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47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile

Titel: 47 - Waldröschen 06 - Am Teich der Krokodile
Autoren: Karl May
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schwierig. Dazu gehört Kenntnis, Schlauheit, Energie und eine unendliche Aufopferung. Um so viele zu töten, ist ein eisenfester Charakter und ein totes Gewissen nötig. Glaubst du, daß, wenn ich Landola hinüberschicke, er eines schönen Tages wiederkommen und mir melden wird, daß er alles ausgeführt habe und daß wir ruhig sein können?“
    „Nein, das glaube ich nicht.“
    „Er hat mich betrogen.“
    „Er würde dich wieder betrügen.“
    „Oder soll ich mich auf meinen Bruder verlassen?“
    „Auch er hat dich betrogen.“
    „Das ist das eine. Und sodann ist er selbst geächtet und verfolgt. Er ist wohl schwerlich imstande, unserer Sache zu nützen.“
    „Du hat recht, lieber Freund. Du überzeugst mich immer mehr, daß du selbst hinüber mußt.“
    „Nicht wahr? Ich scheide ungern, liebe Clarissa.“
    „Und ich lasse dich ungern fort. Aber um unseres Sohnes willen wollen wir die Trennung ertragen. Siegen wir, so ist das Wiedersehen ein um so fröhlicheres. Aber, wenn du dich verkleidest, als was willst du reisen?“
    „Als Advokat und Beauftragter des Grafen Rodriganda.“
    „Und Landola?“
    „Als mein Sekretär.“
    „Dieser Gedanke ist gut. Aber ich bitte dich sehr, dich vor diesem Landola in acht zu nehmen. Es ist ihm nicht zu trauen.“
    „Habe keine Angst.“
    „Wann wirst du ihm sein Geld bezahlen? Pränumerando?“
    Es war ein dämonisches Lächeln, welches sich auf Cortejos Gesicht sehen ließ.
    „Das Geld?“ sagte er. „Er wird es niemals erhalten.“
    Sie blickte ihn zweifelhaft an.
    „Du willst es ihm vorenthalten?“ fragte sie.
    „Ja.“
    „Ihn also darum betrügen?“
    „Betrügen? Hm! Kann man einen Toten betrügen?“
    Da fuhr sie rasch empor.
    „Einen Toten? Er soll sterben?“
    „Ja.“
    „Von deiner Hand?“
    „Von keiner anderen.“
    „Und wann?“
    „Wenn er seine Schuldigkeit getan und ich ihn nicht mehr brauche.“
    Schwester Clarissa machte ein hochbeglücktes Gesicht.
    „Cortejo“, rief sie, „daran erkenne ich dich! Du bist ein großer Mann. Du verfolgst deinen Gedanken durch Himmel und Hölle.“
    „Es wird seine Strafe sein, daß er uns betrogen hat“, sagte er. „Übrigens ist das nicht das erste und zweite Mal.“
    „Auch sonst noch?“ fragte sie.
    „Ja. Er gestand, daß er mir nur den zehnten Teil unseres Gewinnes gegeben hat.“
    „Und wieviel hattest du zu verlangen?“
    „Die Hälfte – fünfzig Prozent.“
    Da schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen.
    „So hat er dich um vierzig Prozent betrogen?“
    „Ja.“
    „Und das hat er dir gestanden?“
    „Ja.“
    „Doch gezwungener Weise.“
    „O nein, sondern mit lachendem Mund.“
    „Welche Frechheit! Welche Schändlichkeit! Welch ein Betrug! Du hast recht. Er hat den Tod verdient. Er verdient keine Schonung.“
    „Er wird seine Strafe finden. Wer mich zu täuschen und zu übervorteilen wagt, der erhält seinen Lohn, selbst wenn er mein Bruder wäre.“
    Sie blickte ihm abermals forschend in die Augen.
    „Soll das etwa heißen –“, fragte sie gedehnt.
    „Was?“
    „Dein Bruder hat dich ja auch getäuscht!“
    „O, noch mehr. Er ist an allem schuld!“
    Dabei ballte Cortejo die Faust und schlug auf den Tisch.
    „Wieso an allem?“ fragte Clarissa.
    „Er hat den Landola verführt, Don Ferdinande leben zu lassen. Da dies dem Kapitän geglückt ist, hat er es später auch gewagt, den anderen das Leben zu schenken, was sicherlich nicht geschehen wäre, wenn er das erstere nicht hätte tun dürfen.“
    „Du hast recht: aber er ist dein Bruder“, sagte sie, indem ihr Blick lauernd auf ihm ruhte.
    Er bemerkte das, stieß ein zufriedenes Lachen aus und sagte:
    „Also auch hierin stimmen wir zusammen!“
    „Worin?“
    „Hm. Denkst du, ich sehe es dir nicht an, was du wünschst?“
    Sie errötete ein wenig und fragte dabei:
    „Nun, was ist es, was du mir ansiehst?“
    „Du möchtest, daß ich meinen Bruder auch ein wenig bestrafe?“
    „Würdest du mir diesen Wunsch übelnehmen?“
    „Ganz und gar nicht.“
    „Ich will dir nicht vorgreifen, aber wie kommt Pablo dazu, das Eigentum unseres Sohnes an sich zu reißen!“
    „Es zu vergeuden!“ fügte Cortejo hinzu.
    „Unsere Reichtümer in den Rachen der Revolution und des schwarzen Panthers zu werfen!“
    „Und seine Tochter als Gräfin Rodriganda anzubieten!“
    „Das war lächerlich!“
    „Er steht am Ziel seiner Lächerlichkeiten.“
    „Du willst ihn steuern?“
    „Ja, sehr ernst. Er soll mir helfen, die
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