, bis man die Knochen sah.“
    Da biß Helmers die Zähne zusammen und murmelte kaum hörbar:
    „Und dann? Was geschah dann mit
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